Billige Dauerläufer überflügeln teure Batterien
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K-Tipp 16/2001
03.10.2001
Der K-Tipp testete, welche Mignon-Batterien fürs Geld am längsten Energie liefern
Alle 12 getesteten Alkali-Batterien liefern in einem tragbaren CD-Player gleich lang Musik - rund 18 Stunden. Das bedeutet: Mit teuren Batterien verschleudern Sie Ihr Geld.
Thomas Vogel tvogel@ktipp.ch
Nicht immer hält ein Produkt, was die Werbung verspricht. Bei Duracell ist das anders: Der Hersteller nimmt den Mund nicht zu voll, wenn er behauptet, «Duracell-Batter...
Der K-Tipp testete, welche Mignon-Batterien fürs Geld am längsten Energie liefern
Alle 12 getesteten Alkali-Batterien liefern in einem tragbaren CD-Player gleich lang Musik - rund 18 Stunden. Das bedeutet: Mit teuren Batterien verschleudern Sie Ihr Geld.
Thomas Vogel tvogel@ktipp.ch
Nicht immer hält ein Produkt, was die Werbung verspricht. Bei Duracell ist das anders: Der Hersteller nimmt den Mund nicht zu voll, wenn er behauptet, «Duracell-Batterien leben länger». Die Batterien «mit dem Kupferkopf», wie Duracell seine Stromspender nennt, halten tatsächlich länger als andere. Allerdings verschweigen die Werbetexter, dass der Unterschied zur Konkurrenz klein ist. Die getesteten Duracell-Batterien halten nur wenig länger - kosten aber bedeutend mehr.
Konkret: Die Duracell Ultra versorgt einen durchschnittlichen modernen Walkman 19,1 Stunden lang mit Strom. Bestückt mit Splendor Alkaline bleibt das Gerät schon nach 17,2 Stunden stumm. Das scheint auf den ersten Blick ein schlechtes Ergebnis für Splendor zu sein, halten doch die Duracell immerhin zwei Stunden länger.
Rechnet man aber diese Werte auf den Kaufpreis für die Batterien um, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Dann sieht die Duracell alt aus und die Splendor rückt an die Spitze.
Für einen Franken erhalten nämlich Käuferinnen und Käufer beim Langläufer Duracell nur 9,7 Stunden Strom. Mit der Splendor-Batterie hingegen spielt der Walkman für denselben Frankenbetrag 17,7 Stunden Musik. Also beinahe doppelt so lang.
Dies das Ergebnis eines K-Tipp-Tests von handelsüblichen Mignon-Batterien. Diese 1,5-Volt-Batterie ist die meistgebrauchte Batteriengrösse. Sie hält einen Walkman ebenso in Bewegung wie Gameboys, Wecker, kleine Taschenlampen, Blitzgeräte oder tragbare CD-Player und geht in der Schweiz rund 51 Millionen Mal pro Jahr über den Ladentisch.
Der K-Tipp liess zwölf Alkali-Batterien und drei herkömmliche Kohle-Zink-Batterien (M-Budget, Wonder Ultra Plus, Philips Longlife) im Institut für Produktforschung und Entwicklung (ipi) gegeneinander antreten.
Die im Frühjahr eingekauften Batterien mussten sich in drei Dauerlauf-Disziplinen behaupten:
- Dauerbelastung von vier Stunden täglich mit einer Entladung von 43 Ohm, bis die Spannung noch 0,9 Volt beträgt. Das simuliert den täglichen vierstündigen Einsatz eines Strom sparenden Geräts wie Wecker, Transistorradio, Fernbedienung und MP3-Player.
- Dauerbelastung von einer Stunde täglich mit einer Entladung von 10 Ohm, bis die Batteriespannung noch 0,9 Volt beträgt. Das simuliert eine mittlere Belastung, wie sie beispielsweise tragbare CD-Player, Gameboys und Walkmen erfordern.
- Dauerbelastung von einer Stunde täglich mit einer Entladung von 3,9 Ohm, bis die Schlussspannung noch 0,8 Volt beträgt. Das simuliert den Einsatz in starken Stromverbrauchern wie ferngesteuerte Autos, Kameramotoren, digitale Fotoapparate oder Videoleuchten.
Die gefundenen Unterschiede sind in allen Testkriterien gering. So plärrt zum Beispiel ein Transistorradio mit den getesteten Alkali-Batterien zwischen 79,2 (Sony Alkaline) und 92,3 Stunden (Duracell Ultra). Mit herkömmlichen, billigen Zink-Kohle-Batterien verstummt ein Radio nach etwas mehr als 31 Stunden.
Zink-Kohle-Batterien sind für Stromfresser nicht geeignet
Auch bei mittlerer Belastung sind die Differenzen nicht gravierend: Die Alkali-Batterien drehen die Silberscheibe im CD-Player 15,6 (Sony Alkaline) bis 19,5 Stunden lang (Duracell Long Lasting). Mit den Zink-Kohle-Produkten steht das Gerät nach rund 6,5 Stunden still. Bei der Messung mit starken Stromverbrauchern, beispielsweise Spielzeugen mit Motor, tritt die Schwäche von Kohle-Zink-Batterien deutlich zu Tage. Während die Alkali-Batterien Betriebszeiten von 5,9 (Sony Alkaline) bis 7,7 Stunden (M Power Alkaline) ermöglichen, macht das Spielzeug mit den R6-Batterien nach weniger als zwei Stunden schlapp.
«Es zeigt sich, dass Zink-Kohle-Batterien für Anwendungen mit hohem Stromverbrauch wie Digitalkameras und Blitzgeräte überhaupt nicht geeignet sind», kommentiert das Testinstitut die Resultate.
Sowohl die Firma Wonder als auch Sony und Panasonic sagen dazu, in ihren eigenen Tests hätten sie ähnliche Resultate erzielt. Einzig Varta kann «die Resultate nicht nachvollziehen» und glaubt, der K-Tipp-Test werde dem wirklichen Leistungsvermögen der Varta-Batterien nicht gerecht.
Duracell bemängelt, dass keine Batterien der dritten Generation im Test waren. Die beiden geprüften Duracell-Produkte sind inzwischen vielerorts ausverkauft, da im Sommer Nachfolgemodelle auf den Markt kamen: Die Duracell Ultra 3 löste die geprüfte Duracell Ultra ab und die Duracell Plus ersetzte die im Test vertretene Duracell Long Lasting. Die neuen Batterien halten gemäss Duracell noch länger. Sie kosten aber auch entsprechend mehr.
Lithium-Batterien sind teurer - aber auch leistungsfähiger
Mehr Leistung verspricht auch Panasonic. Ihre neue Batterie heisst Power Max3; sie ersetzt die Power Max. Sie ermögliche im CD-Player bis zu drei Stunden längeren Musikgenuss, sagt Panasonic. Auch diese Batterie ist teurer als das Vorgängerprodukt. Nicht zu verwechseln sind diese Alkali-Batterien der dritten Generation mit den neuen Lithium-Zellen. Eines dieser Lithium-Produkte testeten der Kassensturz und das Magazin «Saldo» im vergangenen März. Fazit: Sie kosten zwar zweimal so viel wie herkömmliche Batterien, bringen aber auch die doppelte Leistung.
Vor allem halten Lithium-Batterien laut «Saldo» die Spannung (Volt) extrem lange hoch. Da die meisten Geräte bei etwas weniger als einem Volt pro Batterie abschalten, tricksen sie damit die Abschaltspannung der Geräte aus.
Weitere Vorteile der Lithium-Batterie: Sie ist länger haltbar, weniger temperaturanfällig, wiegt weniger - und sie enthält weder Cadmium noch Quecksilber.
Noch immer dürfen nämlich herkömmliche Batterien Kleinstmengen der extrem gefährlichen Schwermetalle enthalten. Grund: Der Schweizer Gesetzgeber konnte sich nicht zu einem Verbot dieser Giftstoffe durchringen. So sind nach wie vor bis zu 0,025 Prozent Quecksilber in Alkali-und bis zu 0,015 Prozent Cadmium in Zink-Kohle-Batterien erlaubt.
Ohne Cadmium und Quecksilber
Von den Testkandidaten sind gemäss Deklaration die folgenden Produkte frei von diesen Giftstoffen:
- Splendor Alkaline
- Sony Alkaline
- Wonder Alkaline
- Philips Powerlife XXL
- Varta Universal Alkaline
- Sony Power Plus Stamina
- Varta Maxi-Tech
- Philips Longlife
Weiterhin erlaubt ist Cadmium in den aufladbaren Nickel-Cadmium-Akkus. Deshalb ist es besonders wichtig, dass diese Batterien nicht im Abfall landen. Geben Sie alte Batterien im Verkaufsgeschäft ab. Die Kosten fürs Entsorgen haben Sie ja mit dem Kaufpreis bezahlt.
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LR6 oder AA? Verschiedene Namen für die gleiche Batterie
Für Konsumentinnen und Konsumenten ist es nicht ganz einfach, im Namendschungel der Batterien den Durchblick zu behalten. Welche Batterie benötige ich nun genau für meinen Walkman? Sind es Mignon, AA, MN1500, Stilo, AM3 oder doch LR6?
Bei all diesen Bezeichnungen ist klar: Alle passen in den Walkman; es sind nämlich alles Namen für ein und dieselbe Batterie.
Gemäss europäischer Norm wäre die korrekte Bezeichnung LR6:
- L bedeutet, dass es eine Alkali-Mangan-Batterie ist.
- R zeigt, dass die Batterie rund ist.
- 6 ist der Durchmesser in Millimeter.
Zink-Kohle-Batterien der gleichen Grösse heissen einfach nur R6. Neue Wege geht Panasonic. Europaweit kennzeichnet Panasonic seine Batterien mit den aus der Kleiderbranche bekannten Grössenangaben S, M, L und XL. Das M steht für Medium und entspricht der Mignon-Batterie. «Wir hoffen, damit ein Signal zu setzen und dass die Konkurrenz mitmacht», meint Judith Bussmann, Marketingverantwortliche für Panasonic-Batterien in der Schweiz.
Entsorgungsgebühr ist im Preis enthalten
Beim Thema Batterien und Umweltschutz ging die Schweiz als Pionierin voraus. Bereits seit 1998 zahlen Konsumentinnen und Konsumenten beim Kauf von Batterien eine vorgezogene Entsorgungsgebühr.
Konkret: Sie bezahlen mit dem Kaufpreis bereits die Entsorgung der soeben gekauften Batterie. Die Gebühr finanziert das Sammeln und den Transport der ausgedienten Batterien ebenso wie die Verwertung der Überreste. Bringen Sie also Ihre leeren Batterien immer in ein Verkaufsgeschäft zurück.