Die deutsche Stiftung Warentest und der deutsche Automobilclub ADAC führen regelmässig Kindersitztests durch. Die detaillierten Resultate der aktuellen Untersuchung sind noch nicht veröffentlicht – doch die beiden Organisationen warnen schon jetzt vor einem Kindersitz von Chicco, wie der «Kassensturz» berichtete.
Betroffen ist das Modell «Kiros i-Size» mit Basis. Es eignet sich für Kinder im Alter bis 15 Monate und besteht aus einem Sitz und einem Basiselement, das mit dem Haltesystem Isofix am Autositz befestigt wird.
Schwachpunkt ist die Basis des Sitzes
Bei einem simulierten Frontalaufprall mit 64 km/h löste sich der «Kiros» aus der Halterung und flog zusammen mit der Baby-Versuchspuppe durch die Luft. Und beim Seitenaufprall mit 50 km/h brach der Sitz von der Basis ab. Ursache dafür war eine defekte Halterung. Urteil der Experten: «Katastrophenszenario bei Frontalcrash und Seitenaufprall.» Im «Kassensturz» erklärte Jürg Reinhard vom TCS, der den Test begleitete: «So etwas habe ich noch nie gesehen. Hätte da ein Baby im Sitz gesessen, wäre es sicherlich schwer verletzt worden, wenn nicht sogar gestorben.» Der Test zeigte: Sicher ist der «Kiros i-Size» nur, wenn man ihn ohne Basis nutzt. Mit dem Sicherheitsgurt angeschnallt, schützt er Kinder gut.
Mittlerweile reagierte Artsana, die Muttergesellschaft von Chicco, und rief die Basis des «Kiros i-Size»-Kindersitzes zurück. Dieser wird separat und im Set mit Basis verkauft. Laut Artsana wurden von der heiklen Basis in Europa bisher 1984 Stück verkauft, davon 69 in der Schweiz.
Daran erkennt man problematische Sitze
Die gefährlichen Kindersitze erkennt man an zwei Etiketten, die sich auf dem Basiselement befinden:
- An der Homologationsnummer 030059 auf der orangefarbenen Zulassungsetikette (A) und
- am Produktionsdatum auf der weissen Etikette (B): Die Sitze wurden zwischen den Daten «2019/11/23» und «2020/11/19» hergestellt.
- Betroffene Kunden erhalten eine kostenlose Ersatzbasis. Weitere Infos unter Tel. 091 935 50 80 oder info@artsana.com.
Übrigens: Bereits vor zwei Jahren musste der Kindersitz «Oasys i-Size» von Chicco nach einem TCS-Test zurückgerufen werden, weil die Experten ihn als «grosses Sicherheitsrisiko» beurteilt hatten: Damals wurde das Gurtschloss beim Crashtest aus der Sitzschale gerissen und der Kinder- Dummy hinausgeschleudert (K-Tipp 11/2019).
So fahren Kinder im Auto sicher
Kontrolle: Laut dem Bundesamt für Verkehr werden in der Schweiz jede Woche sechs Kinder bei einem Verkehrsunfall im Auto verletzt. Sie sind bei Auffahrunfällen besonders gefährdet, weil ihr Skelett noch nicht ausgewachsen ist und die Muskeln noch schwach sind. Laut einer Studie von TCS und der Beratungsstelle für Unfallverhütung fahren zwar über 90 Prozent der Kinder unter zwölf Jahren wie gesetzlich vorgeschrieben in einem Kindersitz. Aber die Hälfte der Kinder ist darin fehlerhaft gesichert: Der Sitz ist zu locker, oder der Haltegurt liegt falsch am Körper. Die Eltern sollten vor jeder Fahrt überprüfen, ob der Kindersitz fest sitzt oder ob er wackelt.
Gurt: Der Gurt sollte rund zwei Zentimeter oberhalb der Schulter des Kindes verlaufen. Sitzt er zu hoch, drohen Verletzungen am Hals. Ist der Gurt zu tief angebracht, besteht die Gefahr, dass das Kind bei einem Aufprall hinausrutscht und nach vorne geschleudert wird. Der Gurt sollte stets unter der Armlehne verlaufen. Er gehört zudem unter die Jacke des Kindes.
Rückenlehne: Von der Sicherheit her besser als reine Sitzerhöher sind Modelle mit Rückenlehne, die individuell verstellbar ist. Seitliche Polster schützen auch bei einem Aufprall von rechts und von links.
Beckengurt: Er muss vor die Beckenknochen und nicht vor dem Bauch des Kindes platziert sein. Sonst kann es zu schweren inneren Verletzungen kommen.
Isofix-Befestigung: Bei diesem Standardystem entfällt das mühsame Angurten des Kindersitzes. Die Basisstation wird mit ihren gelben Verbindungsstücken an den Isofix-Bü-geln befestigt, die sich im Spalt zwischen Rückenlehne und Sitzfläche befinden. So sind Basisstation und Auto starr miteinander verbunden. Der Sitz lässt sich dann einfach in der Basisstation einklicken.
Airbag:Er muss auf dem Beifahrersitz zwingend ausgeschaltet werden, wenn sich dort ein rückwärtsgerichteter Kindersitz befindet. Bei vorwärtsgerichtetem Kindersitz den Beifahrersitz so weit wie möglich nach hinten schieben und die Lehne senkrecht stellen.