Bankangestellte im Anzug, die auf dem Mini-Scooter durch die Zürcher Bahnhofstrasse flitzen: Vor ein paar Jahren war das kein seltenes Bild. Der Boom hat sich zwar vorübergehend gelegt, doch nun erleben die praktischen Kleintrottinette einen zweiten Frühling.
Bei den Kindern haben Micro und Co. die traditionellen Trottinette mittlerweile fast verdrängt. Ob für Erwachsene oder Kinder: Auf die Qualität eines Fahrzeugs möchte man sich verlassen können. Doch das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten in Produkte aus China ist ziemlich angeschlagen – und genau dort werden die Scooter hergestellt.
Wie also ist es um die Qualität der aktuellen Mini-Scooter in den Läden bestellt? Das wollten K-Tipp und Kassensturz wissen und liessen zwölf Modelle prüfen (siehe «So wurde getestet»).
Im Test waren neun Trottinette mit kleinen Rädern sowie drei mit einem grösseren Raddurchmesser von 20 Zentimetern. Das Ergebnis ist ernüchternd. Im Test zeigte der grosse Teil der getesteten Scooter geringe bis gröbere Schwächen: Die einen bremsen schlecht, die anderen sind zu wenig robust.
Die Bilanz fällt bei den grösseren Scootern besser aus. Smartscoo Big Scooter erreicht das beste Resultat im ganzen Test (Note 5,1, siehe Tabelle im pdf-Artikel). Micro White macht sogar trotz Abwertung im Kriterium Robustheit eine passable Figur. Und das Modell Hudora Big Wheel hat trotz Abwertung wegen schlechter Bremsleistung auf trockenem Boden noch das Gesamturteil «genügend» geschafft.
Gerade für Erwachsene haben die Scooter mit grossen Rädern nicht nur den Vorteil, dass sich der Lenker höher stellen lässt. Sie bieten auch mehr Stabilität, eine ruhigere Fahrt, und sie lassen sich besser manövrieren. Ihre Nachteile sind dagegen Grösse und Gewicht: Alle sind schwerer als vier Kilo, während die kleineren Trottinette in der Regel um die drei Kilo wiegen.
Das leichteste kleinrädrige Modell ist Micro Sprite (2,8 kg). Am anderen Ende der Gewichtsskala der Kleinen stehen mit ebenfalls über vier Kilogramm zwei Scooter: Micro Flex wegen der grösseren, elastischen Standfläche und JD Bug MS-205, weil er aus Stahl statt Alu gefertigt ist.
Gröbere Mängel bei den BremsenBei den kleinen Scootern mit Radgrösse 12 bis 15 Zentimeter hat Testsieger Twister Tribu von Manor keine groben Mängel. Die anderen aber Kandidaten schon: Der zweitplatzierte JD Bug MS-205 war beim Bremsweg insgesamt ungenügend. Auf trockenem Untergrund reichte es ihm knapp für ein «genügend» (wurde deshalb nicht abgewertet). Beim Scooter City Blitz von Ochsner Sport war nach der Stossprüfung der Lenker verbogen und der Klappmechanismus kaputt.
Die beiden getesteten Scooter von Micro vermasselten ein «gutes» Gesamturteil in der Fallprüfung. Nach diesem Belastungstest wiesen die Trittflächen der beiden Modelle Schäden auf. «Dieses Testresultat entspricht nicht den Erkenntnissen, die wir mit diesen Modellen schon seit 8 Jahren gemacht haben», sagt Wim Ouboter von Micro.
Bei den übrigen Modellen im Test führten Abwertungen zum Gesamturteil «ungenügend»: Die Scooter liessen sich auf trockenem Grund nur schwer bremsen. Schlechte Bremsleistung bei Regen führte dagegen nicht zur Abwertung, da Scooterfahren bei nassem Wetter sowieso nicht zu empfehlen ist.
Klappmechanismus als heikler PunktDie Messresultate des Bremstests sprechen eine deutliche Sprache: Der Smartscoo von Athleticum benötigte auf trockenem Boden 5,8 m bis zum Stillstand, auf nassem aber 14 m! Den kürzesten Bremsweg im Test schaffte Micro Sprite mit 3,8 m (trocken) und 4,8 m (nass).
Just4motion, die Vertreiberin von Smartscoo, schreibt dem K-Tipp, die Bremsen ihrer drei Trottinette seien bereits «weiter verbessert» worden. Und die Kritik, das Zusammenklappen der Smartscoo-Modelle sei umständlich, ist laut Just4motion nicht nachvollziehbar. «Unser Klappmechanismus ist kinderleicht zu bedienen, wenn man weiss, wie er funktioniert!»
Der Klappmechanismus ist ein heikler Punkt bei allen Scootern: Das Gelenk muss sicher einrasten und verlässlich eingerastet bleiben. Gleichzeitig sollte sich das Trottinett einfach auf- und zuklappen lassen – Anforderungen, die schwer unter einen Hut zu bringen sind.
Bei Regen zu Hause lassenWorauf Sie (und erst recht Ihre Kinder) beim Fahren und beim Kauf achten sollten:
- Bei Regen sollten Sie das Trottinett zu Hause lassen! Die Bremstests im K-Tipp bestätigen, dass die Mini-Trottinette bei Nässe schlecht bremsen.
- Nachts aus Sicherheitsgründen aufs Scooterfahren verzichten.
- Keine Vollbremsung zum Spass. Nach einer Vollbremsung ist das Hinterrad nicht mehr rund und muss ersetzt werden.
- Helm auf! Wie beim Velofahren gehört ein Helm auf den Kopf.
- Ersatzräder erhältlich? Fragen Sie vor dem Kauf nach, ob der Laden stets passende Räder im Sortiment hat.
- Nichts für Schwergewichte: In den Läden findet man immer wieder Mini-Scooter mit Gewichtsbegrenzung um die 75 kg. Alle hier getesteten Scooter sind für mindestens 100 kg ausgelegt.
So wurde getestet
Langer Bremsweg? Umständlicher Klappmechanismus? Das Ipi-Institut in Esslingen (D) hat zwölf Scooter für K-Tipp und Kassensturz geprüft.
Fahren, Lenken, Stabilität: Hat der Scooter einen geringen Rollwiderstand? Läuft er gut geradeaus? Fährt er ruhig, «flattert» er nicht? Lässt er sich leicht steuern?
Bremsweg: Wie viele Meter rollt ein Scooter, bis er steht? Wie lange dauert es bei trockener, wie lange bei nasser Fahrbahn? (Note unter 4 bei trockener Fahrbahn führt zur Abwertung.)
Zusammenklappen, Tragen: Lässt sich die Lenkstange einfach zurückschieben? Wie leicht lässt sich das Trottinett zusammenklappen? Besteht die Gefahr, sich die Finger zu quetschen? Ist der Tragriemen, falls vorhanden, einfach zu verstellen und zu entfernen?
Robustheit: Der Scooter wird dreimal mit 15 km/h gegen einen Bordstein gefahren (Stossprüfung): Ist der Scooter beschädigt? Ein Gewicht von 30 kg wird aus 30 cm Höhe auf die Trittfläche fallen gelassen: Gibts Schäden? Der Scooter wird mit Salznebel besprüht, später die Korrosion beurteilt. Gibt es Korrosionsschäden?