Zwölf Chasselas – zehn waren nur befriedigend
Möglich, dass der Zeitpunkt etwas früh gewählt war. Auf alle Fälle präsentierten sich die Chasselas 2011 in der K-Tipp-Degustation nicht in Bestform. Nur zwei der zwölf Weine wurden als gut bewertet.
Inhalt
K-Tipp 10/2012
13.05.2012
Letzte Aktualisierung:
08.10.2019
ezw/arb
Der Chasselas ist die weisse Hauptsorte der Schweiz und bedeckt mehr als 4000 von insgesamt rund 15 000 Hektaren. Er ist beliebt als süffig-spritziger Apérowein, passt aber auch sehr gut zu Süsswasserfischen und sommerlich-leichten Speisen. Kein Wunder, warten viele treue Anhänger jeweils ungeduldig auf den neuen Jahrgang.
Fazit der K-Tipp-Degustation von zwölf der meistverkauften Chasselas-Weine: Der Jahrgang 2011 enttäuscht – ...
Der Chasselas ist die weisse Hauptsorte der Schweiz und bedeckt mehr als 4000 von insgesamt rund 15 000 Hektaren. Er ist beliebt als süffig-spritziger Apérowein, passt aber auch sehr gut zu Süsswasserfischen und sommerlich-leichten Speisen. Kein Wunder, warten viele treue Anhänger jeweils ungeduldig auf den neuen Jahrgang.
Fazit der K-Tipp-Degustation von zwölf der meistverkauften Chasselas-Weine: Der Jahrgang 2011 enttäuscht – obwohl er nach Einschätzung von Spezialisten besser sein soll als der 2010er.
Ein weiteres Problem: Die ersten 2011er-Weine sind teils schwierig zu finden. Ein Beispiel dafür ist die Coop-Sélection La Thibaude. Der Wein wurde am 18. April auf der Website des grössten Anbieters für Schweizer Wein angepriesen, war aber kaum in einer Filiale zu finden. Offensichtlich sind die Lager nach wie vor allzu gut gefüllt mit dem letzten Jahrgang.
Die Degustation war auf Waadtländer Chasselas beschränkt – mit einer Ausnahme: Der siebtplatzierte Tropfen war ein Walliser, ein Fendant von Provins. Auch Walliser Chasselas 2011 sind noch kaum in den Verkaufsregalen. Offensichtlich werden nach wie vor die 2010er-Fendants verkauft. Fendant ist übrigens der am meisten verkaufte Schweizer Weisswein.
Ergebnis der Degustation: Grundsätzlich präsentierten sich die Chasselas schwer zugänglich. Sie sind im Moment noch verschlossen, streng und eindimensional. Lediglich zwei Weine haben mindestens 14 Punkte und damit die Gesamtnote «gut» erhalten. Auf dem ersten Platz landete mit 15 Punkten der St-Saphorin 2011 der Léderrey SA, im Verkauf bei Aldi für Fr. 9.79: ein fein nach Lindenblüten und weissen Früchten duftender, frischer Wein.
Der zweite Wein (14 Punkte) stammt aus Aigle und kostet bei Denner Fr. 9.95. Er gefällt mit schöner, charmanter Frucht und spritziger Kohlensäure, allerdings wirkt er im Abgang etwas bitter. Der berühmte Aigle les Murailles ist einer der bekanntesten Schweizer Weine überhaupt. Dennoch landete er bloss auf dem sechsten Platz (Gesamtnote «befriedigend»). Dieser Aigle ist der typische Vertreter einer sehr technisch geprägten Weinherstellung, mit sehr intensiven, aber leider etwas übertrieben wirkenden Frucht- und Bonbonnoten.
Ein Trost bleibt angesichts des ernüchternden Resultats der Chasselas-Degustation: Man kann gut und gerne noch eine Weile Chasselas des Jahrgangs 2010 kaufen und geniessen.
Nächste Degustation:
Rosé-Weine
Claudio De Giorgi, Gstaad, Sommelier
Jean Solis, Lausanne, zweifacher Schweizer Meister im Degustieren
Stéphane Meier, Genf, zweifacher Preisträger des Prix Beau-Rivage
Eva Zwahlen, Zürich, Weinjournalistin
Pierre Thomas, Lausanne, Weinjournalist, www.thomasvino.ch