Ab sieben geh?ren Kinder mit dem Velo auf die Strasse - zumindest d?rfen sie laut Gesetz nicht mehr auf dem Trottoir fahren. Die im Verkehr unge?bten Kinder sind auf perfekt funktionierende R?der angewiesen, sonst wirds gef?hrlich.
Doch dabei hapert es oft: Die Hersteller versuchen, Kindervelos m?glichst g?nstig anzubieten. Denn Eltern, Tanten und G?ttis m?chten schliesslich kein Verm?gen in einen fahrbaren Untersatz investieren, dem die Kinder schon bald wieder entwachsen sein werden. Die Bilanz eines Tests der deutschen Stiftung Warentest im letzten Fr?hling war denn auch miserabel: Die besten Velos waren nur «befriedigend», drei gar «mangelhaft».
Ein gutes Kindervelo zu einem g?nstigen Preis - die Quadratur des Kreises? K-Tipp, Kassensturz und «Velojournal» wollten wissen, wo man zu welchem Preis taugliche Velos bekommt. In einem Praxistest sowie einem Labor- und Fahrtest wurden zehn R?der umfassend getestet und bewertet (siehe Tabelle). Die Preisspanne der Modelle aus Fachhandel, Sportketten und Grossm?rkten reicht von 299 bis 599 Franken. In der Auswahl waren die meistverkauften Velos mit Rahmengr?sse 20 Zoll, also geeignet f?r F?nfj?hrige und ?ltere.
Die Bilanz f?llt deutlich besser aus als im Nachbarland, wenn auch kein einziges Bike im Praxistest ohne Schw?chen war. Drei der zehn Modelle ?berzeugen insgesamt und schneiden deshalb mit dem Gesamturteil «gut» ab. Sie liessen insbesondere im Kriterium Sicherheit nichts zu w?nschen ?brig.
- Tour de Suisse Speedy 20” besticht im Kriterium «Sicherheit, Bremsen». Der V-f?rmige Rahmen erleichtert das Auf- und Absteigen. Positiv ist auch das geringe Gewicht von 12,1 kg, was gerade f?r kleine und leichte Kinder ein wichtiger Komfortaspekt ist. Nur BMC und Cresta sind gleich leicht wie Speedy, zu schwer hingegen sind California CTB (13,7 kg) und Stoke (16 kg).
Im Praxistest gibts f?r Speedy Abz?ge: Die Kinder hatten M?he, einen Sack auf den Gep?cktr?ger zu klemmen, und mit der hohen Position der Pedale, was das Fahren schwierig macht.
- BMC EX 20” erh?lt bei der Sicherheit ein «gut». Im Praxistest ?elen Gep?cktr?ger und Dynamo, den die Kinder kaum selber ein- und ausschalten konnten, durch. Im Labor zeigte sich, dass die Felgen nicht sehr robust sind. Das Hinterrad hatte im Fahrtest nach 20 km eine Acht im Hinterrad.
- Villiger Weasel 20” ist ebenfalls in den meisten Kriterien «gut», wenn auch auf etwas tieferem Niveau. Abstriche machen m?ssen die Kinder beim Bedienen von Dynamo und Glocke. Minuspunkte erh?lt das Velo auch, weil die Schaltung nicht optimal eingestellt war (Kriterium «Komfort»). Geringe Verz?gerungen und gelegentliche Leerschaltungen waren die Folge. Schwach: Weasel hat zwar eine gefederte Gabel; diese war aber so verklemmt, dass sie keine Wirkung hatte.
Kaufentscheid: Nicht dem Kind ?berlassen
Zwei Velos ?elen im Test durch:
- Racer Viper Girls ist gerade mal in zwei Kriterien «gen?gend». Gravierend sind die M?ngel bei der Sicherheit. Unglaublich: Ein scharfkantiges abgebrochenes Werkzeugteil steckte in einer Schraube des Gep?cktr?gers. Gleich ein zweites Mal drohte bei diesem Velo Verletzungsgefahr: Die spitzen Enden der Bremskabel standen vor.
Auch die Bremsen selber sind als «nicht kindertauglich» einzustufen. Denn der Abstand zwischen Griff und Bremshebel ist zu gross. Athleticum schreibt, die Bremshebel seien individuell verstellbar, aber nicht richtig eingestellt gewesen. Dem widerspricht DTC-Testleiter Urs Fecker: «Das ist eine Frage der Konstruktion; nur durch Einstellen kann man solche Bremsen nicht an Kinderh?nde anpassen.»
- Ebenfalls «ungen?gend» waren die Bremsen des California CTB Hawai. Sie waren zu nachgiebig eingestellt und f?r Kinderh?nde untauglich. Im Bremstest kam das Velo erst nach 4,5 Metern zum Stillstand - der schlechteste Wert neben Wheeler (4,5 m) und Stoke (5,3 m!). Jumbo schreibt, man habe vom Hersteller eine Verbesserung der Bremsen verlangt, und der Dynamo werde ersetzt.
Generell: Die Schaltungen sind oft schlecht eingestellt - ein Zeichen, dass beim Zusammenbau nicht sorgf?ltig gearbeitet wurde. Hier d?rften sich Know-how und Sorgfalt der Velol?den bei der Endmontage positiv auswirken: Es f?llt auf, dass die f?nf besseren Modelle aus dem Fachhandel stammen, die f?nf schlechteren von Sportketten und Grossverteilern.
Auch wenn die Zweir?der f?r Kinder gedacht sind, den Kaufentscheid kann man ihnen nicht ?berlassen. Sie gaben n?mlich allen Velos fast die gleichen Noten. Als «coolste» Modelle k?rten sie: Cresta (9-mal genannt), Stoke (7-mal) sowie BMC und CTB (je 6-mal).
So wurde getestet
Im Dynamic Test Center (DTC) in Vauffelin BE wurden zehn Velos gepr?ft.
- Sicherheit, Bremsen: Wie schnell l?sst sich das Velo bremsen? Sind die Bremsen optimal eingestellt? Ist der Abstand zwischen Bremshebel und Lenkergriff klein genug f?r Kinderh?nde? Besteht ein Verletzungsrisiko durch gef?hrliche Teile? Ist ein Schutzblech vorhanden?
- Haltbarkeit: ?berstehen Pedale, Kurbeln und Tretlager den Dauerhaltbarkeitstest, der die Lebensdauer der Velos simuliert?
- Komfort: Ist das Velo (zu) schwer? Ist die Schaltung sauber eingestellt? Laufen die R?der rund - vor und nach 20 km Fahrt?
Folgende Tests f?hrte das «Velojournal» durch:
- Praxistest: 15 M?dchen und Knaben im Alter von 5 bis 8 Jahren testeten die Velos. Sie fuhren bergauf, schalteten das Licht ein und aus, stellten das Velo hin, l?uteten mit der Glocke, schalteten und bedienten den Gep?cktr?ger. Bewertung durch den Testexperten.
- Ergonomische Gestaltung: Wie weit ist der Bremshebel vom Griff entfernt, l?sst sich der Sattel in der H?he verstellen, wie gut kommen die Kinder mit den F?ssen auf den Boden, usw.?
- Konstruktion: Beurteilung von Reifen, Beleuchtung, Schutzblechen, Gep?cktr?ger, Glocke usw.
- Bewertung der Kinder: Sie durften jedem Velo eine eigene Note geben.
(rom)
Archiv im Netz
Unter www.ktipp.ch finden Sie s?mtliche Tests aus dem K-Tipp seit Januar 2000. Der Bezug eines Tests im PDF-Format (inkl. Tabellen) kostet 3 Franken.