Dem Winkelschleifer hält kein Veloschloss stand
Bei Bügelschlössern müssen auch Profi-Diebe ihre Waffen strecken. Kabelschlösser hingegen bieten kaum Widerstand. Das zeigt ein K-Tipp-Test von Veloschlössern.
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K-Tipp 07/2013
10.04.2013
Beat Camenzind
Wer ein teures Velo fährt, sollte es nicht mit einem günstigen Kabelschloss sichern. Denn dieser Schlosstyp stellt für Diebe kein Hindernis dar. Das zeigt der K-Tipp-Test. 17 Veloschlösser wurden von Experten im Labor und in der Praxis auf Diebstahlschutz und Handhabung geprüft (siehe Kasten «So wurde getestet», Seite 14): Bügel-, Falt-, Kabel- und Kettenschlösser. Die Preisspanne reichte von Fr. 4.90 bis 119.–.
Fazit: Ein w...
Wer ein teures Velo fährt, sollte es nicht mit einem günstigen Kabelschloss sichern. Denn dieser Schlosstyp stellt für Diebe kein Hindernis dar. Das zeigt der K-Tipp-Test. 17 Veloschlösser wurden von Experten im Labor und in der Praxis auf Diebstahlschutz und Handhabung geprüft (siehe Kasten «So wurde getestet», Seite 14): Bügel-, Falt-, Kabel- und Kettenschlösser. Die Preisspanne reichte von Fr. 4.90 bis 119.–.
Fazit: Ein wirksames Schloss gibt es bereits ab 40 Franken (Burgwächter 1500 HB). Und: Auch die anderen – teils sehr teuren – Bügelschlösser erhielten mit Ausnahme des Coop-Produkts das Gesamturteil «gut». Anders sieht es bei den Kabelschlössern aus: Sechs der acht getesteten Produkte schnitten «ungenügend» ab.
Die Resultate im Detail: Egal wie dick und gut gehärtet der Stahl der Schlösser ist – für Diebe mit einem Akku-Winkelschleifer sind sie kein Problem. Nach spätestens 20 Sekunden waren alle geknackt.
Schwieriger haben es Langfinger, die mit einem Bolzenschneider oder mit Eisspray und Hammer ans Werk gehen. Mit dem Bolzenschneider kann man elf der getesteten Schlösser knacken, mit dem Hammer neun.
Der Testsieger wiegt fast 2 Kilogramm
Bedenklich: Von den acht Kabelschlössern können fünf mit einem einfachen Seitenschneider innerhalb von höchstens 20 Sekunden durchtrennt werden.
Der Test zeigt auch: Ein hoher Preis garantiert noch keine gute Qualität. Bestes Beispiel ist das Panzerkabelschloss PK 215 von Trelock. Es kostet Fr. 42.90, hielt im Diebstahl-Test aber einzig dem Seitenschneider stand. Grund genug für den K-Tipp, die Gesamtnote auf «ungenügend» abzuwerten.
Die Mitglieder des Hamburger Vereins «Sportsfreunde der Sperrtechnik» versuchten im Auftrag des K-Tipp ebenfalls, die Veloschlösser zu öffnen. Ihr Ziel war, die Produkte mit Spezialwerkzeug, aber ohne Gewalt über den Schlosszylinder zu knacken. Dabei durfte dieser nicht beschädigt werden. Sie scheiterten nur an fünf Modellen: Hiplock 1.5, Abus Granit X-Plus, Knog Strongman, Kryptonite Evolution und Abus Numerino.
Beim Handhabungstest fielen den Fachleuten im Labor auch Vor- und Nachteile gewisser Schlösser auf:
- Ein abdeckbarer Schliesszylinder ist sinnvoll: Er schützt gegen Staub und Rost.
- Der Testsieger von Hiplok schützt das Velo zwar sicher gegen Diebstahl. Doch das Kettenschloss ist mit seinen knapp 2 Kilo Gewicht schwer und unhandlich. Hiplok liefert keine Halterung zur Befestigung am Velo – im Gegensatz zu anderen Herstellern.
- Ärgerlich sind Schlösser, die zu kurze Bügel, Ketten oder Kabel haben. Denn damit das Velo nicht einfach weggetragen werden kann, empfiehlt die Polizei: Schliessen Sie das Velo nicht nur ab, sondern sichern Sie es z. B. zusätzlich an einem Geländer. Doch bei kleinen Veloschlössern geht das nicht.
Drei weitere gute Schlösser
Auch die deutsche Stiftung Warentest hat Veloschlösser getestet. Von den 37 Produkten erhielten nur 5 das Gesamturteil «gut». Dazu gehören die beiden Schlösser Granit X Plus von Abus und Strongman von Knog, die beide auch im K-Tipp-Test gut abgeschnitten haben.
Die drei weiteren Schlösser mit der Gesamtnote «gut»:
- Abus Granit Plus 51/150 HB 230 (Fr. 99.90, erhältlich bei Veloplus)
- Abus Bordo Granit X-Plus 6500/85 (Fr. 156.–, Transa)
- Abus Sinero 43/150 HB 230 (Fr. 53.90, Veloplus)
So wurde getestet
Die 17 Veloschlösser hatten folgende Kriterien zu bestehen:
- Öffnen ohne Gewalt: Mitglieder des Hamburger Vereins «Sportsfreunde der Sperrtechnik» haben versucht, die Schlösser mit speziellen Werkzeugen über den Schlosszylinder zu öffnen. Das Schloss durften sie dabei nicht beschädigen. Fachleute des Labors PZT in Wilhemshaven (D) prüften:
- Gewaltsames Öffnen: Die Experten gingen mit Kältespray und Hammer, Akku-Winkelschleifer, Seitenschneider sowie Bolzenschneider ans Werk. Sie bewerteten den Zeitaufwand für das Öffnen bzw. wie einfach das Schloss zu knacken war.
- Handhabung: Das Labor bewertete Befestigen und Transportieren, Öffnen und Schliessen der Schösser. Zudem, ob sich die Schlösser beim Abschliessen zusätzlich z. B. an einem Zaun befestigen lassen. Weitere Kriterien: Gewicht, Abdeckung des Schliesszylinders und bei den Zahlenschlössern das Programmieren des Codes.