Auch gute Sonnencremes haben Schattenseiten
Damit Sonnencremes gegen UV-Strahlen schützen, greifen die Hersteller konventioneller Produkte zu problematischen Stoffen.
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K-Tipp 11/2011
29.05.2011
Letzte Aktualisierung:
22.06.2011
Beat Camenzind
Sonnenbrand, Hautkrebs, vorzeitiges Altern der Haut: Die Ultraviolett-Strahlen der Sonne können der Gesundheit stark zusetzen. Schutz gegen die UV-Strahlen bieten Hut, Brille, geeignete Kleidung und Sonnencreme. Allerdings: Keine der getesteten Sonnencremes schützt 100-prozentig. Und in manchen Cremes stecken bedenkliche Substanzen.
Der K-Tipp hat neun häufig verkaufte Cremes mit Lichtschutzfaktor 25 bis 30 auf heikle Inhaltsstoffe untersuchen lassen. Zudem pr&u...
Sonnenbrand, Hautkrebs, vorzeitiges Altern der Haut: Die Ultraviolett-Strahlen der Sonne können der Gesundheit stark zusetzen. Schutz gegen die UV-Strahlen bieten Hut, Brille, geeignete Kleidung und Sonnencreme. Allerdings: Keine der getesteten Sonnencremes schützt 100-prozentig. Und in manchen Cremes stecken bedenkliche Substanzen.
Der K-Tipp hat neun häufig verkaufte Cremes mit Lichtschutzfaktor 25 bis 30 auf heikle Inhaltsstoffe untersuchen lassen. Zudem prüfte das beauftragte Labor, wie stark sich die in der Creme enthaltenen UV-Filter an der Sonne abbauen (siehe unten «So wurde getestet»).
Allergene Duftstoffe nur in einem Produkt
Das Gute vorweg: Problematische Moschusverbindungen und Parabene steckten wenn überhaupt nur in kleinsten Mengen in den Sonnenschutzprodukten. Weniger gut: Im Garnier-Spray fand das Labor den allergenen Duftstoff Lyral. Garnier verweist aufs Gesetz, das den Stoff erlaubt. Die anderen Hersteller zeigen aber, dass Sonnencremes auch ohne Lyral auskommen.
Bedenklich: Alle Cremes enthalten UV-Filter-Substanzen, die im Verdacht stehen, wie Hormone zu wirken. So fand das Labor zum Beispiel Octyl Methoxycinnamate (OMC) in den untersuchten Produkten von Daylong, Ultrasun und Nivea und zudem Octocrylene (OC) in den Cremes von Aldi, Lidl, Coop, Denner, Migros, Garnier und Nivea. OC ist ein in Fachkreisen bekanntes Allergen.
Auch hier berufen sich die Hersteller auf das Gesetz, das diese Stoffe in den nachgewiesenen Mengen erlaubt. Die Unternehmen bezweifeln auch die Verlässlichkeit einer Studie, die die Hormonaktivität von OC nachwies.
Der Test zeigt weiter, dass sich die UV-Filter am Sonnenlicht abbauen. Das heisst: Ein Teil der schützenden Substanzen fällt weg. Je nach Art der zugesetzten Filter und der Rezeptur des Produkts betrug der Filter-Abbau zwischen rund 2 Prozent (Ombia von Aldi) und 10 Prozent (Jovial von Denner sowie Ambre Solaire).
Diese Unterschiede machen klar: Die Hersteller können durch geschickte Wahl der UV-Filter und weiterer Inhaltsstoffe beeinflussen, wie stabil die Sonnencremes sind. Je instabiler eine Creme ist, desto grösser ist die Gefahr, dass der Sonnenschutz mit der Zeit nachlässt. Dieses Problem ist den Herstellern bekannt: Sie geben UV-Filter-Substanzen in einer überdosierten Menge zu.
Nur so können sie den deklarierten Sonnenschutzfaktor erhalten. Dafür enthalten die Produkte dann grosse Mengen heikle Substanzen wie OC und OMC. Das ist nicht unbedenklich: Manche UV-Filter reagieren mit anderen Bestandteilen der Creme und solchen der Haut.
Dabei können neue Stoffe entstehen. Wie sich diese auf die Gesundheit des Menschen auswirken, ist kaum erforscht. «Dieser Umstand ist unerwünscht», schreibt das Kantonslabor Basel-Stadt in einem Bericht. Das Labor untersucht seit Jahren Sonnencremes auf ihre Stabilität.
Garnier landete mit seinem Ambre-Solaire-Produkt am Schluss der Rangliste. Das Unternehmen lässt dazu über den Branchenverband der Kosmetikindustrie ausrichten: Gesetze und Kontrollen stellten sicher, dass die Produkte gesundheitlich unbedenklich seien. Denner schreibt zum Test, Jovial halte den deklarierten Sonnenschutzfaktor ein. Das ist für die meisten Sonnencremes kein Problem, wie ein «Saldo»-Test zeigte (Ausgabe 9/2010).
Damals wurde geprüft, ob die Produkte den angegebenen Sonnenschutzfaktor einhalten. Neun der zehn Produkte schafften dies. Darunter waren Sonnenschutzmittel von Nivea, Migros (Sun Look), Daylong und Denner (Jovial), die auch jetzt getestet wurden.
Öko-Sonnenspray oft nur mit Faktor 20
Der K-Tipp hat zum Vergleich auch das Öko-Produkt «Sun Sensitiv Family Sun-Spray» von Lavera mit Schutzfaktor 15 auf bedenkliche Substanzen getestet: Keiner dieser Stoffe wurde gefunden. Zudem bauen sich die verwendeten UV-Filter-Substanzen laut Experten an der Sonne nicht ab. Öko-Produkte haben aber zwei Nachteile: Die enthaltenen mineralischen Filter hinterlassen auf der Haut einen weissen Film. Zudem gibt es kaum Produkte mit einem Schutzfaktor über 20.
So wurde getestet
Das Labor Eurofins in Hamburg (D) hat die Produkte auf Folgendes überprüft:
- Photostabilität (Abbau UV-Filter): Manche der in Sonnencremes verwendeten UV-Filter bauen ihre Wirkung am Sonnenlicht stark ab.Im Labor wurden die Produkte 21/2 Stunden künstlichem Sonnenlicht ausgesetzt. Danach wurde gemessen, wie stark sich die Filter abgebaut haben. Über die dabei entstehenden neuen Stoffe ist wenig bekannt.
- Heikle UV-Filter: Einige der UV-Filter stehen im Verdacht, wie Hormone zu wirken. Das Gesetz erlaubt Konzentrationen bis zu 10 Prozent des Inhalts.
- Duftstoffe: 26 Duftstoffe mit erhöhtem Allergiepotenzial müssen deklariert sein. Sie sind in vier Kategorien eingeteilt. Heikel sind die Duftstoffe der Kategorien A und B.
- Polyzyklische Moschusverbindungen: Sie reichern sich im Körper an, wurden in Muttermilch nachgewiesen und sind schlecht abbaubar. Das Gesetz kennt keinen Grenzwert.
- Parabene: Einzelne dieser Konservierungsstoffe können laut dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung das Hormonsystem beeinflussen. Deshalb sollten sie bestimmte Konzentrationen nicht überschreiten.