Achtung, Schleudergefahr in Kurven!
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K-Tipp 10/2002
15.05.2002
Velo-Kin dersitze im K-Tipp-Test: Nur zwei von zehn haben überzeugt
Ein Test an zehn Velokindersitzen zeigt: Bei der Verarbeitung, dem Konstruktionsprinzip, aber auch beim Gebrauch gibt es grosse Unterschiede. Das billigste Produkt fiel durch.
Thomas Vogel tvogel@ktipp.ch
Es gibt grosse Unterschiede im Fahrverhalten, wenn die Sitze montiert sind», konstatiert Karl-Heinz Baumann, Prüfleiter beim ipi-Institut für Produktforschung und Information im ...
Velo-Kin dersitze im K-Tipp-Test: Nur zwei von zehn haben überzeugt
Ein Test an zehn Velokindersitzen zeigt: Bei der Verarbeitung, dem Konstruktionsprinzip, aber auch beim Gebrauch gibt es grosse Unterschiede. Das billigste Produkt fiel durch.
Thomas Vogel tvogel@ktipp.ch
Es gibt grosse Unterschiede im Fahrverhalten, wenn die Sitze montiert sind», konstatiert Karl-Heinz Baumann, Prüfleiter beim ipi-Institut für Produktforschung und Information im deutschen Esslingen. «Mit einigen Sitzen kommt man beim Kurvenfahren arg ins Schlingern.»
Ipi untersuchte im Auftrag des K-Tipp zehn Velokindersitze - acht Modelle, die hinter dem Fahrer montiert werden, sowie zwei so genannte Vordersitze.
Solche Sitze sind am Lenker montiert. Sie haben den Vorteil, dass der Fahrer das Kind jederzeit unter Kontrolle hat. Dafür beeinflussen sie das Fahrverhalten eher negativ und der Fahrer muss beim Treten die Beine leicht nach aussen winkeln.
Jörg Vitelli vom Fachgeschäft Vitelli Velobedarf in Basel empfiehlt diese Sitze deshalb nur für kürzere Strecken - zum Beispiel für das Einkaufen, da der Gepäckträger nutzbar bleibt.
Doch sind Vordersitze meist nur für Kinder bis zu 15 Kilo Gewicht zugelassen. Hintersitze sind für Kinder bis 25 Kilo geeignet. Für längere Touren empfiehlt Vitelli Hintersitze: «Kleine Kinder schlafen schon nach kurzer Fahrt ein, weil beim Velofahren der Wiegeneffekt zum Tragen kommt.»
Aus diesem Grund ist auch die Schlafposition beim Kindersitz sehr empfehlenswert. Doch nicht alle Sitze haben diese praktische Sitzstellung. Und: Selbst wenn sie vorhanden ist, muss man diese Position auch einstellen können. Deshalb ist eine übersichtliche und einfache Bedienungsanleitung nötig.
Bereits in diesem Prüfpunkt haperts bei einigen Modellen. So sind die Gebrauchsanleitungen des Hamax Bike Rider Lux und des Bulldog Midi 576-2 nur rudimentär: entweder fehlen Sicherheitshinweise oder die bei uns übliche dreisprachige Fassung.
Ebenfalls unvollständig ist die Gebrauchsanleitung des Winther Polysport. Zusätzlich ist hier die Verständlichkeit der Anleitung nicht optimal. Ebenso ergeht es Käufern des Sitzes Bikey Plus Serie 2000. Die Instruktion ist vollständig, aber schwer verständlich und unübersichtlich. Deshalb reicht es auch diesem Modell nur zum Teilurteil «ungenügend».
Kompliziert: Das Kind in den Sitz zu setzen
Hat man den Sitz dann endlich montiert - was bei einigen Modellen eine halbe Doktorarbeit ist -, kann die Fahrt beginnen. Beim Kettler Flipper sowie beim Winther Polysport kommt man aber in Versuchung, das Kind zu Hause zu lassen. Denn: Es ist weder einfach, sein Kind in den Sitz zu setzen, noch ihn ideal an das Kind anzupassen.
Vor allem der Winther-Sitz fiel hier negativ auf. Zwar geben die Fünfpunktgurten einen guten Halt während der Fahrt, dafür ist es umständlich, die korrekte Länge einzustellen. Zusätzlich muss der Schrittgurt auf knifflige Art mit der Schultergurtschnalle verankert werden. Kompliziert ist es auch, das Kind wieder aus dem Sitz zu heben.
Endlich unterwegs hat man es oft schon nach wenigen Minuten mit einem schreienden Nachwuchs zu tun, weil eine komfortable Sitzposition fehlt. Das kann Ihnen bei folgenden Modellen passieren:
- OK Baby Ergon
- Bulldog Midi
- Bikey Plus
- Winther Polysport
- Hamax Bike Rider Lux
Alle fünf erhielten in diesem Teilpunkt das Urteil «ungenügend». Die Ursachen reichen von unzureichender Sitzergonomie (Winther Polysport) bis zur sehr aufrechten Sitzposition mit weit nach hinten abgewinkelter Fussposition (Hamax Bike Rider Lux). Beim Bikey Plus und dem Bulldog Midi fehlen Kopfanlegemöglichkeiten vollständig.
Dass es auch besser geht, beweist der Römer Jokey.
Nach einer Weile wollen Sie sich eine Pause gönnen. Mit Hintersitz-Modellen gibts keine Probleme beim Absteigen. Nicht ideal sind die zwei Vordersitze. Vor allem beim OK Baby Orion sei der Abstand zwischen Sitz und Sattel zu eng. Das erschwert das Auf- und das Absteigen.
Einige Sitze machen Velos in Kurven instabil
Frisch gestärkt geht es nach der Pause weiter. War das Bier doch nicht so ideal? Sie fühlen sich etwas unsicher auf den Rädern. Doch keine Angst: Vor allem wenn Sie den Sitz von Sirius oder Ergon von OK Baby montiert haben, liegt es nicht an Ihnen. Das Prüflabor attestierte diesen Modellen ein «unsicheres Beeinträchtigen der Fahrstabilität». Vor allem der Sirius-Sitz zeigt eine starke seitliche Instabilität. «Er bringt in Kurven das Fahrrad ins Schlingern», sagt dazu Karl-Heinz Baumann.
Der letzte Prüfpunkt betraf Verarbeitung und Konstruktion des Sitzes. Hier zeigten erneut OK Baby Orion, Winther Polysport und Hamax Bike Rider Lux Schwächen.
Beim Hamax Bike Rider Lux brach während des Tests gar ein Kunststoffteil in der Sitzlehne. Hamax hat zum schlechten Testresultat seines Produktes Bike Rider Lux nur angemerkt, man werde die Bedienungsanleitung verbessern.