Viele Pinots noirs sind nur Durchschnitt
Nicht der bekannteste und auch nicht der teuerste: Der Waadtländer Pinot noir Domaine du Terraillex 2009 erhielt von den K-Tipp-Experten die Bestnote. Und: Zehn der zwölf degustierten Blauburgunder waren bestenfalls Durchschnitt.
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K-Tipp 05/2012
04.03.2012
Letzte Aktualisierung:
08.10.2019
ezw/arb
Der aus dem Burgund stammende Pinot noir oder Blauburgunder ist die am weitesten verbreitete Weinsorte der Schweiz. Sie wird mit Ausnahme des Tessins in fast allen Regionen des Landes in grossem Stil angebaut und belegt mit über 4300 Hektaren fast einen Drittel der gesamten Rebfläche der Schweiz.
Der Pinot noir ist eine vielseitige, anspruchsvolle Sorte, die im besten Fall Weine von grosser Eleganz und Finesse hervorbringt. Charakteristisch sind ihre wenig intens...
Der aus dem Burgund stammende Pinot noir oder Blauburgunder ist die am weitesten verbreitete Weinsorte der Schweiz. Sie wird mit Ausnahme des Tessins in fast allen Regionen des Landes in grossem Stil angebaut und belegt mit über 4300 Hektaren fast einen Drittel der gesamten Rebfläche der Schweiz.
Der Pinot noir ist eine vielseitige, anspruchsvolle Sorte, die im besten Fall Weine von grosser Eleganz und Finesse hervorbringt. Charakteristisch sind ihre wenig intensive Farbe, ihre feinen Aromen von roten Früchten und die gehaltvolle Struktur. Das Angebot an einheimischen Blauburgundern bei den Grossverteilern ist sehr breit.
Der beste Wein kostet nur Fr. 8.50
Das Fazit der K-Tipp-Degustation: Einmal mehr schwang weder der bekannteste noch der teuerste Wein obenaus. Klarer Sieger war der Domaine du Terraillex 2009, verkauft von Manor für Fr. 8.50. Er ist ein gut gekelterter, frischer Wein mit schöner Struktur. Produziert wird der Testsieger von der Waadtländer Winzerkooperative Cave des viticulteurs de Bonvillars.
Dahinter liefern sich drei vergleichsweise günstige Weine ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Der Pinot noir aus dem Oberwalliser Dorf Salgesch, erhältlich für Fr. 7.95 bei Aldi, wurde Zweiter. Auf dem dritten Platz landete ein Zürcher Clevner von Lidl, der in der Nase mehr gefiel als im Gaumen, gefolgt von einem etwas mageren Ostschweizer Landwein von Aldi.
Für die Fachjury enttäuschend schnitt der zweitteuerste Wein der Degustation ab, der Pinot noir Hurlevent, den es bei Coop für Fr. 14.90 gibt.
Er landete nur auf Platz 9.
Erstaunlich: Am Weinconcours Mondial du Pinot noir 2011 in Sierre hatte dieser Wein noch eine Goldmedaille erhalten.
Die Experten suchten auch bei anderen Weinen vergeblich nach den typischen Merkmalen des Blauburgunders – der knackig roten Frucht, der Leichtfüssigkeit, der Eleganz und der Finesse.
Das illustriert etwa der achtplazierte Wein – der einzige Neuenburger Pinot und mit Fr. 16.40 auch der teuerste: Mit seiner für einen Pinot völlig untypisch dunklen Farbe, seinen mediterran anmutenden Aromen und seinem hohen Alkoholgehalt von 14 Prozent ist er blind kaum als Pinot erkennbar.
Nächste Degustation: Primitivo-Weine
Claudio De Giorgi, Gstaad, Sommelier
Stéphane Meier, Genf, zweifacher Gewinner
des Prix du Beau-Rivage
Jean Solis, Lausanne, zweifacher Schweizer Meister im Weindegustieren
Pierre Thomas, Lausanne, Weinjournalist
Eva Zwahlen, Oberrieden, Weinjournalistin