Auf diese Bretter stehen Köche
Im K-Tipp-Praxistest gab es für keines der Küchen-Schneidebretter die Note «sehr gut». Die einen waren zu klobig, andere zu rutschig oder zu wenig solide. Immerhin: Ein «gutes» Brett gibts schon für Fr. 8.60.
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K-Tipp 14/2013
04.09.2013
Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion
Küchen-Schneidebretter sollen die Arbeitsfläche schützen und auslaufenden Saft auffangen. Zudem müssen sie scharfen Messern standhalten, dürfen aber gleichzeitig nicht zu hart sein. Denn nur wenn das Material etwas nachgibt, ist rutschfreies Schneiden möglich und werden teure Klingen geschont.
Die grosse Auswahl an Materialien und Formen macht die Suche nach der richtigen Schneidunterlage nicht einfach. Es gibt Bretter aus Holz, Kunststof...
Küchen-Schneidebretter sollen die Arbeitsfläche schützen und auslaufenden Saft auffangen. Zudem müssen sie scharfen Messern standhalten, dürfen aber gleichzeitig nicht zu hart sein. Denn nur wenn das Material etwas nachgibt, ist rutschfreies Schneiden möglich und werden teure Klingen geschont.
Die grosse Auswahl an Materialien und Formen macht die Suche nach der richtigen Schneidunterlage nicht einfach. Es gibt Bretter aus Holz, Kunststoff, Holzfaser und Glas.
Doch welches Brett ist robust, lässt sich gut reinigen und hinterlässt am wenigsten Keime, wenn man rohes Fleisch darauf schneidet? Der K-Tipp wollte es genau wissen und schickte deshalb zwanzig verschiedene Schneidebretter ins Labor. Die Experten schnippelten auf ihnen während zwanzig Tagen Zwiebeln, Randen, Poulet- und Schweinefleisch. Und sie traktierten die Bretter mit extraharten Klingen.
Fazit des Tests: Zehn Schneidebretter erreichten das Gesamturteil «gut», die anderen zehn schnitten nur «genügend» ab. Jedes Produkt hat Schwächen, deshalb erhielt keine Schneidunterlage die Auszeichnung «sehr gut». Was auffällt: Die drei besten Bretter sind aus Plastik, gefolgt von zwei Bambus-Produkten. Sehr widerstandsfähig zeigten sich die zwei Küchenbretter aus Epicurean sowie ein Brett aus Glas.
Beissender Uringeruch
Epicurean, ein Holzfasermaterial aus den USA, hat jedoch einen Nachteil: Nimmt man solche Bretter aus der Spülmaschine, ist ein beissender Uringeruch bemerkbar. Er verflüchtigt sich jeweils wieder, wenn das Material trocken ist.
Testsieger mit einer Gesamtnote von 5,4 ist das Schneidebrett Black Magic von Betty Bossi. Das Produkt ähnelt mehr einer Schreibunterlage als einem Brett und fühlt sich auch so an. Der Kunststoff ist weich und biegsam. Man kann das Schnittgut so bequem in die Pfanne kippen.
Der Werbetext verspricht für einmal nicht zu viel, heisst es doch: «Magisch: Schnittspuren verschwinden in der Spülmaschine wieder.» Tatsächlich stellte auch das Labor keine sicht- und fühlbaren Schnitte und Furchen fest. Für eine sehr gute Gesamtnote reichte es jedoch nicht, weil die Schneidunterlage leicht Zwiebelgeruch annimmt.
Neben dem Betty-Bossi-Brett erreichte auch das Produkt Cut & Carve Plus in allen Prüfkriterien Noten über 5. Sein Kunststoff ist aber weicher, darum ist das Brett nicht so widerstandsfähig. Beide Produkte kosten je Fr. 29.90. Sie bewegen sich damit preislich im Mittelfeld.
Ebenfalls die Gesamtnote «gut» gab es für acht weitere Schneidebretter (siehe Tabelle unten). Das günstigste «gute» Brett ist jenes aus der Migros für Fr. 8.60. Es ist zwar weiss, verfärbt sich aber trotzdem wenig. Minuspunkt: Das Kunststoffbrett rutscht beim Schneiden gerne weg.
Sehr robust sind die beiden Epicurean-Bretter aus der Migros und vom Globus. Beide wurden jedoch wegen des erwähnten Uringeruchs nach der Reinigung abgewertet.
Ebenfalls abgewertet wurde das Glasbrett von Joseph Joseph. Die harte Oberfläche führt zu lauten und schrillen Kratzgeräuschen, die nur schwer auszuhalten sind. Positiv immerhin: Es ist unempfindlich gegenüber scharfen Messerklingen, gut zu reinigen und dementsprechend fast keimfrei.
Etwas weniger laut sind die Kratzgeräusche beim Schneidebrett von Moha aus Acryl, weshalb es nur einen halben Notenabzug gab. Dieses Produkt hat jedoch weitere Mängel: Es war beim Kauf bereits nicht mehr ganz flach und verformte sich nach zwanzig Handwäschen zusätzlich. Zudem fehlt eine Saftrille.
Kunststoffbretter altern schneller
Auffallend: Die meisten farbigen Kunststoffbretter machen nur im Neuzustand einen guten Eindruck. Denn schon nach kurzer Zeit sind die Spuren der Abnutzung deutlich sichtbar. Bretter aus Holz haben den Vorteil, dass sie sich ohne grossen Aufwand mit Schleifpapier und Öl wieder auffrischen lassen.
Nur wenige Läden und Hersteller wollten sich zu den Testergebnissen äussern. Coop weist darauf hin, dass die beiden getesteten Produkte Schneidebrett weiss und klappbar im Herbst nicht mehr im Sortiment sein werden. Gemäss Moha-Direktor Michael Ung ist es nicht möglich, dass sich Acryl bei der Handwäsche verformt. Moha habe nie derartige Reklamationen von Kunden erhalten.
Die Migros bestreitet nicht, dass die Epicurean-Modelle nach dem Reinigen stinken. Der unangenehme Geruch sollte jedoch laut Sprecherin Monika Weibel nach zwei bis drei Wochen Gebrauch endgültig verschwinden.
Andreas Schildknecht
Hygiene-Tipps
Bei rohem Fleisch, insbesondere Poulet, können Campylobacter-Bakterien auftreten. Sie können Durchfallerkrankungen mit Fieber und Krämpfen auslösen. Deshalb ist es wichtig, darauf zu achten, dass bei der Zubereitung von Speisen kein Fleischsaft mit anderen Lebensmitteln in Berührung kommt:
- Tipp 1: Benützen Sie für das Vorbereiten von Fleisch ein anderes Küchenbrett als für das Schneiden von Gemüse. Mit Vorteil unterscheiden sich die Brettchen in der Farbe deutlich.
- Tipp 2: Viele Schneidunterlagen lassen sich auf beiden Seiten nutzen – auf einer Seite wird Fleisch geschnitten, auf der anderen die restlichen Lebensmittel.
- Tipp 3: Jedes Schneidebrett wird hygienisch sauber, wenn man es mit einer Bürste, Geschirrspülmittel und heissem Wasser gründlich abschrubbt. Lauwarmes Wasser genügt nicht. Kräftiges Schrubben sorgt dafür, dass auch Keime in den Ritzen entfernt werden. Nach dem Reinigen das Brett trocknen lassen oder mit Küchenpapier abtrocknen.
Der K-Tipp-Test hat gezeigt: Bei sachgemässer Reinigung sind Keime auf einem Schneidebrett kein gesundheitliches Problem – egal ob auf einem Holz-, Kunststoff- oder Holzfaserbrett.
So wurde getestet
Experten des technischen Prüfzentrums PZT sowie der Jadehochschule Wilhelmshaven (D) untersuchten zwanzig Schneidunterlagen für die Küche nach diesen drei Kriterien:
- Robustheit: Wie gross ist der Verschleiss der Bretter nach 20 Tagen, wenn man jeden Tag mit einem frisch geschliffenenen Kochmesser eine bestimmte Anzahl Schnitte in einem definierten Feld ausführt? Wie tief kann man mit einer extra harten Metallklinge bei einer Belastung von 1 Kilogramm in die Bretter schneiden? Wie viel Feuchtigkeit nehmen die Produkte nach 20 Waschgängen in der Spülmaschine bei 65 Grad oder bei 20 Handwäschen bei 45 Grad auf? Wie stark verformen sich die Bretter dabei? Wie stark riechen die Unterlagen nach dem Schneiden von Zwiebeln und einer darauf folgenden Reinigung? Wie stark sind die Produkte nach dem Schneiden von Randen verfärbt?
- Handhabung: Kann man ohne unangenehme Geräusche arbeiten? Rutschen die Bretter oder das Schneidgut beim Schneiden? Läuft Saft von der Unterlage oder wird er aufgefangen? Lässt sich das Produkt einfach reinigen?
- Verkeimung: 20 Tage lang schnitten die Experten täglich auf den Schneidunterlagen rohes Fleisch. Abwechselnd wurden Poulet- und Schweinefleisch in einem definierten Brettbereich mit der identischen Anzahl Schnitte in kleine Stücke zerteilt. Eine Stunde nach dem Schneiden reinigte man die Bretter nach Herstellerangaben entweder in der Geschirrspülmaschine oder von Hand mit Spülmittel, Bürste und heissem Wasser. Zwischen den Durchgängen konnten die Bretter trocknen. Um sie zusätzlich zu strapazieren, wurden vor dem ersten und nach dem zehnten Durchgang mit einem kleinen Wellenschliffmesser vier Querschnitte mit Sägebewegung getätigt. Danach nahmen die Experten Proben von verschiedenen Bereichen der Bretter und zählten die Bakterienkolonien.