Bei Wasser top, bei Öl ein Flop
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K-Tipp 2/2002
23.01.2002
Haushaltspapiere im K-Tipp-Test: Nur vier von elf Produkten sind gut
«Wein verschüttet? Kein Problem, mit einem Wisch ist alles weg.» Das zumindest will die Werbung für Haushaltspapiere den Konsumenten weismachen. Ein K-Tipp-Test jedoch zeigt, dass ein Wisch selten reicht.
Thomas Vogel tvogel@ktipp.ch
Die Schweizer liebens sauber. Die schnelle Hygiene «mit einem Wisch» ist ihnen jährlich etwas mehr als 65 Millionen Franken wert.
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Haushaltspapiere im K-Tipp-Test: Nur vier von elf Produkten sind gut
«Wein verschüttet? Kein Problem, mit einem Wisch ist alles weg.» Das zumindest will die Werbung für Haushaltspapiere den Konsumenten weismachen. Ein K-Tipp-Test jedoch zeigt, dass ein Wisch selten reicht.
Thomas Vogel tvogel@ktipp.ch
Die Schweizer liebens sauber. Die schnelle Hygiene «mit einem Wisch» ist ihnen jährlich etwas mehr als 65 Millionen Franken wert.
Im Preis unterscheiden sich die Haushaltspapiere kaum. Die meisten kosten rund einen Franken pro Rolle. Dementsprechend werden in Schweizer Haushaltungen also pro Jahr beinahe 65 Millionen Rollen verbraucht - eine riesige Menge Reinigungstücher, welche die Beliebtheit dieses Schnellreinigers belegt.
Doch nicht bei jedem Produkt erhält man dieselbe Gegenleistung für sein Geld. Während die Migros für den einen Franken rund 19 Meter Papier auf eine Hopi-Rolle wickelt, begnügt sich Procter & Gamble mit etwas mehr als sechs Metern für ihr Produkt Bounty.
Wer allerdings glaubt, das Bounty-Papier sei dreimal saugfähiger und reissfester als die Hopi-Produkte der Migros, der irrt. Das zeigt der K-Tipp-Test deutlich. Geprüft wurden elf Haushaltspapiere der Schweizer Marktleader.
Die wichtigste Eigenschaft eines Haushaltspapieres ist seine Saugfähigkeit: Ein gutes Küchenpapier soll möglichst schnell möglichst viel Flüssigkeit aufnehmen.
Im Zürcher Textilprüfungsinstitut Testex zeigte sich, welches der Küchenpapiere wirklich «durstig» ist und viel wässrige Flüssigkeit aufnehmen kann.
Wenn das Kind also wieder einmal die Suppe verweigert und sie statt zu essen auf den Küchentisch schüttet, greifen entnervte Eltern am besten zum Markenpapier Hakle Swish. Es ist eines der Tücher im Test, die Wasser am schnellsten aufsaugen, und es vermag vor allem am meisten Flüssigkeit zu binden.
Dreilagige Papiere sind saugfähiger
Das verwundert Andy Kistler, Geschäftsführer von Hakle-Kimberly Schweiz, überhaupt nicht. «Bei Hakle-Papieren ist die mittlere der drei Lagen aus einem speziell saugfähigen Papier hergestellt.» Neben Hakle sind noch die Produkte von Artex, Ecolution und Waro dreilagig. Die restliche Konkurrenz verlässt sich auf zwei Papierschichten.
Das Rennen bei der Saugfähigkeit von wässrigen Substanzen wie Wein, Wasser, Milch oder Suppe macht also Swish von Hakle, gefolgt von Ecolution.
Anders sieht die Rangliste bei öligen Flüssigkeiten aus. Das Problem hier: Die üblichen Zellstofffasern saugen Öl weniger gut auf als Wasser.
Der Hersteller kann aber durch geschickte Wahl des verwendeten Zellstoffes und des Herstellungsverfahrens erreichen, dass die Papiere ölige Flüssigkeiten besser aufsaugen. Hopi Classic schneidet im K-Tipp-Test in diesem Punkt am besten ab: Sein Aufsaug-Tempo für ölige Flüssigkeiten ist am grössten. Das Produkt der Waro erreicht dafür den besten Kompromiss bei der Aufnahmefähigkeit von Wasser und Öl.
Ein Haushaltspapier muss jedoch nicht nur gut saugen, es sollte auch stabil sein. Im Labor mussten die Prüflinge die Reissfestigkeit zunächst im trockenen Zustand unter Beweis stellen. Hart im Nehmen in trockenem Zustand ist Ecolution, gefolgt von Artex. Am wenigsten reissfest ist das Markentuch Kleenex.
Was ein Küchenpapier tatsächlich aushält, zeigt sich aber meist erst in nassem Zustand. Hier erreichte Ronda Ökoplan den ersten Platz. Abgeschlagen auf dem letzten Platz lag das Waro-Papier. «Das nasse Tuch zerfiel bereits, bevor es in den Reissbock eingespannt war», bemerkte Prüfleiter Jean-Pierre Haug.
Küchentücher sind meist aus 100 Prozent neuem Zellstoff hergestellt. Recyclingpapiere spielen eine untergeordnete Rolle. Nur gerade zwei der Kandidaten sind aus Recyclingpapier: Ronda Ökoplan und Hopi Recycling.
Diverse Chemikalien als Zusatz im Papier
Hakle beispielsweise verzichtet auf den Einsatz von Altpapier. Persönlich erachtet Geschäftsführer Andy Kistler Altpapier für Küchentücher nicht als sehr hygienisch. «Schliesslich tupfe ich damit auch Fleisch trocken und komme also in Kontakt mit Lebensmitteln.»
Überhaupt spielt der Umweltgedanke bei der Herstellung von Haushaltspapieren keine gewichtige Rolle. Die Hersteller setzen Bleichmittel, optische Aufheller, Antireissmittel oder Weichmacher ein. Vor allem Letztere basieren meist auf Formaldehydharzen, die in Einzelfällen Allergien auslösen können.
Ganz clever macht es die italienische Firma Delicarta. Sie nennt ihr Haushaltspapier Ecolution. Bereits der Name gaukelt dem Konsumenten eine ökologische Einstellung des Herstellers vor. Und auf der Verpackung der Papierrollen prangt der Satz «zufriedene Menschen, saubere Umwelt».
Haushaltspapiere gehören nicht ins WC
In Tat und Wahrheit ist lediglich die Verpackung «umweltfreundlich». Sie besteht laut Herstellerinformation aus einem neuartigen Material, das sich in Wasser auflöse. Aber wer wirft schon seinen Verpackungsmüll in die Toilette?
Das WC ist übrigens ein Ort, an dem Haushaltspapiere nichts zu suchen haben. Da die Tüchlein sich im Gegensatz zu WC-Papier nicht in Wasser auflösen, können sie die Abflussrohre verstopfen.
Fazit: Als Sieger aus dem K-Tipp-Labortest ist Ecolution hervorgegangen. Das in der Epa eingekaufte Produkt nimmt sowohl bei der Sauggeschwindigkeit als auch bei der Reissfestigkeit den Spitzenplatz ein. Ecolution gehört zwar zu den teureren Produkten, ist aber seinen Preis wert.
Nicht alles, was teuer ist, ist aber gut: Sowohl Zewa als auch Bounty bringen für ihren Preis zu wenig Leistung.