Bedenklicher Stoff in Schoko-Aufstrichen
Vier von vierzehn Schoko-Brotaufstrichen fallen im K-Tipp-Test durch. Sie enthalten einen Schadstoff in erhöhter Dosis, der im Verdacht steht, Krebs zu erregen.
Inhalt
K-Tipp 04/2011
20.02.2011
Letzte Aktualisierung:
22.02.2011
Beat Camenzind
Sie heissen Nutoka, Rastella, Frelitta oder Nutella. Sie enthalten Haselnüsse und Kakao – und sie schmecken allesamt sehr süss. Der K-Tipp wollte wissen, ob in diesen Brotaufstrichen schädliche Stoffe stecken.
14 verschiedene Produkte wurden von einem Labor auf das Schimmelpilzgift Aflatoxin, die Schwermetalle Cadmium und Nickel sowie auf die bedenklichen 3-MCPD-Fettsäuren untersucht (siehe unten «So wurde getestet»).
In die A...
Sie heissen Nutoka, Rastella, Frelitta oder Nutella. Sie enthalten Haselnüsse und Kakao – und sie schmecken allesamt sehr süss. Der K-Tipp wollte wissen, ob in diesen Brotaufstrichen schädliche Stoffe stecken.
14 verschiedene Produkte wurden von einem Labor auf das Schimmelpilzgift Aflatoxin, die Schwermetalle Cadmium und Nickel sowie auf die bedenklichen 3-MCPD-Fettsäuren untersucht (siehe unten «So wurde getestet»).
In die Auswahl kamen neben Nutella verschiedene Eigenmarken von Detailhändlern, ein Fairtrade- und ein Bio-Produkt. Die Preise für 100 Gramm liegen zwischen Fr. 7.50 (Sprüngli) und 45 Rappen (Discounter).
Die gute Nachricht vorweg: Von Aflatoxin und Cadmium fand das Labor – wenn überhaupt – nur unbedenkliche Mengen. Nickelspuren stecken in sämtlichen Aufstrichen. Der K-Tipp hat aufgrund der tiefen Werte auf eine Abwertung verzichtet.
Trotzdem: Für Manor war der nachgewiesene Nickelgehalt Grund genug, seine Dorati-Creme aus den Regalen zu nehmen und eigene Untersuchungen zu veranlassen. Die schlechte Nachricht: Ausser dem teuren Sprüngli-Aufstrich enthalten alle getesteten Produkte 3-MCPD-Ester.
Das darin enthaltene 3-MCPD steht im Verdacht, Krebs zu erregen. Hasolé von Spar schafft den Negativ-rekord: Schon mit einer Scheibe Hasolé-Brot (mit 40 Gramm Aufstrich) nimmt ein Kind knapp dreimal so viel wie die täglich tolerierbare Schadstoffmenge zu sich.
Der K-Tipp bewertet die Spar-Creme deshalb als «schlecht». Spar will das Problem mit dem Hersteller von Hasolé angehen. Auch der Prix-Garantie- und der Havelaar-Aufstrich sowie Nutella enthalten viel von diesem Schadstoff.
3-MCPD hat es in vielen Lebensmitteln
Ein sechsjähriges Kind mit 20 Kilogramm Körpergewicht sollte laut WHO nicht mehr als 40 Mikrogramm 3-MCPD täglich zu sich nehmen. Mit einer 40-Gramm-Portion dieser Produkte ist schon mehr als die Hälfte der Schadstoffmenge erreicht.
Der K-Tipp bewertet diese Produkte als «ungenügend». Denn laut Experten nehmen Kinder beim Essen 10 bis 20 Mal mehr 3-MCPD auf, als die WHO empfiehlt. Der Grund: 3-MCPD kommt in zahlreichen Lebensmitteln vor.
Der «Gesundheitstipp» wies die Substanz in Schoggiguetsli nach. Auch Brot, Nudeln, Babynahrung, Fleisch und Fisch können den Stoff enthalten. Kinder, die regelmässig stark mit 3-MCPD belastete Schoko-Aufstriche essen, laufen also Gefahr, zu viel davon aufzunehmen.
Vor allem raffinierte Pflanzenöle und -fette wie Palmöl enthalten hohe Mengen dieser Substanz. Palmöl ist in vielen Lebensmitteln enthalten. Auffällig: Ausser dem Sprüngli-Aufstrich enthalten laut Inhaltsangabe alle Produkte Pflanzenöl.
Aber nur auf drei Produkten ist dieses klar deklariert. Im Coop-Havelaar-Aufstrich steckt Palmöl aus Malaysia, im Samba-Aufstrich ungehärtetes Palmfett und im Prix-Garantie-Aufstrich Palm- und Rapsöl.
Die Reaktionen der kritisierten Firmen: Nutella-Herstellerin Ferrero schreibt, die Analyseverfahren für 3-MCPD und dessen Verbindungen seien zu wenig zuverlässig für klare Aussagen. Zudem existiere kein gesetzlicher Grenzwert. Dennoch: Das Unternehmen arbeitet laut Stellungnahme «intensiv» an der Reduzierung des 3-MCPD-Gehalts vonNutella.
Bundesamt will nichts unternehmen
Auch Coop hält fest, dass es in der Schweiz keinen Grenzwert für 3-MCPD in Schoko-Aufstrichen gebe. Die Ware sei «klar gesetzeskonform». Der K-Tipp hält sich bei der Bewertung denn auch an die Empfehlung der WHO.
Coop verweist zudem an die Behörde: Da es sich um ein grundlegendes Problem der Lebensmittelbranche handle, sei das Bundesamt für Gesundheit gefordert. Dort sieht man aber keinen «unmittelbaren Handlungsbedarf» und wartet auf eine Beurteilung des Schadstoffes durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit.
Der K-Tipp liess die 14 Nuss-Nougat-Cremes zusätzlich von fünf Sensorikern auf Aussehen, Geruch, Geschmack und Konsistenz prüfen. Drei Produkte waren praktisch makellos: Nutella, Sprüngli und Nutoka. Vier Cremes mundeten den Experten gar nicht: OK, Samba, Coop Havelaar und Prix Garantie.
So wurde getestet
Die 14 Schoko-Aufstriche wurden in einem auf Lebensmittel spezialisierten Labor auf diese Schadstoffe untersucht:
- 3-MCPD-Ester: MCPD steht für Mono-Chlor-Propandiol. Der Schadstoff kommt vor allem in raffinierten Pflanzenölen und -fetten vor.
Das darin enthaltene 3-MCPD schädigt laut dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung die Niere und steht im Verdacht, Krebs auszulösen. Die tolerierbare Aufnahmemenge liegt laut WHO bei 2 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag.
- Aflatoxine: Diese Schimmelpilzgifte können Krebs erregen. Sie bilden sich, wenn zum Beispiel Nüsse falsch gelagert werden. Der Schweizer Grenzwert für Nüsse liegt bei 4 Mikrogramm pro Kilogramm.
- Cadmium: Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat für Cadmium eine wöchentlich tolerierbare Aufnahmemenge von 2,5 mg pro Kilo Körpergewicht festgelegt. Cadmium schädigt die Niere, erzeugt Krebs und gelangt über verunreinigte Böden ins Lebensmittel.
- Nickel: Das Schwermetall ist vor allem für Allergiker ein Problem. Die Allergie entsteht laut Experten nicht durch die Aufnahme von Nickel über die Nahrung. Personen, die schon eine Nickelallergie haben, können aber durch Lebensmittel, die viel Nickel enthalten, Probleme bekommen.