Die Hütte, die es gar nicht mehr gibt
Die einen sind veraltet, die anderen lückenhaft: Das zeigt ein K-Tipp-Vergleich von sieben Wanderführern für das Berner Oberland.
Inhalt
K-Tipp 16/2006
04.10.2006
Letzte Aktualisierung:
10.11.2009
Marco Diener - marco.diener@ktipp.ch
Die Moräne unterhalb der Stieregghütte bei Grindelwald BE bröckelte im Sommer 2005 immer stärker. Schliesslich stand die Hütte am Abgrund. Noch bevor sie ins Tobel gestürzt wäre, fackelten die Verantwortlichen die Hütte ab. Heute steht auf der nahe gelegenen Bäregg als Ersatz eine neue Hütte.
Wer das nicht weiss und den falschen Wanderführer kauft, läuft Gefahr, vergeblich Richtung Stieregg zu marschieren. ...
Die Moräne unterhalb der Stieregghütte bei Grindelwald BE bröckelte im Sommer 2005 immer stärker. Schliesslich stand die Hütte am Abgrund. Noch bevor sie ins Tobel gestürzt wäre, fackelten die Verantwortlichen die Hütte ab. Heute steht auf der nahe gelegenen Bäregg als Ersatz eine neue Hütte.
Wer das nicht weiss und den falschen Wanderführer kauft, läuft Gefahr, vergeblich Richtung Stieregg zu marschieren. Denn drei vor dem letzten Jahr erschienene Führer erwähnen die Hütte, obwohl es sie nicht mehr gibt: «Alpinwanderungen», «Wanderführer Berner Oberland, Ost» und «20 Bergwanderungen».
Aktuelle Infos in Bezug auf die Stieregghütte liefern dagegen das «Wanderbuch Jungfrau-Region» (aus dem Jahr 2006) und «Wandern kompakt» (2005). Wichtig deshalb: Achten Sie beim Kauf eines Wanderführers aufs Erscheinungsjahr! In den Läden ?nden sich nach wie vor Wanderführer aus dem letzten Jahrhundert.
Am besten abgeschnitten hat im K-Tipp-Vergleich der Wanderführer vom Verlag Berner Wanderwege (siehe Tabelle). Auf je einer Doppelseite präsentiert er praktisch alle wichtigen Infos zu insgesamt 42 Touren - sogar die Wanderzeiten in beiden Richtungen und für einzelne Abschnitte.
Karten allgemein von mässiger Qualität
Mager sind hingegen die Angaben zum öffentlichen Verkehr. Auf den Karten und den Pro?len hats Bahn- und Bussymbole - mehr nicht. Insbesondere keine Fahrplanfelder. Zudem sind die Karten, wie bei allen anderen Führern auch, von mässiger Qualität. Jedenfalls ersetzen sie keine Wanderkarte.
Andreas Staeger von den Berner Wanderwegen erklärt, dass im Wanderführer kurzlebige Informationen nur zurückhaltend abgedruckt werden. «Unter Umständen wird eine Buslinie schon ein Jahr nach Erscheinen des Wanderbuchs eingestellt», meint er. Zudem bezweifelt er, dass heute noch viele Leute Kursbücher nutzen und deshalb Fahrplanfelder brauchen.
Ebenfalls gut abgeschnitten haben der Wanderführer aus dem deutschen Verlag Rother und «Alpinwanderungen» aus dem Werd-Verlag. Der Rother-Führer enthält allerdings nur wenige Telefonnummern und kaum Webadressen. «Internetadressen ?ndet man auch über Google», sagt Klaus Wolfsperger vom Rother-Verlag. Mit der Kartenqualität ist allerdings auch er nicht ganz glücklich.
Der Führer «Alpinwanderungen» wiegt fast ein halbes Kilo, obwohl nur 20 Routen beschrieben sind. Ausgezeichnet sind jedoch die Infos zu öffentlichem Verkehr, Verpflegung und Unterkunft. Ein grosser Nachteil: Es fehlt ein Ortsregister.
Wichtig seien auch Fotos und Erlebnisberichte, heisst es von Seiten des Werd-Verlags. Deshalb sei der Band umfangreicher als andere. Aber im Übrigen sei das ganze Wanderführer-Programm des Verlags gegenwärtig in Überarbeitung.
Kurzfassung zum Herausreissen
Gut so. Denn der schlechteste Wanderführer stammt ebenfalls aus dem Hause Werd: «20 Bergwanderungen». Mit Jahrgang 1999 ist er schon reichlich angejahrt. Zudem fehlen Ortsregister, Schwierigkeitsgrade der Wanderungen sowie konkrete Angaben zu Verpflegung und Unterkunft.
Grosses Plus beim ansonsten nur «genügenden» Führer «Wandern kompakt» vom deutschen Verlag Bruckmann: Auf den letzten Seiten ?nden sich Kurzfassungen aller 35 Touren. Sie lassen sich herausreissen und auf die Wanderung mitnehmen - eine ausserordentlich gute Idee.
So hat der K-Tipp verglichen
Der K-Tipp hat sieben Wanderführer verglichen, die sich ausschliesslich oder in wesentlichen Teilen dem Berner Oberland widmen. Die wichtigsten Kriterien waren (Maximalnote: 10):
- Allgemeine Informationen: Sind Inhaltsverzeichnis und Ortsregister vorhanden? Hat es eine Übersichtskarte mit allen Touren? Sind die Hinweise zu Schwierigkeitsgraden, Wegweisern, Markierungen, Ausrüstung und Verhalten klar?
- Routenbeschreibung: Ist die Beschreibung brauchbar und präzise? Sind Wanderzeiten angegeben? Auch in Gegenrichtung? Für einzelne Abschnitte? Hats Abkürzungen und Varianten?
- Essen und schlafen: Sind Verpflegungs- und Unterkunftsmöglichkeiten angegeben? Sind auch Telefonnummern und Internetadressen berücksichtigt?
- Karten: Sind die Karten von guter Qualität? Mit Höhenprofil? Welche Wanderkarten werden empfohlen?
- Öffentliche Verkehrsmittel: Hat es Angaben zu Bahnen und Bussen? Ist sogar das Fahrplanfeld im Kursbuch angegeben?
- Vielfalt/Handlichkeit: Wie viele Tourenvorschläge hat es? Wie schwer ist der Wanderführer?