Wer Bio-Gemüse kauft, will Ware ohne Pestizide und andere schädliche Stoffe. Das kostet in der Schweiz viel: Konsumenten müssen für Bio-Gemüse im Durchschnitt 60 Prozent mehr bezahlen. Das zeigt die Statistik des Bundesamts für Landwirtschaft. K-Tipp-Vergleiche zeigen: Der Preisunterschied zwischen Bio und Nicht-Bio bei Coop und Migros ist in den letzten Jahren sogar noch gewachsen (K-Tipp 18/2014).
Doch ist der Mehrpreis für Bio-Gemüse gerechtfertigt? In früheren Tests von K-Tipp, «Saldo» und «Gesundheitstipp» entdeckten die Labors immer wieder Rückstände von Pestiziden und Schwermetallen. Etwa in Bier, Langkornreis, Fertigsalat, Wellness-Tees, Pfefferminztee, Goji-Beeren, Mehl, Senf und dunkler Schokolade.
Keine Pestizide, aber Spuren von Kupfer
Der K-Tipp schickte im neusten Test frisches Bio-Gemüse ins Labor: Auberginen, Gurken, Kartoffeln, Peperoni, Rüebli, Süsskartoffeln, Tomaten und Zucchetti. Die Experten untersuchten das Gemüse auf rund 500 Pestizide, die Schwermetalle Kupfer und Blei sowie Aluminium, Nitrat und Nitrit.
Resultat: Alle Gemüse waren frei von Pestiziden. Diese sind im Bio-Landbau auch verboten. Dafür fand das Labor in den Proben Spuren von Schwermetallen, Nitrat und Nitrit. Und in allen Proben entdeckte es Kupfer (siehe Kasten «So wurde getestet»).
Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl) kritisiert, Kupfer reichere sich im Boden an und sei in hoher Konzentration schlecht für Bodenlebewesen und Pflanzen. Es sei deshalb ein wichtiges Ziel im Bio-Landbau, kupferhaltige Präparate zu reduzieren.
In Coop- und Migros-Gemüse stiess das Labor auf Aluminium und Blei: in Bio-Rüebli aus der Schweiz und Bio-Süsskartoffeln aus Spanien und Portugal (siehe Tabelle). Coop sagt, dass viele Schwermetalle «in fast allen Böden» vorkommen. Laut Migros nehmen Gemüse Blei und Aluminium besonders in «sauren Böden über die Wurzeln auf».
Acht Proben wiesen Spuren von Nitrat auf. Der Stoff bildet sich aus stickstoffhaltigem Dünger.
Der K-Tipp-Test zeigt auch: Bio-Gemüse muss nicht teuer sein. So schneiden die Bio-Rüebli von Lidl und Aldi für rund 4 Franken pro Kilogramm gleich gut ab wie die von Coop, Manor, Globus und Reformhaus Müller für 5 bis 7 Franken pro Kilogramm. Auch Tomaten bieten die beiden Discounter in der gleich guten Qualität an.
Aldi und Lidl günstiger bei gleicher Qualität
Globus räumt ein, dass seine Bio-Produkte «nicht mehr bio sind als diejenigen anderer Verteiler». Die Migros weicht aus: Der Preis von Bio-Gemüse werde «durch verschiedene Faktoren beeinflusst».
Coop verweist darauf, er setze als einziger Schweizer Detailhändler auf die Bio-Suisse-Richtlinien.
Tatsächlich produzieren aber auch Bauern, die Aldi und Lidl mit Bio-Gemüse beliefern, nach den Richtlinien von Bio Suisse. Teilweise verkaufen die gleichen Produzenten ihre Ware an Coop, Aldi und Lidl. Trotzdem dürfen die beiden Discounter die Knospe nicht verwenden.
Aldi-Suisse-Chef Temo Schuster sprach im September in der «Luzerner Zeitung» von einer «Einschränkung des freien Wettbewerbs». Coop und Migros hätten bei den Labelorganisationen «einen sehr grossen Einfluss». Folglich darf Aldi die Knospe nicht abbilden, obwohl die Ware zu 100 Prozent Bio-Suisse-Qualität aufweist. Ebenso Lidl. Dieser betont: «Alle unsere Schweizer Bio-Artikel werden nach Bio-Suisse-Richtlinien produziert.»
Bio Suisse bestätigt: «Bio-Frischwaren aus der Schweiz stammen zu mehr als 90 Prozent von Bio-Suisse-Betrieben – auch bei Lidl und Aldi.»
So wurde getestet
Der K-Tipp hat 29 Proben Bio-Gemüse eingekauft und direkt in ein Schweizer Labor gebracht. Dort wurden sie auf folgende Stoffe untersucht:
Kupfer: Das Schwermetall ist nur in grossen Mengen gesundheitlich bedenklich. Für die untersuchten Gemüse gilt laut der Verordnung über Fremd- und Inhaltsstoffe ein Toleranzwert von 15 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg). Mit 1,9 mg/kg wiesen die Migros-Bio-Süsskartoffeln am meisten Kupfer auf.
Aluminium: Das Metall kommt im Boden vor. Neuste Studien gehen davon aus, dass es Krebs und Alzheimer auslösen kann. Für Gemüse gibt es keine Toleranz- oder Grenzwerte. Drei Proben enthielten geringe Mengen Aluminium.
Blei: Früher gelangten durch bleihaltiges Benzin und die Verbrennung von bleihaltigem Abfall grosse Mengen des Nervengifts in die Böden. Für Blei beträgt der Grenzwert für alle Gemüse 0,1 mg/kg. Das Labor fand kleine Mengen Blei in den Süsskartoffeln von Coop (0,024 mg/kg) und Migros (0,04 mg/kg).
Nitrat- und Nitritgehalt: Nitrat kann sich im Körper in krebserregende Nitritsalze umwandeln. Grenzwerte existieren nur für nitratreiches Gemüse wie Blumenkohl, Brokkoli, Spinat, Randen und Fenchel (1500 bis 3500 mg/kg). Für die getesteten Gemüse gibt es keine Grenzwerte. Die gefundenen Mengen lagen zwischen 50 und 350 mg/kg. Für Nitrit gibt es nur Grenzwerte für Trinkwasser.
Pestizide: Chemische Pflanzenschutzmittel sind im Bio-Landbau verboten. Das Labor hat alle Proben auf rund 500 Pestizide untersucht – ohne Treffer.