Bei der Bildqualität haperts durchwegs
Kleine Pocket-Videokameras sind praktisch, haben aber Nachteile: Bei wenig Licht lässt die Bildqualität zu wünschen übrig, und die Aufnahmedauer ist zum Teil sehr beschränkt.
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K-Tipp 19/2012
09.11.2012
Letzte Aktualisierung:
12.11.2012
Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion
Grosse, schwere Videokameras mit verwirrend vielen Knöpfen und noch mehr Einstellungsmöglichkeiten sind für den Freizeitgebrauch nicht jedermanns Sache. Deshalb gibt es Mini-Videokameras für die Hosentasche. Auch sie ermöglichen hochaufgelöste Filme in fast jeder Lebenslage. Die kleinsten Alleskönner heissen auch Pocket-Camcorder, Sportscam, Actioncam oder Quick-Cam-Recorder. Sie sind klein und leicht und können in der Regel mit wenigen Handgriffen...
Grosse, schwere Videokameras mit verwirrend vielen Knöpfen und noch mehr Einstellungsmöglichkeiten sind für den Freizeitgebrauch nicht jedermanns Sache. Deshalb gibt es Mini-Videokameras für die Hosentasche. Auch sie ermöglichen hochaufgelöste Filme in fast jeder Lebenslage. Die kleinsten Alleskönner heissen auch Pocket-Camcorder, Sportscam, Actioncam oder Quick-Cam-Recorder. Sie sind klein und leicht und können in der Regel mit wenigen Handgriffen bedient werden. Auch die Preise dieser Mini-Videokameras sind attraktiv: Es gibt Geräte schon ab 90 Franken.
Doch überzeugen die Filme auch, wenn man sie sich zu Hause am grossen Computer- oder TV-Bildschirm anschaut? Oder sieht man nur verwackelte, unscharfe Bilder? Der K-Tipp wollte es genau wissen und liess zehn Pocket-Videokameras im Labor prüfen. Die Tester überprüften die Bildqualität, die Bedienung und die Ausgiebigkeit des Akkus (siehe Kasten «So wurde getestet» auf Seite 16).
Moderne Smartphones und Kompakt-Fotokameras verfügen ebenfalls über eine Videofunktion. Der K-Tipp hat deshalb zum Vergleich auch die Bildqualität des neuen iPhone 5 und der Kompaktkamera Lumix DMC-SZ1 prüfen lassen (siehe den Kasten auf Seite 16).
Nur eine Kamera erreichte ein «gut»
Die Gesamtnote «gut» erreichte von den zehn getesteten Pocket-Videokameras einzig das Modell Hero 2 von Go Pro. Es ist mit einem Preis von 369 Franken das teuerste Gerät im Test. Mit einer genügenden Gesamtnote von je 4,7 knapp dahinter folgen die deutlich günstigeren Geräte Contour Roam und Abus Sportscam. Alle drei Kameras bieten ein ausgeglichenes Gesamtpaket in den Prüfpunkten Bildqualität, Bedienung und Aufnahmedauer.
Mit einem Preis von unter 120 Franken und einer Gesamtnote von 4,5 erreicht die Kamera Toshiba Camileo Clip den vierten Rang, gefolgt von der Zoom Q3 mit der gleichen Note, aber einem mehr als doppelt so hohen Preis. Ebenfalls noch «genügend» mit Noten von je 4,4 und 4 sind die Modelle Vidi Proof, Olympus LS-20M, Mycro-Cam und Rollei Bullet HD lite 2. Ungenügend schnitt das Gerät ATC Mini von Oregon Scientific ab.
Die Testresultate im Detail:
Bildqualität: Alle Hersteller bewerben ihre Mini-Videokameras prominent mit dem Kürzel HD. Diese Buchstaben stehen für «hoch auflösend» und versprechen eine herausragende Bildqualität. Der Test zeigt jedoch: Eine grosse Zahl möglicher Pixelpunkte allein ergibt noch keine guten Bilder. Die Bildqualität der getesteten Pocket-Videokameras ist im Vergleich zu den grossen Camcordern deutlich niedriger. Selbst bei guten Lichtverhältnissen stellten die Tester oft störende Farbstiche und überbelichtete Bilder fest. Bei schlechten Lichtverhältnissen wurden die Filmsequenzen schnell unscharf, und die Farbsättigung nahm ab. Darum erhielt auch keines der Modelle im Prüfpunkt Bildqualität eine gute Note. Acht Pocket-Videokamers erreichten immerhin genügende Noten. Deutlich ungenügend war die Bildqualität der Kamera ATC Mini. Die Tester bemängelten hier flackernde, fleckige Bilder mit Farbstichen und störendem Bildrauschen. Als ungenügend beurteilten die Tester auch die Filmaufnahmen der Rollei Bullet lite 2.
Tonqualität: Ton zum Bild können alle Geräte aufnehmen. Auf eine Bewertung der Tonqualität wurde jedoch verzichtet, da acht Kameras nur über Mono-Mikrofone verfügen. Aufgrund dieser einfachen Technik können keine herausragenden Ergebnisse erwartet werden. Die Modelle Olympus LS-20M und Zoom Q3 sind hier die Ausnahme: Sie ermöglichen mit ihren zwei eingebauten Mikrofonkapseln hochwertige Stereomitschnitte.
Aufnahmedauer: Ausdauer ist bei portablen Geräten bei allen Einsatzformen wichtig. Die Aufnahmedauer der getesteten Geräte variiert aber je nach Modell stark. Mit den Spitzenreitern in dieser Disziplin von Go Pro, Contour und Abus kann man zwischen zwei und drei Stunden am Stück filmen. Die Mycrocam für 89 Franken schafft hingegen nur enttäuschende 38 Minuten. Alle anderen Modelle liegen immerhin noch zwischen einer und eineinhalb Stunden.
Bedienung: Sämtliche Geräte sind ähnlich einfach zu bedienen. Die Reduktion der Funktionen hat aber auch Grenzen. Dies zeigt sich bei der Mycrocam. Diese Kamera ist kaum grösser als ein Fünffrankenstück und liegt dementsprechend weniger gut in der Hand. Sie ist dafür aufgrund der geringen Grösse und des geringen Gewichts zum Beispiel für den Modellflug einsetzbar. Fehlende Anzeigen oder Kontrolllämpchen können aber dazu führen, dass der Benutzer nicht weiss, in welchem Modus sich die Kamera gerade befindet.
Die Reaktionen der Hersteller: Christian Reding von Olympus sagt, die
LS-20M sei in erster Linie ein Audio-Aufnahmegerät.
Die Firma Telgo, die die Kamera von Oregon Scientific in der Schweiz vertreibt, erklärt, dass die Kamera wasserdicht und deshalb der Zugang zur USB-Schnittstelle und das Wechseln von Speichermedien schwierig sei. Laut Hersteller soll die ATC Mini bis 20 Meter Tiefe einsetzbar sein. Dies hat der K-Tipp jedoch nicht getestet. Für den Einsatz im Gelände selbst unter schwierigen Bedingungen – wie beim Biken, Skifahren, Surfen, Fallschirmspringen und Klettern – eignen sich die Modelle Camileo, Bullet, Roam, ATC Mini, Vidi Proof, Sportscam und Hero2. Sie alle verfügen über einen Spritzwasserschutz.
iPhone 5: Beste Bildqualität aller getesteten Geräte
Smartphones und Kompakt-Fotokameras sind ähnlich klein und handlich wie Pocket-Videokameras. Auch sie können oft hoch aufgelöste Videos aufnehmen. Der K-Tipp liess deshalb zum Vergleich auch die Bildqualität des aktuellen iPhone 5 und der Kompakt-Fotokamera Panasonic Lumix DMC-SZ1 testen. Ergebnis: Die Bildqualität des iPhone 5 war die beste im gesamten Testfeld. Insbesondere bei guten Lichtverhältnissen lassen sich mit dem iPhone Filmsequenzen mit deutlich höherer Qualität aufnehmen als mit den getesteten Pocket-Videokameras.
Hingegen waren die Videoaufnahmen der Panasonic-Fotokamera vergleichsweise enttäuschend: Es reichte nur für die Note 4,2. Sechs Pocket-Videokameras waren besser.
So wurde getestet
Im Auftrag des K-Tipp testeten die Experten des Labors Müller BBM aus Planegg bei München (D) zehn Pocket-Videokameras. Zum Vergleich wurde auch die Videofunktion des iPhone 5 und der Kompakt-Fotokamera getestet. Das waren die Testpunkte:
- Bildqualität: Die Experten verglichen und bewerteten verschiedenen Testaufzeichnungen einer beleuchteten Studiofilmszene mit unterschiedlich hellen, farbigen und bewegten Elementen: Schaufensterfiguren rotierten langsam auf einem Drehtisch, und Ventilatoren liessen Stoffvorhänge flattern. Die Aufnahmeentfernung betrug 2,5 Meter. Zusätzlich schwenkten auch die Camcorder langsam mehrmals hin und her. Alle Aufnahmen wurden bei Tageslichtsimulation und bei schwachem Licht durchgeführt. Drei Experten bewerteten auf einem 24 Zoll grossen, hochauflösenden Eizo-Bildschirm Schärfe, Farbe, Belichtung und Kontrastabstufung.
- Bedienung: Zwei Experten überprüften die Pocket-Videokameras auf folgende Punkte: Wie einfach lassen sich Aufnahme- und Zoom-Funktionen steuern? Wie gut liegt die Videokamera in der Hand? Wie gut lässt sich das Gerät auf verschiedenen Trägern, wie einem Stativ oder Helm, befestigen? Wie einfach lässt sich die Kamera an einen Computer anschliessen? Wie einfach ist der Wechsel einer Speicherkarte? Und wie einfach lassen sich die Grundeinstellungen, darunter die Auflösung, ändern?
- Aufnahmedauer: Die Prüfer ermittelten die Aufnahmedauer bei voller Akkuladung im kontinuierlichen Aufnahmebetrieb. Zuvor stellte man die höchstmögliche Bildqualität ein und montierte die Geräte auf einer Drehscheibe. Damit mussten die Videokameras während der Aufnahme immer wieder neue Bilder berechnen, was dem Stromverbrauch in der Praxis gleicht.