Bestnoten für die Soft-Rollen
Viele WC-Papiere sind nicht sehr hautfreundlich. Vor allem Recycling-Tissues sind weniger weich, das beste ist gerade mal «genügend».
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K-Tipp 3/2007
14.02.2007
Rolf Muntwyler
Eine Durchschnittsschweizerin öffnet 5,7-mal täglich die Tür zum «Häuschen» und braucht 4,7 Coupons WC-Papier pro Sitzung. Durchschnittsschweizer hingegen besuchen das Örtchen nur 3,4-mal, der Verbrauch an Papier liegt pro Mal aber bei 5,6 Coupons. So die nackten Zahlen des Marktforschungsinstituts IHA.
Der tägliche Bedarf allein in der Schweiz ist also beträchtlich. Dass ein Teil der Zellfasern aus problematischen Quellen auf den Weltmarkt kommt, ist ein Pluspunkt für T...
Eine Durchschnittsschweizerin öffnet 5,7-mal täglich die Tür zum «Häuschen» und braucht 4,7 Coupons WC-Papier pro Sitzung. Durchschnittsschweizer hingegen besuchen das Örtchen nur 3,4-mal, der Verbrauch an Papier liegt pro Mal aber bei 5,6 Coupons. So die nackten Zahlen des Marktforschungsinstituts IHA.
Der tägliche Bedarf allein in der Schweiz ist also beträchtlich. Dass ein Teil der Zellfasern aus problematischen Quellen auf den Weltmarkt kommt, ist ein Pluspunkt für Toilettenpapier aus Recycling- und FSC-Fasern. Wie gut sich die Tissues aus Recyling- und aus frischem Zellstoff bewähren, liessen K-Tipp und Kassensturz im Labor Testex in Zürich untersuchen.
Im Test waren 16 Toilettenpapiere, darunter die meistverkauften Produkte, aber auch Eigenmarken und Billiglinien der grossen Detailhändler.
Bei der Weichheit können Recycling-Papiere mit den besten Papieren aus Frischfasern nicht mithalten. Weil dieses Kriterium am stärksten gewichtet ist, landen die ökologischsten Produkte auch nicht auf den vordersten Plätzen.
Soft-Papiere sind tatsächlich soft
Die Bestnoten bei der Weichheit erhalten die Eigenmarken Soft Comfort Weiss aus der Migros, Coop Super Soft sowie Zewa Soft. Coop Super Soft aber hat seinen Schwachpunkt bei der Saugfähigkeit. Testsieger Soft Comfort Weiss versagt hingegen beim Kriterium Reissfestigkeit.
Die unterschiedlichen Bewertungen punkto Weichheit und Reissfestigkeit ziehen sich durch den ganzen Test: Weichere Papiere sind weniger reissfest, reissfestere Papiere sind weniger weich.
Ebenfalls die Schlussnote «gut» gibt es für die Eigenmarke der Drogerie Müller, das Aldi-Produkt Solo sowie die zweite Migros-Eigenmarke im Test - Soft Deluxe Sensitive.
Das beste Recycling-Papier ist Coop Oecoplan Classic. Es ist zwar nicht sehr flauschig, aber durchaus passabel. Das gilt auch für die Recycling-Tissues M-Budget und Hakle Comfort weiss.
Hohe pH-Werte bei Recycling-Sorten
Die weiteren Recycling-Papiere sind durchgefallen, weil sie zu wenig weich sind. Der Test zeigt also auch die Grenzen von wiederverwertetem Papier auf.
Zum dürftigen Abschneiden der Recycling-Sorten trägt eine weitere Schwäche bei - die hohen pH-Werte. Die Haut hat einen Säureschutzmantel zwischen 5 und 6 pH. Den pH-neutralen Wert von 7 überstiegen sieben WC-Papiere, was zu ungenügenden Noten führt. Den höchsten Wert - mit 8,9 pH deutlich im alkalischen Bereich - mass das Prüflabor bei Oeco Swiss.
«Alkalische Papiere können für empfindliche Haut eine Belastung sein», sagt Peter Schmid-Grendelmeier, Leiter Allergiestation der Dermatologischen Klinik der Universität Zürich.
Für «durchaus im Rahmen des Üblichen» hält Hersteller SCA die gemessenen 8,2 pH seiner Marke Danke.
SCA macht weiter geltend, dass Danke in einem Test der Stiftung Warentest deutlich besser abgeschnitten habe. Wie auch andere Produzenten kritisiert SCA, das Prüfverfahren sei «für eine wirkliche Vergleichbarkeit letztlich nicht geeignet». Eine Einschätzung der Resultate sei für die Hersteller deshalb nicht möglich.
Der K-Tipp hat - statt des von der Industrie mitbestimmten Normtests - die WC-Papiere in Anlehnung an Textilprüfungen getestet. «Die Vergleichbarkeit der Resultate ist absolut gegeben», sagt Prüfleiter Ralph Sontheim.
In einem weiteren Test massen die Fachleute die Widerstandskraft der Perforation. Im Gegensatz zur Reissfestigkeit war hier nicht grosser Widerstand gefragt, sondern im Gegenteil einfaches Abreissen. Abgesehen von Carrefour N1 waren alle Papiere mindestens «genügend».
Der Kauf von Toilettenpapier gehört nicht gerade zu den grossen Investitionen im Haushalt. Ist also der Preis überhaupt relevant? Rechnet man die jährlichen Kosten aus, so zahlt eine erwachsene Person im Schnitt mit dem teuersten WC-Papier im Test 63 Franken, mit dem billigsten bloss 14 Franken. Damit wäre ein zusätzlicher Vorteil der Recycling-Tissues genannt: Sie gehören mehrheitlich zu den günstigen Toilettenpapieren im Test.
Die Haut feucht reinigen - und gut trocknen
Der Hintern bekommt meist erst dann Aufmerksamkeit, wenn Jucken, Brennen oder gar quälende Schmerzen auftreten.
«Die Haut am After ist dünn und gut mit Nerven versorgt, ähnlich wie die Lippen», sagt Peter Schmid von der Dermatologischen Klinik der Uni Zürich. Deshalb sei der Analbereich so empfindlich. Beschwerden lassen sich aber lindern oder gar verhindern:
- Befeuchtetes WC-Papier zum Reinigen ist empfehlenswert. Feuchtpapiere aber enthalten Inhaltsstoffe, die gerade bei bestehenden Hautproblemen nicht ideal sind. Auf jedem Fall: Immer gut trocknen.
- Dusch-WCs sind dank feuchter Reinigung und integriertem Trockenprozess hautschonend.
- Gutes Reinigen verhindert Entzündungen. Aber: Starkes Reiben vermeiden.
- Papier mit Zusätzen wie Kamille macht wenig Sinn. Auch solche Substanzen können Allergien auslösen.
- Schmerzende Hautrisse wie auch Hämorrhoiden entstehen häufig durch Verstopfung. Da hilft längerfristig nur: Ausgewogen essen, genug trinken, sich viel bewegen.
- Viele Salben enthalten zu starke Wirkstoffe für die empfindliche Haut am After, deshalb mit Vorsicht anwenden.
(rom)
Jährlich 348 Mio. Rollen
Abreissen und wegspülen, heisst es beim WC-Papier. Der massive Verbrauch - laut Marktforschungsinstitut Nielsen jährlich 348 Millionen Rollen in der Schweiz - schlägt sich vor allem in der Umwelt nieder. Allein für diese Menge würde täglich eine Waldfläche gerodet, die 17 Fussballfeldern entspricht, schätzt WWF-Waldexperte Damian Oettli.
Das Holz für den Zellstoff stammt aus Nordeuropa, aber auch aus oft rücksichtslos gerodeten Wäldern in Lateinamerika, Russland und Asien, wie auch Hersteller bestätigen. Das radikale Abholzen der Urwälder hat vielfach einschneidende Folgen für Umwelt und Einheimische.
Der Anteil an Recycling-Papier beträgt derzeit ein Drittel. Da es auch Tissues gibt, die undeklariertes Recycling-Papier enthalten, dürfte der tatsächliche Wert noch etwas höher liegen.
Wer kein Recycling-Papier will oder verträgt, dem bleibt ein ökologischer Mittelweg: Toilettenpapier aus FSC-Zellstoff.
Das Label FSC steht für nachhaltig produziertes Holz. Das bedeutet: Geschlagenes Holz kann wieder nachwachsen. Bei den Migros-FSC-Toilettenpapieren stimmt nicht nur die Herkunft, sondern auch die Qualität.
(rom)
Unter www.ktipp.ch finden Sie sämtliche Tests aus dem K-Tipp seit Januar 2000. Der Bezug eines Tests im PDF-Format (inkl. Tabellen) kostet 3 Franken.