Damenwahl ohne Vorteile
Von den getesteten Ski war kein Modell «sehr gut». Unterschiede zeigten sich vor allem in der Praxisprüfung. An der Qualität hapert es bei den wenigsten.
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K-Tipp 18/2005
02.11.2005
Rolf Muntwyler - rolf.muntwyler@ktipp.ch
Es ist nicht einfach, sich im Dschungel der Ski-kategorien zurechtzufinden. Will man einen Cross-Ski kaufen oder lieber ein Allround-Modell? Ein Slalom-Ski müsste seinem Namen nach besonders drehfreudig sein: Wäre das die richtige Wahl?
Hätten die Hersteller diese Skitypen einheitlich definiert, wären solche Bezeichnungen eine echte Kaufhilfe. Ähnliche Bretter werden beim einen Hersteller als Cross- und beim nächsten als Allround-Ski betitelt.
Um noch mehr Ver...
Es ist nicht einfach, sich im Dschungel der Ski-kategorien zurechtzufinden. Will man einen Cross-Ski kaufen oder lieber ein Allround-Modell? Ein Slalom-Ski müsste seinem Namen nach besonders drehfreudig sein: Wäre das die richtige Wahl?
Hätten die Hersteller diese Skitypen einheitlich definiert, wären solche Bezeichnungen eine echte Kaufhilfe. Ähnliche Bretter werden beim einen Hersteller als Cross- und beim nächsten als Allround-Ski betitelt.
Um noch mehr Verwirrung beim Skikauf zu stiften, verkaufen die Hersteller auch noch Damen-Ski. Ihre Vorzüge sollen angeblich im geringen Gewicht und der leichten Fahrbarkeit liegen.
Ein gemeinsamer Test des österreichischen Vereins für Konsumenteninformation (VKI), von K-Tipp und Kassensturz zeigt, dass diese Ski in den meisten Fällen nicht einmal besonders wenig wiegen.
Auch konnten sie die Testfahrerinnen nicht von ihren speziellen Qualitäten überzeugen. Die Damenmodelle schnitten im Durchschnitt nämlich schlechter ab als die Unisex-Ski.
Fischer-Frauenmodell bald einmal kantenlos
Head hatte im Test bei den Frauen und bei den Unisex-Modellen die Nase vorn. Bei den Frauen-Ski führen sie mit Fischer die Rangliste an. Der Schweizer Hersteller Stöckli landete auf Platz drei. Bei Fischer bemängelte der VKI, der den Test durchführte, die geringe Kantenhöhe. Das ist eine schlechte Voraussetzung für eine lange Lebensdauer: Schleift man diesen Ski mehr als einmal nach, ist die Kante bald weg - er wird unbrauchbar.
Spirit Edition VI von Stöckli schneidet in allen Prüfpunkten mindestens mit «gut» ab und braucht sich auch preislich nicht zu verstecken.
Stöckli ist übrigens der einzige Skihersteller, der seine Bretter nicht automatisch mit einer Bindung verkauft. Denn Ski werden in der Regel im Set verkauft. So generieren die Skihersteller für die Bindungsmarken im eigenen Konzern einen Umsatzgewinn. Sets haben zwar den Vorteil, dass der Käufer eine auf den Ski abgestimmte Bindung erwarten darf. Wer aber seine bewährte Bindung für die neuen Ski will, ärgert sich mit Recht darüber, dass ihm eine Bindung aufgezwungen wird. Günstig und ohne Schwachpunkte ist das Frauenmodell von Salomon. Die anderen zwei günstigen Ski - Elan und Kneissl - liegen in der Gunst der Testerinnen deutlich zurück.
«Mangelhaft» für Kneissls Glide S3
Gar keine Gnade fand der günstigste Ski im Test, der Kneissl Glide S3. Er kassierte bei den Kriterien Fahreigenschaften und Skidynamik das Urtei- «mangelhaft». Die Firma schreibt, sie habe fälschlicherweise statt des Damenmodells einen Unisex-Ski mit gleicher Bezeichnung zum Testen geschickt. Laut Angaben von Kneissl beziehen sich die Testergebnisse also auf die Unisex-Ausführung Glide S3.
Bei den Unisex-Modellen gibt es viele Parallelen zu den Frauen-Ski. Auch hier wurde Head Testsieger und Fischer machte eine hohe Punktzahl - trotz geringer Kantenhöhe wie beim Damen-Ski. Zusätzlich gesellen sich die Bretter von Nordica zur Spitzengruppe, die von den Testern mehr als 70 Punkte bekamen. Bei diesem Ski ist auch das Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugend.
Das Atomic-Modell mit einem offiziellen Verkaufspreis von rund 700 Franken gehört ebenfalls zu den Ski, bei denen Preis und Leistung stimmen. Nur die Ausreissfestigkeit der Kanten lässt bei diesem Ski zu wünschen übrig.
Der günstigste Unisex-Ski ist der Kneissl Black Star für 529 Franken. Er hat im Praxistest das Urteil «gut» nur knapp nicht erreicht. In der technischen Prüfung hatte das Labor absolut nichts auszusetzen. Das Gleiche kann man über den Stöckli Stormrider AT sagen: Solid in der technischen Prüfung, «gut» dennoch knapp verpasst.
Wie bei den Frauenmodellen gab es auch in dieser Kategorie einen Versager: Beim Elan Magfire 8 Fusion löste sich die Kante beim Schlag auf die Skiunterseite. Nur Atomic Izor 5:3 zeigte in dieser Prüfung ebenfalls eine Schwäche. Die Testfahrer und -fahrerinnen waren aber auch von den Fahreigenschaften dieser Latten nicht überzeugt und gaben ihnen die schlechtesten Noten aller Unisex-Modelle. Der Hersteller Elan bezog zu den Resultaten keine Stellung.
Ski vor dem Kauf selber ausprobieren
Einzelne Hersteller bemängeln die Testanlage. Es reiche nicht aus, mit bloss elf Fahrern während nur einer Woche einen Praxistest durchzuführen.
Philippe Egli von Dynastar weist darauf hin, dass die Vorlieben für den einen oder anderen Ski sehr individuell seien. Egli betont deshalb: Käufer sollten Ski wenn immer möglich selber ausprobieren (Tipps dazu im Kasten Seite 19).
So finden Sie den passenden Ski zum besten Preis
- Hersteller geben eine Preisempfehlung für ihre Ski ab (siehe Tabelle Seiten 20/21). Händler verkaufen sie aber in der Regel zu tieferen Preisen. Feilschen Sie!
- Wichtig: Eine optimale Beratung im Laden ist nur möglich, wenn die Angaben zu Können und Fahrstil zutreffen. Ein Renn-Ski macht einen mittelmässigen Fahrer kaum glücklich.
- Fragen Sie im Laden, ob man Ihnen Ski zum Testen ausleiht.
- Verlassen Sie sich beim Skikauf nicht auf Bezeichnungen wie Slalom, Race, Cross und Allround. Diese Kategorien sind nicht einheitlich und können von Hersteller zu Hersteller abweichen.
- Gehen Sie nicht davon aus, dass das Nachfolgemodell Ihres Lieblings-Skis Ihre Ansprüche erfüllt: Dimensionen und Materialien können völlig anders sein.
- Ihr Ski ist mit dem Ihres Lieblingsabfahrers nicht unbedingt identisch, auch wenn er gleich aussieht. Viele Hersteller kleben auf den Top-Ski der Weltcupfahrer das gleiche Deckblatt wie auf einen normalen Ski im Laden.
- Wer Zeit und Lust hat, Skimodelle verschiedener Hersteller zu testen, nimmt an einem Test-Weekend der «Swiss Ski Test Organisation» teil. Die Wochenenden finden jedes Jahr im Oktober und November in Saas Fee VS, Zermatt VS, Sölden (A) und im Kaunertal (A) statt. Anmeldung über Sportfachhändler.
- Oft werden Modelle der vergangenen Saison günstiger verkauft. So kommt man für wenig Geld zu einem tollen Ski (siehe letztjährigen Test, K-Tipp 17/04).
- Für Gelegenheitsfahrer ist Mieten günstiger als Kaufen. Erst ab zirka zehn Skitagen jährlich wird der Kauf attraktiv. Tipps zu Miete, Kauf und zur Skipflege: Spezial «Fit im Winter» (Oktober 2004). Bestelltelefon: 044 253 90 90.
26 Ski auf dem Prüfstand im Labor und im Schnee
Die 26 Ski wurden einer technischen Prüfung im Labor und einem ausgiebigen Fahrtest unterzogen.
Die technische Prüfung bestand aus folgenden Kriterien:
- Ausreissfestigkeit der Kanten: Wie robust sind die Kanten?
- Kantenhöhe: Wie hoch sind die Kanten? Höhere Kanten lassen sich öfter schleifen.
- Aufpralltest: Schaufel und Skiende wurden mit unterschiedlicher Kraft hochgezogen und auf eine Stahlplatte geschlagen. Sind Schäden feststellbar?
- Planheit der Lauffläche: Sind die Ski absolut plan? Unebenheiten führen zum Punktabzug.
Die Fahreigenschaften wurden von elf Frauen und Männern mit unterschiedlichem Können beurteilt. Sie füllten einen Bewertungsbogen zu jedem Ski aus. Geprüft wurden:
- Fahreigenschaften: Lassen sich ungewollte Rutschphasen vermeiden? Wie viel Kraft wird für den Schwung benötigt? Sind die Ski drehfreudig? Wie gut lässt sich die Richtung bei einer gegebenen Geschwindigkeit halten? Wie stark rutscht und flattert der Ski beim Fahren eines Bogens mit einem definierten Radius? Wie gut lässt sich die Richtung bei einem Schwung kontrollieren?
- Skidynamik beim Carven: Beurteilt wurden Kraftaufwand und Skiverhalten beim Kantenwechsel. Wie schnell erfolgt die Schwungeinleitung? Findet beim Einleiten des Schwungs eine aktive Unterstützung durch den Ski statt? Lässt sich beim Carven der Schwung sauber ausfahren - ohne seitliches Abdriften?
- Toleranz und Komfort: Stellen die Testpersonen unangenehme Reaktionen des Skis in einzelnen Fahrsituationen fest? Fährt der Ski beim Gleiten und beim klassischen Schwingen ruhig und stabil? Werden Schläge gedämpft?
(rom)
Archiv im Netz
Unter www.ktipp.ch finden Sie sämtliche Tests aus dem K-Tipp seit Januar 2000. Der Bezug eines Tests im PDF-Format (inkl. Tabellen) kostet 3 Franken.