Der italienische Schaumwein Prosecco ist eine günstige Alternative zum Champagner: 15 der 20 Flaschen, die der K-Tipp degustieren liess, kosteten weniger als 15 Franken (siehe Tabelle im PDF). Für sechs der Schaumweine muss man nicht einmal eine Zehnernote investieren. Zum Vergleich: Französischer Champagner kostet in der Regel deutlich mehr als 20 Franken.
Zwischen Champagner und Prosecco gibt es zwei Unterschiede: Der französische Champagner besteht aus den roten Traubensorten Pinot noir und Pinot Meunier sowie der weissen Sorte Chardonnay. Beim Pressen wird darauf geachtet, dass möglichst wenig rote Pigmente aus den Schalen der Trauben in den Wein gelangen. Die Kohlensäure im Champagner entsteht aufgrund eines Gärungsverfahrens in den einzelnen Flaschen. Prosecco hingegen stammt aus den italienischen Regionen Venetien und Friaul und besteht ausschliesslich aus der weissen Traubensorte Glera. Die Kohlensäure im Prosecco wird in grossen Tanks erzeugt. Der Begriff Prosecco ist eine Herkunftsbezeichnung.
Das Ergebnis der Degustation: Auch die günstigsten Flaschen erreichten noch ein genügendes Geschmacksurteil. Bei den meisten darf man aber kein Feuerwerk an Aromen erwarten.
18 der 20 Prosecchi waren nach Ansicht der Jury zwar fehlerfrei, schmeckten aber ähnlich neutral. Viele Extra-dry-Flaschen erinnerten sie an alkoholische Süssgetränke mit Kohlensäure.
Wer geschmacklich höhere Ansprüche hat, muss etwas mehr als 10 Franken ausgeben: Zwischen 14 und 18 Franken kosteten die drei gut bis sehr gut bewerteten Prosecchi. Sie gehören zur Kategorie «brut». Diese Bezeichnung gibt den Süssegrad eines Schaumweines an. «Brut» bedeutet: Der Prosecco darf maximal 12 Gramm Restzucker pro Liter enthalten. Das entspricht in etwa drei Würfelzuckern. Bei der Extra-dry-Variante hingegen sind zwischen 12 und 17 Gramm Zucker pro Liter erlaubt.
Die Qualität der Brut- Prosecchi war in der Degustation tendenziell höher als jene der Extra- dry-Flaschen. Von acht Brut-Produkten schnitten zwei gut ab. Von den Extra-dry-Prosecchi schaffte keiner eine gute Note.
Zwei Coop-Produkte waren ungenügend
Zwei Schaumweine von Coop wurden mit der Gesamtnote «ungenügend» bewertet. Sie schmeckten laut den Experten alt und muffig. Hintergrund: Vor allem bei Extra-dry-Prosecchi ist die Praxis verbreitet, die Mängel der verarbeiteten Weine mit Süsse zu kaschieren. Bei Brut-Varianten ist das weniger oft der Fall.
Das Gesamturteil «sehr gut» bekam der «Costa dei Peschi» der Vinothek Brancaia für rund 18 Franken. Es ist das erste Mal, dass die Jury einen Prosecco mit der Bestnote bewertete. Bereits 2011 und 2014 hatte der K-Tipp Schaumweine degustiert – und maximal gute Noten vergeben.
Coop verteidigt seine Extra-dry-Prosecchi: Sie seien bei den Kunden beliebt und würden online gut bewertet. Lidl gibt an, die Bewertungen in internen Degustationen seien besser ausgefallen. Bei Globus heisst es, der nur «genügende» Prosecco sei ein Bestseller. Bindella vermutet, dass die verkostete Flasche des «Cuvée del Fondatore» fehlerhaft war. «Die tiefe Bewertung überrascht uns, zumal dieser Schaumwein international zu den besten gezählt wird», so Bindella.
Wer Champagner vorzieht, kann sich noch immer auf die K-Tipp-Degustation von 2017 (K-Tipp 20/2017) abstützen: Damals schnitten die Produkte von Pol Roger und Laurent Perrier sehr gut ab. Beide Champagner sind bei Coop, Globus, Manor und im Fachhandel nach wie vor erhältlich.
Die K-Tipp-Fachjury
Die Jury hat die Prosecchi blind degustiert und anhand der gebräuchlichen 20-Punkte-Skala für Weine benotet. Für den K-Tipp degustierten folgendeExperten:
Hans Georg Babits: Weinakademiker, Académie du vin
Ursula Geiger: Önologin und Weinjournalistin
Andreas Keller: Inhaber einer Presse- und Eventagentur für Wein
Andrin C. Willi: Gastro- und Weinjournalist
Eva Zwahlen: Weinjournalistin