Weindegustation: Viele Riesling-Silvaner sind zu süss
Ein Glas frisch-fruchtiger Weisswein schmeckt im Sommer besonders gut. Doch die meisten Riesling-Silvaner-Weine in der K-Tipp-Degustation waren höchstens genügend.
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K-Tipp 12/2019
18.06.2019
Letzte Aktualisierung:
08.08.2019
Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion
Für die Deutschschweiz ist die weisse Traube Riesling-Silvaner von ähnlich grosser Bedeutung wie der Chasselas für die Romandie. Die Hauptanbaugebiete für Riesling-Silvaner-Reben liegen in den Kantonen Zürich, Aargau, Schaffhausen und Thurgau. Die Traube zeichnet sich dadurch aus, dass sie früh reift, einfach anzubauen ist und hohe Erträge ermöglicht.
Der K-Tipp hat zwölf Riesling-Silvaner-Weine aus der Deutschschweiz deg...
Für die Deutschschweiz ist die weisse Traube Riesling-Silvaner von ähnlich grosser Bedeutung wie der Chasselas für die Romandie. Die Hauptanbaugebiete für Riesling-Silvaner-Reben liegen in den Kantonen Zürich, Aargau, Schaffhausen und Thurgau. Die Traube zeichnet sich dadurch aus, dass sie früh reift, einfach anzubauen ist und hohe Erträge ermöglicht.
Der K-Tipp hat zwölf Riesling-Silvaner-Weine aus der Deutschschweiz degustieren lassen. Alle Flaschen wurden bei den Grossverteilern und in Weinhandlungen gekauft. Ergebnis: Nur ein Wein aus dem Denner schaffte knapp eine gute Bewertung. Der «Hallauer AOC» aus Schaffhausen für Fr. 7.45 war laut Jury frisch und zeigte angenehme Aromen von Zitrusfrüchten und Holunder.
Jury von eintöniger Machart enttäuscht
Neun Weine schnitten genügend ab – mit der fast gleichen Gesamtpunktzahl. Bei vielen störten sich die Experten an der eintönigen Machart. Die Weine erinnerten sie mit ihrem süsslich-milden Geschmack an Alkopops, also an süsse Alkoholmischgetränke. Ein typischer Kommentar der Experten: «Schmeckt nach in Alkohol aufgelösten Bonbons.»
Zwei Weine erhielten ein ungenügendes Urteil: Beim «Zürichsee Riesling-Silvaner» der Staatskellerei Zürich aus dem Coop kritisierte die Jury die extreme Süsse. Der Aargauer «Loch Riesling-Silvaner» von Manor fiel wegen seines muffigen Schimmelaromas durch.
Die Staatskellerei Zürich verweist auf den ungewöhnlich heissen Sommer 2018, der Reife und Zuckergehalt der Trauben negativ beeinflusst haben könnte. Baumgartner Weinbau, Produzent des «Loch Riesling-Silvaner», sagt, es müsse sich um eine fehlerhafte Einzelflasche gehandelt haben. Ähnlich tönt es bei der Kellerei Rutishauser, Produzent des genügenden «Zizers Bündner Banner»: «Wir müssen davon ausgehen, dass die betroffene Flasche nicht optimal gelagert war.» Wärme und Sonnenlicht könnten Aroma und Frische beeinträchtigt haben, vermutet Rutishauser.
Die Fachjury
Die Jury hat die Weine wie immer blind degustiert und anhand der gebräuchlichen 20-Punkte-Skala benotet. Für den K-Tipp degustierten folgende Experten:
- Hans Georg Babits: Weinakademiker, Académie du Vin
- Ursula Geiger: Önologin, Redaktorin «Vinum»
- Andreas Keller: Inhaber Presse- und Eventagentur für Wein
- Andrin Willi: Gastro- und Weinjournalist
- Eva Zwahlen: Weinjournalistin