Bei sechs Produkten ging bald einmal das Licht aus
Technisch gesehen gibt es einige Sparlampen, die von hoher Qualität sind. Aber: Alle Produkte im Test erzeugen Elektrosmog und geben giftige Substanzen an die Umgebung ab.
Inhalt
K-Tipp 14/2011
04.09.2011
Letzte Aktualisierung:
14.09.2011
Jeannette Büchel
Die Tage der klassischen Glühlampe sind gezählt. Energiesparlampen sind preislich eine attraktive Alternative. Aber sind sie auch empfehlenswert? Der K-Tipp hat 14 Sparlampen, deren Lichtstärke etwa einer 60-Watt-Glühbirne entspricht, im Labor prüfen lassen.
Fazit des Tests: 6 der 14 Sparlampen erreichen das technische Gesamturteil «gut». 7 sind «genügend», eine ist «ungenügend». Aber: Alle getesteten Lampe...
Die Tage der klassischen Glühlampe sind gezählt. Energiesparlampen sind preislich eine attraktive Alternative. Aber sind sie auch empfehlenswert? Der K-Tipp hat 14 Sparlampen, deren Lichtstärke etwa einer 60-Watt-Glühbirne entspricht, im Labor prüfen lassen.
Fazit des Tests: 6 der 14 Sparlampen erreichen das technische Gesamturteil «gut». 7 sind «genügend», eine ist «ungenügend». Aber: Alle getesteten Lampen verursachen Elektrosmog und gasen unerwünschte Stoffe aus.
- Technische Prüfung: 6000 Stunden und mehr soll die Lebensdauer der Sparlampen betragen – so stehts auf den Packungen: Im Test aber ging bei MClassic (Birne), Ikea Sparsam (Birne) und Osram Mini Twist nach weniger als 2500 Stunden das Licht aus. Zumindest bei einer von jeweils fünf Lampen. Der Lebensdauer-Test wird übrigens weitergeführt. Der K-Tipp wird in einigen Monaten über die Ergebnisse berichten.
Eine gute Lampe sollte schaltfest sein, also sehr viele Schaltvorgänge überstehen. Sechs Lampen erhielten in diesem Kriterium ungenügende Noten: Bei Paulmann, Ikea Sparsam (Stab), Philips Genie und Osram Mini Ball versagten alle fünf Prüfmuster nach kurzer Zeit. Sie erreichten die geforderten 25 000 Ein- und Ausschaltungen nicht einmal annähernd. Auch die Werte von MClassic (Birne) und Attralux waren ungenügend.
Sparlampen sollten zudem bis zum Schluss eine möglichst gleichbleibende Lichtleistung erbringen. Dies ist nicht bei allen Modellen der Fall. Bei den Lampen von Prima Vista ist der Helligkeitsverlust am grössten: Nach 2000 Stunden Brenndauer nimmt ihre Lichtleistung um rund 30 Prozent ab.
Bei der Farbwiedergabe erhalten alle Sparlampen nur genügende Noten. Für dieses Prüfkriterium ermittelten die Tester den Farbwiedergabeindex. Je näher dieser Wert bei 100 liegt, desto echter werden die Farben wiedergegeben.
Die bald nicht mehr erhältlichen Glühlampen haben einen Farbwiedergabeindex von 99. Die Sparlampen im Test erreichen Werte um 82. Grund: Im Licht der Sparlampen werden Rot und Braun als unnatürlich und eher dunkel wahrgenommen.
Lampen sollten schnell aufstarten, gerade wenn man sie an Orten einsetzt, wo sie nur kurze Zeit brennen, etwa im Bad oder im Treppenhaus. Das Labor hat ermittelt, wie lange es dauert, bis die Lampen 60 Prozent ihrer maximalen Helligkeit erreichen.
Aufstartzeit: Volle 4 Minuten
Definitiv zu lange wartet man bei der MClassic (Birne): Sie braucht volle 4 Minuten, bis sie knapp zwei Drittel ihrer Helligkeit erreicht. Die Prima Vista (Birne) benötigt knapp 2 Minuten. Am schnellsten reagiert Paulmann: Sie erreicht nach 10 Sekunden 60 Prozent Helligkeit.
- Elektrosmog: Stromsparlampen verursachen viel E-Smog. Der K-Tipp hat zur Beurteilung die TCO-Norm herangezogen, die Feldstärken von 1 Volt pro Meter (V/m) zulässt. Diese schwedische Norm ist für Bildschirmarbeitsplätze angelegt und gilt als sehr streng. Ziel ist es, die gesundheitliche Belastung der Benutzer so gering wie möglich zu halten.
Die Hersteller wie auch die Behörden berufen sich hingegen gerne auf die EU-Normen für elektrische Geräte, die viel höhere Richtwerte vorsehen.
Diese Werte sollen sicherstellen, dass Nerven und Muskeln nicht akut gereizt werden. Aber: Die gesundheitliche Belastung beginnt nicht erst mit messbaren Reizungen. Bei empfindlichen Menschen können schon bei tieferen Werten Beschwerden auftreten. Ergebnis des Tests: Nur bei Megaman und Philips Genie ist die Strahlung als «mittel» einzustufen (siehe Tabelle). Bei allen anderen Lampen ist sie «erhöht». Am meisten strahlt Osram Duluxstar Mini Ball: 28 V/m.
- Gase: Die Sparlampen gasen flüchtige organische Verbindungen (VOC) aus. Darunter solche, die als krebserregend gelten, wie etwa Phenol. Alle Lampen im Test geben diese Substanzen ab, wenn auch in unterschiedlicher Konzentration. Dazu Peter Braun, Prüfleiter und Sachverständiger für Innenraumschadstoffe: «Produkte für Innenräume sollten solche Substanzen nicht enthalten.»
Die Hersteller verweisen unisono auf eine Stellungnahme des deutschen Umweltbundesamtes. Dieses hat die in der Prüfkammer gefundenen Konzentrationen für die reale Raumsituation eingeschätzt und kommt zum Schluss, dass die Konzentrationen vernachlässigbar seien.
Aber, so Braun: «Bei krebserzeugenden Substanzen gibt es keine Konzentration, die gesundheitlich völlig unbedenklich ist.» Problematisch wird es vor allem, wenn Sparlampen im unmittelbaren Atembereich eingesetzt werden. Braun: «Schreibtisch- und Nachttischlampen sollte man keinesfalls mit Energiesparlampen ausstatten.» Das deutsche Umweltbundesamt argumentiert auch, dass die VOC-Emissionen nur bei neuen Produkten aufträten und bloss wenige Tage anhielten. Auf die getesteten Lampen trifft diese Aussage nicht zu: Das Labor hat erst gemessen, nachdem die Lampen zuvor eine Woche gebrannt hatten.
Zu den Testresultaten schreibt Coop-Sprecherin Sabine Vulic, die Attralux-Lampe werde durch ein anderes Modell ersetzt. Laut Sprecherin Olivia Luginbühl geht die Migros bei der MClassic-Lampe von einem Defekt aus. Und Christoph Seidel von Megaman schreibt, der Helligkeitsverlust sei atypisch und die Aufstartzeit sei verkürzt worden. Ebenfalls optimiert wird das Paulmann-Produkt. Und Osram teilt mit, Schaltfestigkeit und Energieeffizienz bei der Mini-Ball-Lampe seien verbessert worden.
So wurde getestet
- Lebensdauer: Wie viele Stunden brennen die Lampen bei einem Zyklus von 165 Minuten ein, 15 Minuten aus? Die Testnote ist ein vorläufiges Urteil nach 2500 Stunden. Der Dauertest wird weitergeführt.
- Schaltfestigkeit: Wie viele Schaltvorgänge (1 Minute ein, 5 Minuten aus) überstehen die Lampen?
- Helligkeitsverlust: Ist das Licht der Lampen nach 2000 Stunden im Betrieb noch gleich hell wie im Neuzustand? Gemessen wird die Helligkeit in Lumen – je mehr Lumen, desto heller leuchtet die Lampe.
- Farbwiedergabe: Wirken die einzelnen Farben im Licht der Lampe unverfälscht? Gemessen wird der Farbwiedergabeindex. Je näher er bei 100 ist, desto echter die Farbe.
- Aufstartzeit: Wann hat die Lampe 60 Prozent ihrer Helligkeit erreicht?
- Energieeffizienz: Wie hoch ist der Wirkungsgrad der Lampe? Wie viel Energie wird in Licht umgewandelt, wie viel geht verloren?
- Elektrosmog: Gemessen wurde anhand der TCO-Norm für Bildschirmarbeitsplätze. Sie verlangt, dass die hochfrequenten Wechselfelder in 30 cm Abstand maximal1 Volt pro Meter betragen.
- Emissionspotenzial: Geben die brennenden Lampen unerwünschte Substanzen ab? Das Prüflabor hat nach über 200 verschiedenen flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) gesucht, darunter solche, die als krebserregend gelten.