Die K-Tipp-Redaktorin ahnte nach dem Einkauf, dass die rund 50 Chicken Nuggets von Burger King in einem Punkt nicht gut abschneiden würden: Sie rochen so stark nach Fett, dass die anderen Trampassagiere auf Distanz gingen. Zwei Wochen später zeigte das Laborresultat: Die Nuggets der Fast-Food-Kette Burger King waren tatsächlich sehr fettig. Und der Inhalt ist alles andere als erstklassig.
Der K-Tipp schickte insgesamt rund 20 Kilo Chicken Nuggets in ein Fachlabor. Darunter waren zwölf tiefgekühlte Produkte von Detailhändlern wie Coop und Migros sowie bereits frittierte Nuggets von Burger King und McDonald’s. Die Experten prüften die Fleischqualität, den Panadeanteil und den Fettgehalt. Zudem suchte das Labor nach Rückständen von Medikamenten, die den Masthühnern während der Aufzucht verabreicht wurden.
Grosse Unterschiede bei der Fleischqualität
Ergebnis: Die Qualität der geprüften Chicken Nuggets ist höchst unterschiedlich. Testsieger ist die Migros-Billiglinie «M-Budget». Für nur knapp einen Franken pro 100 Gramm bekommt man eiweissreiches Pouletfleisch mit wenig Bindegewebe – also gute Fleischqualität. Das Produkt verpasste das Gesamturteil «sehr gut» nur knapp. Deutlich schlechtere Qualität kommt mit den Nuggets von Aldi, Lidl und Spar auf den Teller.
Insgesamt überzeugten nur 5 von 14 Produkten mit gutem bis sehr gutem Pouletfleisch. Neben dem Testsieger waren das die Coop-Nuggets «Jamadu» und «Bell», «Don Pollo» von Migros und «Findus» von Nestlé. Bei diesen Produkten verwendeten die Hersteller auch nicht unnötig grosse Mengen an Füllstoffen wie Mehl. Mit einem Fleischanteil von bis zu fast 70 Prozent wies die Mehrheit dieser Nuggets viel Poulet auf.
Chicken Nuggets haben den Ruf, aus minderwertigem Pouletfleisch gemacht zu sein. Das ist bei der Hälfte der Produkte der Fall. Die sechs Detailhändler Aldi, Coop, Denner, Lidl, Migros und Spar haben Nuggets mit nur knapp genügender oder gar ungenügender Fleischqualität im Sortiment.
Die Chicken Nuggets von McDonald’s wiesen eine akzeptable Fleischqualität auf. Die Nuggets von Burger King dagegen fielen mit einer Fleischnote von 2,7 deutlich ab. Die meisten Produkte mit minderwertigem Poulet enthielten auch auffallend wenig Fleisch. Die Hersteller greifen also zu billigem Fleisch und sparen gleich nochmals, in dem sie möglichst wenig Fleisch mit möglichst viel Panade umhüllen. So isst man mit den Spar-Nuggets fast gleich viel Teig wie Poulet. Eine grössere Menge Teig führt dazu, dass die Nuggets beim Braten oder Frittieren mehr Öl aufsaugen.
Kaum fettige Finger bekommt man hingegen mit dem «Jamadu»-Produkt von Coop: Die Nuggets bestehen nur zu einem Drittel aus Panade. Zudem haben sie von allen Produkten im Test am wenigsten Fett, nämlich 1,4 Gramm pro 100 Gramm gefrorene Nuggets. Zum Vergleich: Die Nuggets von «Qualité & Prix» (Coop) enthalten sechs Mal mehr Fett.
Arzneimittel-Spuren im Fleisch
Über die Hälfte der Nuggets wies Rückstände von Nicarbacin auf. Das Medikament wird in der Geflügelmast gegen eine Darmkrankheit eingesetzt. Das Risiko für einen Krankheitsausbruch im Hühnerstall steigt mit zu vielen Tieren auf engem Raum und mit mangelnder Hygiene.
In der Schweiz ist Nicarbacin als Futterzusatzstoff erlaubt. Das heisst: Hühnerzüchter dürfen den Tieren die Substanz vorsorglich über das Futter verabreichen. Die gefundenen Mengen liegen zwar weit unter dem gesetzlichen Höchstwert. Der K-Tipp bewertete die Befunde aber bewusst streng. Denn mehrere Produkte zeigten, dass Pouletmast auch ohne Rückstände im Fleisch möglich ist. Chicken Nuggets sind bei Kindern beliebt. Hier haben Medikamente im Essen nichts verloren.
Der Test zeigt auch: Die Verpackungsangaben bei Chicken Nuggets sind oft nicht genau. So versprach die Mehrheit der Hersteller beim Fleischanteil zu viel. Bei den Produkten von Aldi und Lidl fand das Labor rund 20 Prozent weniger Poulet als deklariert. Die «Findus»-Nuggets enthielten fast einen Drittel mehr Fett, als angegeben war.
Aldi schreibt, «laut Unterlagen» sei bei der Produktion ein Fleischanteil von 69 Prozent eingesetzt worden. Lidl vermutet, dass im Labor «mit der Panade ein Teil des Fleischs abgeschabt wurde und somit der Anteil der Panade höher erscheint, als er tatsächlich ist». Findus erklärt, es könne bei der Herstellung «zu natürlichen Schwankungen beim Fettanteil kommen». Zu den Medikamentenrückständen schreiben die Hersteller einhellig, die nachgewiesenen Mengen seien vom Gesetz erlaubt.
So hat der K-Tipp getestet
Ein Fachlabor prüfte für den K-Tipp zwölf tiefgekühlte Chicken Nuggets von Detailhändlern sowie je eine frittierte Portion Nuggets von McDonald’s und Burger King. Die Testkriterien im Überblick.
Fleischqualität: Findet sich im Fleisch viel hochwertiges Eiweiss? Oder besteht die Füllung der Poulet-Nuggets vor allem aus minderwertigem Bindegewebe und billigen Füllstoffen?
Panade: Wie hoch ist der Teiganteil der Nuggets? Die Experten entfernten ihn vom Fleisch und wogen anschliessend das Gewicht von Fleisch und Panade.
Fett: Wie viel Fett enthalten die Chicken Nuggets pro 100 Gramm?
Medikamente: Enthält das Fleisch in den Chicken Nuggets Rückstände von Arzneimitteln? Die Laborexperten suchten nach über 100 Wirkstoffen.
Deklaration: Stimmt der von den Herstellern auf der Verpackung angegebene Fleisch- und Fettanteil der Nuggets mit den gemessenen Werten überein?