Bostitch ist der Klassiker unter den Heftern. Das vom K-Tipp getestete Modell «B8» gibt es seit beinahe 60 Jahren. Laut dem US-amerikanischen Hersteller wurde bis heute nichts daran geändert.
Doch das wäre dringend nötig: Im K-Tipp-Test von zwölf Heftern erzielte Bostitch beim Zusammenheften von Papier nur knapp die Note «genügend». Bei Bedienung und Robustheit war er ungenügend – und landete auf dem letzten Platz.
Die Experten des deutschen Testinstituts sahen während der Untersuchung auch bei der Konkurrenz nur wenige Glanzleistungen. Kein Gerät schnitt bei allen Prüfpunkten gut ab. Immerhin drei Produkte erreichten die gute Gesamtnote 5,2. Dazu gehört auch der günstigste Hefter im Test. Das Produkt von Officebrand ist mit Fr. 3.20 ein Schnäppchen. Zum Vergleich: Der Hefter von Bostitch kostete bei Galaxus.ch Fr. 21.10.
Die Experten massen auch die Kraft, die das Heften erfordert. Ergebnis: Mit einigen Modellen wurde das Klammern beinahe zum Kraftsport. Acht Geräte benötigten sehr viel Druck. Beim Gerät von Sigel braucht es für 5 Blätter 19 Kilo Druck, für 20 Blätter sogar 30 Kilo.
Verletzungsgefahr bei Leitz-Geräten
Dagegen heftete das rund 36 Franken teure Leitz-Modell fast wie von selbst. Die Experten brauchten nur einen Drittel so viel Kraft wie beim Sigel-Produkt. Weniger erfreulich war das Heft-Ergebnis mit Leitz: Die Klammern schlossen sich vereinzelt nicht richtig. Zudem wurden die Enden der Klammern nicht nach innen gebogen, sondern nach aussen. Dadurch hielten die gehefteten Seiten nur mässig zusammen. Auch besteht die Gefahr, sich zu verletzen. Das gleiche Problem zeigte sich beim ebenfalls von Leitz hergestellten Rapid-Modell.
Fünf Geräte schnitten immerhin bei den beiden Robustheitsprüfungen sehr gut ab, darunter die drei erstplatzierten.
Beim ersten Test sollten alle Produkte 20 000 Mal fehlerfrei fünf Blätter heften. Das schafften lediglich drei Modelle. Am schnellsten quittierte Bostitch den Dienst: Das Gerät klemmte bereits nach 1800 Heftungen. Beim zweiten Test liessen die Prüfer jeden Hefter aus Tischhöhe 10 Mal zu Boden fallen. Immerhin sieben Modelle überstanden die Fallprüfung schadlos. Negativ fiel wiederum Bostitch auf. Das Modell verlor bereits beim ersten Fall die Bodenabdeckung.
Unhandliche Hefter können die Benutzer zur Weissglut treiben. Auch die drei Testpersonen im Labor gerieten schnell an ihre Grenzen: Beim Öffnen des Geräts von Bostitch schnellte der Magazindeckel nach hinten. Das Rapid-Modell schloss sich unkontrolliert durch die hohe Spannung der Rückholfeder. Das Novus-Modell rutschte beim Test förmlich weg. Der Papeteria-Hefter von der Migros hatte eine scharfe Kante am Hebelende und kippte leicht weg.
Bostitch-Hersteller reagiert gelassen
Der Bostitch-Hersteller Stanley Works nimmt das schlechte Testergebnis gelassen: «Die aus moderner Sicht ungewohnte Ergonomie, die kantige Bauform, der Öffnungsimpuls, der erforderliche höhere Kraftaufwand beim Heft- und Ladevorgang – gerade wegen dieser Eigenheiten ist unser Produkt so beliebt.» Überraschend ist für den Hersteller allerdings das schlechte Ergebnis beim Dauertest: «Dieses Modell wurde für den Dauereinsatz konzipiert.»
Auch der Sax-Hefter war ungenügend. Laut dem Hersteller Brevillier Urban & Sachs soll man beim Heften auf dem Tisch «den Körper auflehnen». Beim Heften in der Hand «erleichtert die zweite Hand den Vorgang». Sigel produziert seinen ungenügenden Hefter weiterhin, will aber «keinen Aufwand mehr dafür betreiben». Coop wird die Ergebnisse des ungenügenden Eigenprodukts «mit dem Lieferanten prüfen». Die Migros sagt, dass von der scharfen Kante am Papeteria-Gerät «keine Verletzungsgefahr ausgeht». Laut Novus habe der K-Tipp «ein Einsteigergerät» getestet. Acco stellt die Leitz- und Rapid-Geräte her. Gemäss der Firma werden die Klammerenden bei der Heftung absichtlich nicht nach innen gebogen. Andernfalls stünde das Papier an den gehefteten Ecken hoch. «So benötigen die Seiten mehr Platz im Ordner und sehen auch nicht so ordentlich aus wie bei flacher Heftung.»
Klammern: Was die Zahlen bedeuten
Auf der Packung von Heftklammern sind oft zwei Zahlen angegeben. Beispiel: 24/6.
Die erste Zahl (24) gibt die Drahtstärke an. Je kleiner die Zahl, desto stärker ist der Draht. Die zweite Zahl (6) gibt die Schenkellänge der Heftklammern in Millimetern an, also die Länge der zwei nach unten gebogenen Teile. Je länger die Schenkel, desto mehr Blätter lassen sich heften.
Je nach Schenkellänge kann man bis zu 100 Blatt (13 Millimeter) gleichzeitig zusammenheften. Bei Heftern sind die passenden Klammergrössen in der Regel deklariert.
So wurde getestet
Das Stuttgarter Institut für Produktforschung (Ipi) testete für den K-Tipp zwölf Hefter. Laut Deklaration eignen sich die Apparate für das Heften von 20 bis 30 Seiten. Die Prüfpunkte:
Heftung Die Experten hefteten mit jedem Produkt 5 und 20 Blätter und massen dabei den Kraftbedarf in der Masseinheit Newton. Sie prüften, ob die Produkte gleichmässig heften und die Blätter zusammenhalten.
Robustheit Das Labor untersuchte mit einem Dauer-test, ob die Geräte jeweils 5 Blätter 20 000 Mal hintereinander heften können, ohne dabei beschädigt zu werden. Zudem liess es die Produkte 10 Mal zu Boden fallen und begutachtete allfällige Schäden.
Handhabung Drei Testpersonen – ein Mann und zwei Frauen – prüften die Handhabung der Modelle:
– Öffnen, Befüllen, Schliessen: Lassen sich die Produkte einfach und ohne viel Kraft öffnen, laden und schliessen? Verklemmen die Klammern?
– Griffigkeit: Wie gut liegen die Geräte in der Hand? Wie angenehm ist der Druckpunkt der Hebel am Handballen?
– Bediensicherheit: Gibt es scharfe Ecken und Kanten am Gerät sowie an der Heftung? Besteht Quetsch-gefahr für Finger und Hände? Können sich die Produkte unkontrolliert öffnen und schliessen? Stehen sie stabil auf dem Tisch? Kippen oder rutschen sie weg?