Antifalten-Cremen: Schadstoffe hautnah
Gute Antifalten-Cremen müssen nicht teuer sein: Das günstigste untersuchte Produkt kommt sogar ohne heikle Inhaltsstoffe aus.
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K-Tipp 17/2005
19.10.2005
Otto Hostettler - otto.hostettler@ktipp.ch
Wissenschaftler sind sich einig: Antifalten-Cremen können zwar die Haut nicht glatt streichen und schon gar nicht den genetischen Alterungsprozess aufhalten. Aber immerhin wird den Salben, Lotions und Wässerchen attestiert, dass sie die Haut mit Feuchtigkeit und Vitaminen versorgen. Damit wirken sie ähnlich wie herkömmliche Pflegeprodukte und machen die Haut geschmeidiger und optisch frischer.
Die Vielzahl der Produkte, die vorgeben, die Haut zu straffen und die Falten zum Ver...
Wissenschaftler sind sich einig: Antifalten-Cremen können zwar die Haut nicht glatt streichen und schon gar nicht den genetischen Alterungsprozess aufhalten. Aber immerhin wird den Salben, Lotions und Wässerchen attestiert, dass sie die Haut mit Feuchtigkeit und Vitaminen versorgen. Damit wirken sie ähnlich wie herkömmliche Pflegeprodukte und machen die Haut geschmeidiger und optisch frischer.
Die Vielzahl der Produkte, die vorgeben, die Haut zu straffen und die Falten zum Verschwinden zu bringen, haben eines gemeinsam: Sie duften stark. Weil diese Stoffe chemisch hergestellt werden, können sie die Haut reizen oder unter Umständen Allergien auslösen.
Der K-Tipp liess zwölf Produkte im Hamburger Labor Eurofins WEJ untersuchen. Darunter waren Antifalten-Cremen der Migros, von Coop und Manor, aber auch solche aus dem Reformhaus und aus der Apotheke. Fazit des Tests: Es geht auch ohne problematische Inhaltsstoffe. Und: Produkte ohne heikle Zusätze sind auch günstig zu haben.
Drei Produkte mit Formaldehydabspalter
Im Labor wurden bei drei der zwölf Produkte so genannte Formaldehydabspalter nachgewiesen, die zur Fixierung und Konservierung eingesetzt werden: Bei Rénergie (Lancôme), Ultra-Lift (Garnier) und Revitalift (L'Oréal).
Vor solchen Formaldehydabspaltern warnt Volker Mersch-Sundermann, Professor für Umwelttoxikologie an der Universität Giessen (D). Diese seien möglicherweise krebserregend und könnten in hohen Dosen zu DNA-Schäden führen: «Diese Stoffe sollte man aus Produkten entfernen.»
Im Testurteil wurden Cremen mit Formaldehydabspalter um zwei Stufen abgewertet, wenn die Konzentration bei über 150 Milligramm pro Kilo (mg/kg) lag.
In den gleichen drei Produkten sowie in Capture Sculpt 10 von Dior wurden halogenorganische Verbindungen nachgewiesen. Diese Konservierungszusätze hatten in der Testbeurteilung eine Abwertung um eine Stufe zur Folge.
In acht der zwölf getesteten Antifalten-Cremen wurden zahlreiche chemische Duftstoffe festgestellt, die eine Allergie auslösen können. Darunter sind etwa Hydroxycitronellal und Lyral.
26 solcher Duftstoffe müssen - wie in der EU seit März 2005 - ab 2006 auch in der Schweiz deklariert werden. Dies ab einer Konzentration von 10 mg/kg. Im Test wurden die Antifalten-Cremen um eine Stufe abgewertet, wenn zwei bis zehn Duft-stoffe nachgewiesen wurden. Zwei Abwertungspunkte gab es, wenn über zehn allergene Duftstoffe enthalten sind.
Drei «saubere» Antifalten-Cremen
In einem Drittel der Testprodukte hat das Hamburger Labor zudem polyzyklische Moschusverbindungen gefunden. Diese gelten in der Wissenschaft als möglicherweise gesundheitsgefährdend. Sie können sich unter anderem im Fettgewebe anreichern. Im Gesamturteil wurden Produkte um eine Stufe abgewertet, sofern die Konzentration der polyzyklischen Moschusverbindungen unter 200 mg/kg lag; zwei Abwertungen gab es bei einer Konzentration von über 200 mg/kg.
Es gibt aber auch «saubere» Antifalten-Cremen: In Revital (Zoé), Visibly Young (Neutrogena) und Liftactif (Vichy) wurden keine der problematischen Substanzen festgestellt. Revital ist gleichzeitig das günstigste der zwölf Testprodukte.
Der Kosmetikkonzern L'Oréal - zu dem unter anderem die Unternehmen Vichy, Lancôme und Garnier gehören - verweist in einer Stellungnahme auf den Schweizerischen Kosmetik- und Waschmittelverband.
Dieser betont, die Produkte entsprächen den einschlägigen Gesetzesbestimmungen. Formaldehydabspalter und Duftstoffe seien «gesundheitlich unbedenklich», halogenorganische Verbindungen seien bis zu den erlaubten Konzentrationen «für den Menschen ungefährlich». Zudem würden polyzyklische Moschusverbindungen die Gesundheit «nicht beeinträchtigen».
Selber würde Mersch-Sundermann, Professor für Umwelttoxikologie, auch dann keine Antifalten-Creme auftragen, wenn sie weder Formaldehydabspalter noch Moschusverbindungen enthält - wegen der starken Gerüche: «Ich kann all diese Düfte einfach nicht mehr riechen.»
7 von 14 Cremen sind «sehr gut»
Gleichzeitig wie der K-Tipp testete auch das deutsche Magazin «Öko-Test» Antifalten-Cremen im Labor. 7 von 14 Antifalten-Produkten schnitten mit «sehr gut» ab. Darunter ist die Creme Hydro Sensation (Laveré), die im Test von K-Tipp und Kassensturz als «empfehlenswert» eingestuft wurde.
Bei «Öko-Test» mit «sehr gut» abgeschnitten hat auch die in der Schweiz erhältliche (aber vom K-Tipp nicht getestete) Antifalten-Creme von Börlind (Fr. 29.-, Reformhaus).
Quelle: «Öko-Test», Ausgabe 10/05, erhältlich für 6 Euro inkl. Versand unter Tel. 0049 69 365 06 26 26 oder per E-Mail: bestellung@oekotest.de
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