Joggingschuhe müssen viel aushalten. Bei jedem Schritt landet etwa das Dreifache des Körpergewichts des Läufers auf dem Fuss. Bei einem 80 Kilo schweren Mann sind das 240 Kilo. Welche Laufschuhe sind dieser Aufgabe gewachsen? Der K-Tipp schickte zusammen mit der TV-Sendung «Kassensturz» 15 Modelle ins Labor. Die Experten prüften die Robustheit von Sohlen, Innenfutter sowie Dämpfungsmaterialien. Die Schuhe kosteten zwischen 35 und 240 Franken.
Ergebnis: Nur das Modell «Strata 5» des chinesischen Sportartikelherstellers 361° erzielte eine gute Gesamtnote. Alle anderen Schuhe fielen bei mindestens einer Prüfung durch – sieben schafften nur die Gesamtnote «ungenügend».
Die grösste Schwachstelle ist das Innenfutter. Läufer können vor dem Kauf das Obermaterial und die Sohle von Laufschuhen begutachten. Dagegen ist von der Innenseite nur ein kleiner Teil sichtbar. Im Zehen- und Fersenbereich entstehen rasch durchgescheuerte Stellen oder gar Löcher, wenn die Hersteller minderwertige Materialien für das Innenfutter verwenden. Das stört beim Joggen und erhöht das Risiko von Blasen an den Füssen.
Bei der Scheuerprüfung zeigten fast alle Laufschuhe gravierende Mängel: Bei vier Produkten war das Zehenfutter noch vor Versuchsende beschädigt. Am schnellsten zerschlissen war das Modell von Joe Nimble, gefolgt von den Schuhen von Nike, Puma und Mizuno. Das Kiprun- Modell von Decathlon war am Ende des Versuchs im Zehenbereich defekt, das Modell von Saucony laut Labor «stark angescheuert».
Auch im Fersenbereich hinterliess der Scheuertest stark aufgeriebene Stellen, allen voran bei Altra, Brooks, Adidas, Hoka One One und Joe Nimble.
Überraschend: Der Kalenji-Schuh von Decathlon – mit 35 Franken das günstigste Modell im Test – hatte das scheuerbeständigste Innenfutter und war insgesamt noch genügend.
Dank robusten Sohlen konnte fast die Hälfte der Schuhe bei der Bewertung Terrain gutmachen. Auch bei diesem Prüfpunkt schnitt ein Decathlon-Produkt am besten ab: Das Kiprun-Modell für 85 Franken bietet Läufern die robusteste Sohle im Test. Der Gummi wies auch nach 30 000 Biegungen keinerlei Risse auf und hatte von allen Modellen den geringsten Abrieb. Eine blamable Leistung zeigte der Laufschuh von New Balance mit acht Mal mehr Abrieb.
Biegetest bestanden vier Modelle nicht
Bei der Biegeprüfung fielen die Sohlen von Kalenji, Nike und Hoka One One durch. Am Ende im übelsten Zustand war die Asics-Sohle mit Rissen von bis zu 3 Zentimetern Länge.
Den stärksten Aufprall müssen die Laufschuhe im Fersenbereich bewältigen. Lobenswert: Nach einer simulierten Belastung von 100 000 Schritten und 24 Stunden Ruhezeit wiesen viele Modelle im Test nur eine geringe Verformung auf.
Die Modelle von Mizuno und Nike dämpften nach dem Test mit weniger als 8 Prozent Verformung fast genauso gut wie im Neuzustand. Mit fast 30 Prozent Verformung enttäuschte das Modell von Joe Nimble einmal mehr.
Laut Joe Nimble wurde die Sohle inzwischen verbessert. Decathlon will dem Riss in der Laufsohle des Kalenji-Modells «nachgehen».
Beim Laufschuh von Kiprun will Decathlon die Abriebfestigkeit des Zehenfutters untersuchen und die Stelle allenfalls verstärken. Laut dem Schweizer Distributor von Mizuno ist das Modell ein Wettkampfschuh mit eher leichtem und weniger Material und könne im Vergleich zu Trainingsschuhen «nicht so robust sein».
So wurde getestet
Das Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens e.V. (D) testete für K-Tipp und «Kassensturz» 15 Herren-Laufschuhe. Alle Produkte gibts auch als Damen-Modelle. Die Prüfpunkte:
- Scheuerbeständigkeit Zehen- und Fersenfutter: Die Experten schnitten die zu testenden Textilien aus den Schuhen und montierten sie auf einen Träger. Anschliessend scheuerten sie die Proben trocken und nass an einem genormten Prüfgewebe mit einer definierten Tourenzahl und Belastung.
- Abriebwiderstand der Laufsohle: Die Fachleute spannten Materialproben aus der Laufsohle in eine Halterung, die dann über eine mit Schmirgelpapier besetzte Trommel glitt. So liess sich der Volumenverlust und die Abriebfestigkeit der Sohlen messen.
- Biegeverhalten der Laufsohle: Reisst die Sohle durch Knickbewegungen beim Laufen? Die Experten stachen die Sohle an und spannten sie in eine Maschine, die 30 000 Biegungen simulierte. Das Labor mass das Risswachstum an der Einstichstelle.
- Robustheit/Stossdämpfung: Wie gut dämpft der Schuh Schläge auch nach langer Belastung? Eine Maschine simulierte den Aufprall der Ferse auf das Dämpfungsmaterial. Das Labor mass die Verformung nach 100 000 Stössen sowie 24 Stunden nach der Entlastung.
- Schnürung: Die Bändel mussten starker Zugkraft standhalten.
Den passenden Laufschuh finden
Die wichtigsten Tipps für die richtige Wahl:
- Laufschuhe am besten nachmittags kaufen. Am Morgen sind die Füsse kleiner.
- Ein Fachgeschäft mit Geräten wie Laufbändern und Messdruckplatten wählen. So können Fussstellung und Laufverhalten analysiert werden.
- Gebrauchte Laufschuhe in den Laden mitbringen. Die Abnützung gibt Hinweise zum persönlichen Laufstil.
- Beim Anprobieren Socken tragen, die man beim Training verwendet.
- Frauen brauchen andere Schuhe als Männer. Damenmodelle haben schmalere Zehen- und Fersenkappen.
- Der Schuh passt, wenn der Fuss im Fersenbereich gut sitzt, im Zehenbereich eine Daumenbreite Luft hat und es nirgendwo drückt.
- Mehrere Modelle im Wechsel tragen. Das schützt vor einseitiger Belastung. Laufschuhe sollten nach 600 bis 1000 Kilometern ausgewechselt werden.