Beim Aufwärmen zeigen alle Schwächen
Fleisch garen, Kuchen backen: Mikrowellen mit Grill sind gute Zusatzöfen.<br />
Aber ausgerechnet mit dem Aufwärmenvon Resten haben viele Geräte Mühe.
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K-Tipp 1/2003
15.01.2003
Rolf Muntwyler - rom@ktipp.ch
Kocht man aufwändig für Gäste, zeigen sich die Grenzen der Kapazität in der Küche. Wo soll man das Gemüse gratinieren, während der Braten im Backofen gart? Wo die Teller vorwärmen? Ein Apero-Häppchen im Ofen zu backen liegt erst recht nicht mehr drin.
In solchen Fällen könnte ein Mikrowellengerät den Engpass überbrücken helfen. Doch meist sind es Fertigmenü-Liebhaber und eilige Schlemmer, die diese Geräte fürs Aufwärmen und Auftauen verwenden.
Auf jeden Fa...
Kocht man aufwändig für Gäste, zeigen sich die Grenzen der Kapazität in der Küche. Wo soll man das Gemüse gratinieren, während der Braten im Backofen gart? Wo die Teller vorwärmen? Ein Apero-Häppchen im Ofen zu backen liegt erst recht nicht mehr drin.
In solchen Fällen könnte ein Mikrowellengerät den Engpass überbrücken helfen. Doch meist sind es Fertigmenü-Liebhaber und eilige Schlemmer, die diese Geräte fürs Aufwärmen und Auftauen verwenden.
Auf jeden Fall sind die schnellen Öfen sehr beliebt: Jährlich gehen in der Schweiz mehr als 90 000 Apparate über den Ladentisch. «Die hohen Verkaufszahlen von Mikrowellen spiegeln den Boom bei den Fertiggerichten», analysiert Hans Gugler die gestiegenen Umsätze. Er ist Produktverantwortlicher für die Marken Whirlpool und Bauknecht.
Fragt man im Laden nach Mikrowellengeräten und ihren Vor- und Nachteilen, raten die Verkäufer davon ab, damit Gerichte zuzubereiten, die knusprig werden sollen: kein Kuchen, keine Pouletschenkel, keine Fertigpizza. Ist das wirklich unmöglich? Der K-Tipp hat zehn Mikrowellengeräte mit Grillfunktion im deutschen Ipi-Institut für Produktforschung und Information einem umfangreichen Praxistest unterzogen:
- Ein Kilo-Block Hackfleisch wurde aufgetaut. In diesem Teiltest sollte sich zeigen: Taut das Fleisch auf, ohne dass es zu sehr erhitzt wird?
- Aufgewärmt wurde ein Resten-Teller mit Kartoffelstock und einem Stück Fleisch: Lassen sich diese unterschiedlichen Speisen gleichmässig erhitzen?
- Garen: Kommt ein Hackbraten essfertig, gut gebräunt und mit Kruste aus der Mikrowelle?
- Ein Kuchen wurde gebacken: Ist er bereit zum Verzehr, hat er eine befriedigende Farbe und Festigkeit?
- Eine Fertiglasagne liessen die Tester in einem Arbeitsgang in der Mikrowelle auftauen und anschliessend backen: Ist die Lasagne genussfertig und ansehnlich?
- Brotscheiben toasten: Sind sie auf der ganzen Tellerfläche gleichmässig gebräunt und knusprig?
- Ein rohes Poulet wurde erhitzt und gegrillt, wo vorhanden mit der kombinierten Funktion: Ist es gar, heiss, knusprig und saftig?
Beim Vorgehen folgten die Prüfer vorwiegend den Angaben der Hersteller in den Bedienungsanleitungen.
Fazit: Die Mikrowellengeräte schnitten bei einem grossen Teil der Aufgaben zufrieden stellend ab. Durchs Band gute bis sehr gute Resultate lieferten die Produkte beim Auftauen. Bei der anderen «klassischen» Anwendung, dem gleichmässigen Aufwärmen von Resten, sah es jedoch schlecht aus. Während der Kartoffelstock bereits brühend heiss war, war das Schnitzel nur warm.
Das erstaunt nicht. «Je höher der Wassergehalt einer Speise, desto schneller wird sie heiss», erläutert Karl-Heinz Baumann, der Leiter des Ipi-Instituts, die Ausgangslage. Bei einem Menü mit Fleisch, Gemüse und Beilage kann keine Mikrowelle alle Komponenten gleich stark erhitzen.
Frischbackbrötchen: Nur Grillfunktion ideal
Aus dem gleichen Grund warnt Hans Gugler von Bauknecht davor, Frischback-brötchen mit der Mikrowellenfunktion aufzubacken: «Gebäck enthält viel zu wenig Wasser, es trocknet bloss aus.» Deshalb gibt er den Tipp, Frischbackwaren nur mit der Grillfunktion knusprig zu backen.
Während alle Geräte bei den Teiltests Kuchen backen sowie Poulet garen und grillieren recht gut abschnitten, zeigten sich bei alltäglicheren Praxistests Unterschiede. Die Fust-Eigenmarke Novamatic überzeugte bei der Lasagne nicht. Die Modelle von Sharp und Miostar toasteten das Brot sehr unregelmässig. Whirlpool Max 16 und das Gerät von Bauknecht bekundeten Mühe, das Fleisch saftig zuzubereiten. Allerdings testete das Labor die Crisp-Funktion zum Knusprigbraten nicht.
Drei Geräte schafften eine knusprige Pizza
Drei Hersteller versprechen zusätzlich, dass mit ihren Geräten eine Pizza knusprig wird: Koenig, Bauknecht und Panasonic. Alle drei erfüllten ihre Aufgabe gut, am besten schmeckte die Pizza aus dem Bauknecht-Apparat.
Der Praxistest zeigt auf, dass den Kochangaben in den Gebrauchsanleitungen überhaupt nicht zu trauen ist. Am deutlichsten daneben lagen die Instruktionen in den beigelegten Büchlein des Sharp-Modells.
Laut Anleitung ist weder für die Zubereitung des Hackbratens noch für den Kuchen und die Lasagne der Grill zu verwenden. Die Prüfer erreichten aber nur dank der Grillfunktion ein befriedigendes Resultat.
Neben dem Praxistest mass das Labor auch den Energieverbrauch und die Zeit, bis ein Kochvorgang abgeschlossen war. Zudem wurden Handhabung und Bedienerfreundlichkeit der Mikrowellen beurteilt: Ist ein Timer oder zumindest eine Uhr vorhanden? Sieht man in das Innere des Geräts? Wie gut lässt es sich putzen?
Bei der Handhabung erreichte das Novamatic-Modell keine genügende Note. Die schlechte Innenbeleuchtung verhindere das Überwachen der Speisen in der Mikrowelle, Teller könnte man nur umständlich hineinstellen und herausnehmen, befanden die Prüfer.
Beim Energieverbrauch offenbarte der Optimagrill 23 von Satrap eine Schwäche: Er verbraucht deutlich mehr Energie als die Konkurrenzprodukte. In diesem Teilkriterium schnitten die meisten Geräte gut ab. Am sparsamsten war das Modell von Whirlpool.
Weitere Plus- und Minuspunkte der 10 Geräte:
- Der Innenraum des Optimagrills von Satrap ist dank 23 Liter Inhalt auch für grössere Gefässe geeignet.
- Das topmoderne Gerät von Whirlpool ist mit seiner gerundeten Form speziell für Eckpositionen auf der Ablagefläche in der Küche konzipiert.
- Eine echte Einschränkung beim Grillieren gibts beim Miostar MWG 11 und beim Sharp R-605: Mikrowellenfunktion und Grill lassen sich nicht gleichzeitig betreiben. Will man eine Speise knusprig backen, muss man die beiden Funktionen nacheinander bedienen.
- Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis in diesem Test bietet das Rotel-Modell. Auch dieses Gerät hat aber seinen Schwachpunkt: Es ist die langsamste aller getesteten Mikrowellen.
Schadet der Gebrauch von Mikrowellengeräten der Gesundheit? Das erfahren Sie im nächsten K-Tipp.
Wie funktioniert das eigentlich?
Mikrowellengeräte erhitzen das Essen nicht direkt mit Wärme.
Die Mikrowellen werden vom so genannten Magnetron erzeugt und gelangen in den Garraum. Dort versetzen sie Moleküle im Innern der Speise in heftige Bewegung. Dadurch entsteht Wärme, das Essen erhitzt sich also von innen heraus.
Im Vergleich zum Backofen bringt die Mikrowelle kürzere Garzeiten und einen tieferen Energieverbrauch.
Metalle können glühend heiss werden. Deshalb nie Teller mit Goldrand oder Mustern, die Metall enthalten könnten, in einem Mikrowellengerät verwenden.
Weil Mikrowellen für den menschlichen Körper schädlich sind, besteht ein Grenzwert für austretende Strahlung - nämlich 5 Milliwatt (mW) pro cm2. Der K-Tipp liess die Strahlung messen. Die Werte lagen bei allen Geräten unter 0,2 mW/cm2.
(rom)