Der Temporausch im breiten Band
Stark verbessert: Breitband-Internet wird immer schneller. Im Gegensatz zum Test vor zwei Jahren erhalten ADSL-Surfer heute meist die Leistung, für die sie bezahlen.
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K-Tipp 4/2005
23.02.2005
Rolf Muntwyler - rom@ktipp.ch
Wer sich im Internet schnell bewegen möchte, entscheidet sich für einen Breitband-Anschluss - ADSL über Telefonleitung oder «Hispeed» übers Fernsehkabel von Cablecom. Diese ermöglichen Datenraten von 600 oder mehr Kilobit pro Sekunde (kbit/s). Abos mit 600 kbit/s Übertragungsrate ermöglichen damit etwa zehnmal schnelleres Surfen als mit dem normalen Telefonanschluss.
Wer für ein Breitband-Abo bezahlt, möchte die angegebene Datenrate auch ausschöpfen können. Ein Test v...
Wer sich im Internet schnell bewegen möchte, entscheidet sich für einen Breitband-Anschluss - ADSL über Telefonleitung oder «Hispeed» übers Fernsehkabel von Cablecom. Diese ermöglichen Datenraten von 600 oder mehr Kilobit pro Sekunde (kbit/s). Abos mit 600 kbit/s Übertragungsrate ermöglichen damit etwa zehnmal schnelleres Surfen als mit dem normalen Telefonanschluss.
Wer für ein Breitband-Abo bezahlt, möchte die angegebene Datenrate auch ausschöpfen können. Ein Test von Kassensturz und Saldo Anfang 2003 zeigte, dass die versprochenen Datenraten der ADSL-Anbieter massiv unterboten wurden: Statt der damals deklarierten 256 kbit/s konnten die Abonnenten nur mit 180 kbit/s surfen, also mit mageren 70 Prozent. Die Telekom-Firmen gelobten damals Besserung.
Nun haben Kassensturz und K-Tipp nachprüfen lassen, wie es heute steht. Die Provider haben mittlerweile ihre Angebote so angepasst, dass man bei günstigen Verhältnissen sowohl bei ADSL als auch bei Cablecom 100 oder sogar mehr Prozent der versprochenen Datenrate erhält.
Der aktuelle Test untersucht nicht die Situation unter günstigen Laborbedingungen, sondern bei Heimanwendern. Peter Heinzmann, Professor an der Fachhochschule Rapperswil und Leiter der Firma Cnlab, hat die Daten von 106 000 Breitband-Abonnenten ausgewertet, die sich für den Test freiwillig über ein spezielles Testprogramm einwählten. Um Abos mit unterschiedlicher Datenrate vergleichen zu können, wurde untersucht, welcher Anteil der Kunden die versprochene Bandbreite zu 90 oder mehr Prozent erreicht.
Breitband-Angebote sind alle «gut»
Der aktuelle Test zeigt, dass die Übertragungsraten in den letzten zwei Jahren massiv verbessert wurden. Zwischen 78 und 88 Prozent der ADSL-Anschlüsse erreichten mindestens 90 Prozent der deklarierten Rate. Das entspricht einer Geschwindigkeit von 540 kbit/s beim 600-kbit/s- und 1080 kbit/s beim 1200-kbit/s-Angebot.
Zur Erklärung: In der Tabelle entsprechen die Punktzahlen der Kriterien «Download» und «Upload» immer der erreichten Prozentzahl. «88» beim «Download» von Tele2 bedeutet also, dass 88 Prozent der Heimanwender die 90-Prozent-Marke erreichten.
Die Gesamtpunktzahlen der ADSL-Angebote der fünf Telecom-Anbieter weichen nicht wesentlich voneinander ab. Das überrascht wenig, da Sunrise, Tele2, Green, Solnet und die Swisscom-Tochter Bluewin im Wesentlichen die gleiche Swisscom-Infrastruktur nutzen.
Deutlich zurück hingegen blieb Cablecom: Magere 56 Prozent der Tester bei «Hispeed 600» und 58 Prozent bei «Hispeed 1000» erreichten den angepeilten Wert. Im Punkt «Download unter 50 Prozent der deklarierten Rate» zeigt sich, wie gross die Streuung bei den Cablecom-Kunden ist. In 18 Prozent aller Datenerhebungen (entspricht bei diesem Kriterium 46 Punkten in der Tabelle) blieb die Download-Rate gar unter der Hälfte der versprochenen Zahl.
Cablecom betont, dass sich aufgrund der Cnlab-Resultate keine allgemeinen Aussagen zu den Cablecom-Leistungen machen liessen. «Es handelt sich um zufällige Tests, die mehrheitlich von Kunden mit Geschwindigkeitsproblemen selbst durchgeführt werden», schreibt Bernd Kleinsteuber, Leiter der Rechtsabteilung von Cablecom. «Es lassen sich daraus keine Rückschlüsse auf durchschnittliche Geschwindigkeitsleistungen ziehen.»
Die Messungen von Cnlab beruhen auf Daten, die von Kunden selber erhoben wurden. Es ist unbestritten, dass darunter vor allem Breitband-Nutzer mit Geschwindigkeitsproblemen sind. «Dies trifft aber für die anderen Anbieter ebenso zu wie auf Cablecom», so Heinzmann.
Heinzmann weist darauf hin, dass der Grossteil der Cablecom-Kunden die maximalen Datenraten erreicht, aber: «Die vorliegende, flächendeckende Auswertung zeigt, dass manche Cablecom-Kunden punktuell mit klar schlechteren Download-Raten leben müssen.»
Diesen Punkt bestreitet auch der Anbieter nicht: «Die zurzeit tatsächlich vorhandenen grösseren Leistungseinschränkungen» beträfen «zirka 10 Prozent der User», räumt Cablecom ein.
Keine Probleme haben die Anbieter beim Upload von Daten. Eine tadellose Upload-Rate ist zum Beispiel dann entscheidend, wenn Fotos ins Internet geladen werden sollen, um vom Fotolabor Kopien zu bestellen.
Cablecom: Beide Male «ungenügend»
Auch beim Kriterium «Reaktionszeit» erhält Cablecom die schlechtesten Noten. Die Reaktionszeit sagt aus, wie schnell eine Antwort auf ein verschicktes Datenpaket zurückkommt. Das ist für Anwender wichtig, die an Internet-Spielen interessiert sind. Die aufgeführte Punktzahl entspricht der Prozentzahl jener Nutzer, die schneller sind als 50 Millisekunden.
Das Gesamtresultat bei den Angeboten mit 1200 kbit/s weicht wenig vom Vergleich der ADSL-600-Abos ab: Die Angebote der fünf ADSL-Anbieter sind nahe beieinander und verdienen das Gesamturteil «gut». Cablecom liegt weit zurück und erhält für «Hispeed 600» und «Hispeed 1200» das Gesamturteil «ungenügend».
Was tun, wenn es harzt?
- Erscheint der Download langsam, kann man bei vielen Providern oder auf www. cnlab.ch/perftest/ die Datengeschwindigkeit überprüfen. Dort sieht man die Rate schwarz auf weiss. Führen Sie fünf oder mehr Tests durch, können Sie dank einer grafischen Auswertung Schwankungen nachvollziehen.
- Harzt es dauernd mit der Datenübertragung, überprüfen Sie, ob nicht mehrere parallele Verbindungen ins Internet die Rate schmälern: Werden auf keinem der Computer, die über den gleichen Breitband-Anschluss laufen, Daten übertragen? Zum Beispiel durch Internet-Radio oder durch «Peer-to-Peer-Programme», die den Austausch von Musikdaten ermöglichen? Wird nur eine Datei aufs Mal aus dem Internet heruntergeladen?
- Bleibt die Übertragung langsam, schalten Sie die Sicherheitsprogramme (Virenscanner, Firewall) für eine Messung kurz aus und vergleichen Sie die Übertragungsraten. Schutzprogramme können an der schleppenden Übertragung (mit)schuldig sein.
- Falls trotz dieser Massnahmen über mehrere Tage keine Besserung eintritt, kontaktieren Sie Ihren Provider. Manche bieten auf dem Testprogramm ein «Trouble-Ticket» an. Mit der Anfrage liefern Sie Ihre Messdaten gleich mit.
Web-Browser geben beim Download Übertragungsraten in Bytes/s oder kB/s (Kilobytes pro Sekunde) an. Um diese mit den Angebotswerten in kbit/s vergleichen zu können, müssen Sie die Angaben in kB/s mit 8 multiplizieren.
(rom)
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