Aldi-Rasierer schlägt teure Gillette-Modelle
Nur ein Siebtel so teuer und erst noch besser: Der Nassrasierer von Aldi ist K-Tipp-Testsieger und lässt die teuren Gillette-Produkte hinter sich. Auch das günstige Denner-Modell hält mit den teuren Rasierern locker mit.
Inhalt
K-Tipp 05/2012
04.03.2012
Letzte Aktualisierung:
16.03.2012
Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion
Hunderttausende von Schweizer Männern benützen täglich einen Nassrasierer. Und viele ärgern sich über die extrem hohen Preise der Produkte – vor allem von Marktführer Gillette.
Der K-Tipp wollte deshalb wissen, ob sich der hohe Preis lohnt, und liess zehn Nassrasierer testen. Darunter sieben Systemrasierer mit Wechselklingen sowie drei Einwegrasierer. Die Experten der Stuttgarter Prüfinstitute IPI und Dekra testeten, welches Produ...
Hunderttausende von Schweizer Männern benützen täglich einen Nassrasierer. Und viele ärgern sich über die extrem hohen Preise der Produkte – vor allem von Marktführer Gillette.
Der K-Tipp wollte deshalb wissen, ob sich der hohe Preis lohnt, und liess zehn Nassrasierer testen. Darunter sieben Systemrasierer mit Wechselklingen sowie drei Einwegrasierer. Die Experten der Stuttgarter Prüfinstitute IPI und Dekra testeten, welches Produkt die gründlichste und sanfteste Rasur bietet. Zudem prüften sie die Lebensdauer der Klingen. Weil diese so teuer sind, ist neben einer angenehmen Rasur die Lebensdauer das wichtigste Qualitätskriterium.
Testpersonen mit besonders starkem Bartwuchs rasierten sich so oft mit denselben Klingen, bis deren Schärfe merklich nachliess. Anschliessend wurden die verschlissenen Klingen unter dem Rasterelektronenmikroskop verglichen (siehe Kasten auf Seite 18).
Das Testresultat: Auch mit nur drei Klingen ist eine gute Rasur möglich. Mehr Klingen bringen nur einen kleinen Vorteil – bei deutlich höherem Preis.
Im Test erreichte kein Nassrasierer die Gesamtnote «sehr gut». Fünf Rasierer erhielten das Gesamturteil «gut» mit Noten von 5 bis 5,3 – darunter zwei 3-Klingen-Rasierer. Zwei weitere Rasierer sind ebenfalls «gut», allerdings mit Noten von je 4,8 nur knapp. Zwei Modelle sind noch «genügend», und ein Rasierer fiel mit «ungenügend» durch. Rasierer mit weniger als drei Klingen wie der Bic 1 sind in der Rasierleistung deutlich schwächer.
Der Aldi-Rasierer hält am längsten
Die Produkte der Marktführer Gillette und Wilkinson erreichten zwar Höchstnoten im Hauptkriterium Rasieren. Über alle Testkriterien betrachtet mussten sie aber dem Günstigrasierer von Aldi knapp den Vortritt lassen. Der Maximum 3 von Prince ist Testsieger und nur etwa ein Siebtel so teuer wie der zweitplatzierte Fusion Proglide Power von Gillette. Das Aldi-Modell rasierte gut und erreichte gleichzeitig eine Topnote bei der Lebensdauer. Die Klingen des Aldi-Rasierers hielten mit Abstand am längsten. Die Probanden konnten sich mit einem Klingenblock durchschnittlich 23 Mal rasieren, bis die Leistung merklich nachliess. Mit den Klingen des zweitplatzierten Gillette Fusion Proglide Power waren im Schnitt nur 17 Rasuren möglich. Unter dem Mikroskop bestätigte sich das Bild: Die Klingenabnutzung nach zehn Rasuren und im stumpfen Zustand war bei den Aldi-Klingen am geringsten. Sie zeigten am wenigsten Biegungen, Scharten, Risse und Eindellungen.
Laut Aldi-Sprecher Sven Bradke bestehen die Klingen des Maximum 3 aus mehrfach beschichtetem japanischem Stahl. Er verfügt über drei Klingen pro Block, der Fusion Proglide Power über fünf Klingen.
Auf Platz drei folgt der bereits seit Jahren verkaufte Mach 3 Turbo von Gillette. Knapp dahinter liegt der Rasierer von Denner, das einzige 6-Klingen-Modell im Test. Mit der gleichen Note folgt der teurere Hydro 5 von Wilkinson. Ebenfalls gut sind die Eigenmarke von Coop und der Einwegrasierer von Wilkinson.
Klassiker Bic fällt bei Rasierleistung ab
Der Einwegrasierer Xtreme 3 Sensitive konnte sich noch vor dem schlechtesten Systemrasierer von Lidl platzieren. Das Modell Shark erreicht ein «genügend», genau wie der Einwegrasierer Blue 2 Plus Slalom von Gillette.
«Ungenügend» schnitt der Einwegrasierer von Bic ab – ein Klassiker, der seit 1975 im Verkauf ist. Der Bic kann bezüglich Rasierleistung nicht annähernd mit den anderen Rasierern mithalten. Gleich 5 von 13 Probanden klagten über Hautverletzungen und -irritationen. Die starre Konstruktion des Bic sorgt für blutige Überraschungen, wenn man nicht sehr achtsam vorgeht.
Am saubersten und hautschonendsten schneidet der Proglide Power von Gillette die Barthaare ab. Wilkinsons Hydro 5 und Gillettes Mach 3 Turbo sind aber mit der Note 5,4 bei der Rasierleistung beinahe gleich gut. Die Ersatzklingen des Mach 3 Turbo sind jedoch nur halb so teuer wie die des Proglide. Und auch die Ersatzklingen von Wilkinson sind fast gleich teuer. Deutlich weniger kosten die Modelle Maximum 3, 6-Klingen-Rasierer und Shark von Aldi, Denner und Lidl. Sie alle rasieren gut, mit Noten von 5 bis 5,2.
Antonio Sansossio, Marketingmanager von Bic, verteidigt den ältesten Einwegrasierer mit einer Klinge: «Mehr als 36 Jahre nach seiner Einführung bevorzugen 16 von 100 Schweizer Benutzern von Wegwerfrasierern immer noch den Bic 1.» Bic biete zudem auch günstige Drei- und Vier-Klingen-Wegwerfrasierer an. Coop teilt mit, dass der Gleitstreifen und die Klingenbeschichtung der Eigenmarke Matrix 3 verbessert würden. Wilkinson kritisiert, dass die Probanden vor dem Test nicht auf die Flip-Trimmer-Funktion des Hydro 5 aufmerksam gemacht wurden. Das Gel-Reservoir über den Klingen kann nach hinten weggeklappt werden. Damit werde der Klingenkopf verkleinert, und schwierige Stellen seien besser erreichbar, so Wilkinson. Auf der Verpackung wird die Flip-Trimmer-Funktion jedoch lediglich für präzises Konturschneiden empfohlen. Der K-Tipp hat nicht auf Zusatzfunktionen hingewiesen, da man in der Praxis vor dem Rasieren nicht zuerst die Betriebsanleitung studiert. Keiner der Probanden hat die Flip-Trimmer-Funktion aus eigenem Antrieb genutzt.
So wurde getestet
Die Experten der Stuttgarter Labors IPI und Dekra unterzogen zehn Nassrasierer praktischen und messtechnischen Prüfungen
- Rasierergebnis/Handhabung: Täglich kamen 13 Personen in das Stuttgarter IPI-Labor und rasierten sich, überwacht von einem Experten, jede Gesichtshälfte mit einem anderen Rasierer. Jeden Tag beurteilten die Probanden anhand eines Fragebogens Gründlichkeit der Rasur, Hautschonung und Handhabung. Der Test dauerte zehn Tage. Während dieser Zeit benutzten die Probanden jedes Rasierermodell zweimal. Markennamen wurden vorgängig von den Rasierern entfernt.
Die Testgruppe bestand aus Personen mit empfindlicher bis normaler Haut und mittlerem bis starkem Bartwuchs. - Lebensdauer/Abnutzung: Vier zusätzliche Probanden mit starkem Bartwuchs und harten Haaren rasierten sich mit allen Rasierern so lange, bis mit den jeweiligen Klingen keine akzeptable Rasur mehr möglich war. Sämtliche Klingen fotografierten die Prüfer der Dekra unter dem Rasterelektronenmikroskop (REM) im Neuzustand, nach zehn Rasuren und nachdem die Probanden die Klingen als unbrauchbar taxiert hatten. Anschliessend wurden Eindellungen, Risse und Restschärfe unter dem REM verglichen und bewertet.