Zum ersten Mal seit dem Test von Velohelmen durch saldo haben alle Modelle die gesetzlich vorgeschriebenen Stossdämpfungs- und Abstreifprüfungen bestanden. In den Jahren 2011, 2009 und 2007 waren jeweils zwei bis vier Helme mangelhaft. Das ist beim aktuellen Test von saldo, «Kassensturz» und «Velojournal» anders: Alle zwölf Helme im Preisbereich von knapp Fr. 26.90 bis 229 Franken erfüllten die europäische Sicherheitsnorm im Labor der Empa . Allerdings: Die Stossdämpfung wurde gemäss Norm bei Geschwindigkeiten von 16,5 und 19,5 km/h geprüft. Das ist auf dem Velo ein gemütliches Tempo. Viele Velofahrer sind schneller unterwegs. Dazu kommt: Ein Helm schützt nur dann, wenn man ihn einfach anpassen kann. Das ist bei den aktuell getesteten Modellen nicht immer der Fall. Das zeigte der Praxistest mit zehn Prüfpersonen. Deshalb erreichte keiner der Helme die Note «sehr gut».
Immerhin acht Helme erzielten ein gutes Gesamturteil. Vier Modelle schnitten wegen schlechter Noten im Praxistest nur genügend ab. saldo war streng und zog jeweils eine halbe bis eine ganze Note ab, wenn sich die Riemen nach dem Anpassen wieder verstellten. Abgewertet wurden «Best Price» von Crosswave, «Crane Pure» von POC und «Bora A94» von Leopard.
Das günstigste Modell liegt auf dem dritten Platz
Selbst der Testsieger «Lin» von Scott ist nicht perfekt. Im Praxistest bemängelten die Probanden das schwierig einstellbare Kopfband und Druckstellen beim Rädchen, dass man zum Einstellen benötigt.
Qualität muss nicht teuer sein. Das beweist der Helm «Best Price» von Go on. Mit Fr. 26.90 ist er der günstigste im Test. Das Modell erreichte die Gesamtnote 5. Der teuerste Helm im Test kostet stolze 229 Franken: «Kask Urban Lifestyle Piuma» ist etwas weniger gut als der Helm von Jumbo. Beim Kask-Modell lässt sich der Verschluss schlecht öffnen. Und die Riemen sind aus Kunstleder. Das sieht schön aus, man schwitzt aber schnell.
Viele Hersteller zeigen sich erstaunt über die Ergebnisse des Praxistests. Coop versteht die Kritik am «Bora A94» nicht und schreibt: Bei uns liess sich «der Kinnriemen ganz normal und einfach verstellen». Migros verteidigt den Verschluss des «Crosswave Best Price»-Helms: «Es handelt sich um einen einfachen, aber absolut sicheren Schnappverschluss, wie er sich millionenfach an Rucksäcken und Taschen bewährt hat.» Fuchs-Movesa, der Vertreiber der «Bern Brentwood»-Helme in der Schweiz, teilt mit: «Die kritisierten Punkte wurden bereits stark optimiert und sind in die neue Produktepalette eingeflossen.»
Grösse, Sitz und Belüftung müssen stimmen
Damit der Helm passt, gilt es Folgendes zu beachten:
- Der Kopf sollte nach dem Spannen des Kopfrings nur an den gepolsterten Stellen mit der Helmschale Kontakt haben. Drücken ungepolsterte Stellen auf den Kopf, kann dies schmerzen.
- Der Helm sollte waagrecht sitzen. Die Seitenriemen müssen satt anliegen und das Ohr gleichmässig umrahmen. Der Kinnriemen soll am Kinn und nicht gegen den Hals drücken.
- Auf die Belüftung achten: Helme mit grossen geschlossenen Flächen und kleinen Lüftungsschlitzen sehen chic aus, eignen sich aber eher für das Elektrovelo, kurze Fahrten oder gemächliches Fahren. Grund: Unter dem Helm kommt es durch die geringe Belüftung bei ausgedehnten Touren und hohen Belastungen eher zum Hitzestau.
Einen Kindervelohelm-Test finden Sie in der nächten Ausgabe des «K-Tipp» (8/2014).
Testkriterien
- Sicherheit: Das Empa-Labor testete die Helme nach aktueller Euro-Norm. Auf einem Prüfstand wurde ermittelt, ob die Riemen den Helm bei einem Sturz auf dem Kopf halten. Anhand eines Prüfkopfs mit Messsystem ermittelte man, wie gut die Helme einen Stoss dämpfen: Dazu wurde der Prüfkopf auf einen Stahlamboss fallen gelassen. Bei einer weiteren Aufprallprüfung simulierte eine Kante den Sturz auf einen Randstein.
- Praxistauglichkeit: Ein «Velojournal»-Redaktor überprüfte mit zehn Testpersonen, wie gut sich die Riemen einstellen und fixieren lassen, wie einfach sich der Verschluss öffnen lässt und wie gut der Tragkomfort ist.