Die Klassiker haben die Nase vorn
Vor allem bedruckte Taschentücher sind für schnupfengeplagte Nasen zu rau. Neben zwei Markenprodukten schneiden auch Migros- und Dennertücher gut ab.
Inhalt
K-Tipp 01/2008
13.01.2008
Rolf Muntwyler
Beim Schneuzen geht man besser nicht zu heftig zur Sache: In der Nasenhöhle wird ein immenser Druck aufgebaut, der sogar höher liegt als beim Niesen. So kann Flüssigkeit in die Nebenhöhlen oder ins Mittelohr gedrückt werden und dort Entzündungen verursachen, wie Peter Ott, Leiter der Hals-, Nasen- und Ohren-Poliklinik am Universitätsspital Zürich, ausführt. Deshalb sollte man nicht mit voller Kraft ins Taschentuch schneuz...
Beim Schneuzen geht man besser nicht zu heftig zur Sache: In der Nasenhöhle wird ein immenser Druck aufgebaut, der sogar höher liegt als beim Niesen. So kann Flüssigkeit in die Nebenhöhlen oder ins Mittelohr gedrückt werden und dort Entzündungen verursachen, wie Peter Ott, Leiter der Hals-, Nasen- und Ohren-Poliklinik am Universitätsspital Zürich, ausführt. Deshalb sollte man nicht mit voller Kraft ins Taschentuch schneuzen.
Eine der unangenehmsten Nebenwirkungen von Schnupfen ist eine gerötete und schmerzende Nase – vor allem bei Erkältungen. Die Weichheit eines Taschentuches ist deshalb eines der wichtigsten Auswahlkriterien.
Die rausten Tücher sind die schlechtesten
Der K-Tipp hat zwölf Papier-Taschentücher auf Weichheit sowie auf Festigkeit, Saugvermögen und Waschverhalten getestet (siehe «So wurde getestet» unten). Bei der Weichheit waren die Unterschiede am grössten. Drei der vier besten Tüchlein schnitten in diesem Punkt ausgezeichnet ab. Die Taschentücher aus den rausten Stoffen waren denn auch die schlechtesten im Test insgesamt: Das sind Ihr – Ideal Home Range, Prix Garantie von Coop sowie die Paper+Design-Taschentücher.
Die schlechteste Note bei der Weichheit und im Gesamturteil bekommen die farbig bedruckten Paper+Design-Tüchlein, eingekauft bei Manor. André Baldauf von Paper+Design schreibt: «Bei der Herstellung von bedruckten Taschentüchern wird ein spezieller Zellstoff eingesetzt, der besser für die Bedruckung geeignet ist.» Deshalb müsse der K-Tipp bedruckte Taschentücher milder bewerten, fordert Baldauf.
Der K-Tipp sieht das anders: Der Nutzen für den Konsumenten soll bewertet werden. Deshalb muss bei bedruckten Papier-Taschentüchern der gleiche Massstab angelegt werden wie bei unbedruckten. Der Anbieter der anderen bedruckten Tüchlein im Test, Ihr – Ideal Home Range, hat zu den schlechten Resultaten nicht Stellung bezogen.
Prix Garantie von Coop ist das einzige Taschentuch ohne Aufdruck, das den Test nicht besteht. Coop will die Ergebnisse nicht kommentieren und schreibt zur Prüfmethode: «Die durchgeführten Tests erfolgten anhand nicht normierter und uns unbekannter Methoden.»
Doch das deutsche Prüflabor Institut Hohenstein ist ein renommiertes Labor und wendet diese Prüfmethode seit Jahren an. Prüfleiter Florian Girmond betont, dass die gewählten Prüfmethoden den Nutzen für den Konsumenten besser wiedergäben als die Normtests.
Mitgewaschen: Vier Tücher fusseln stark
Mitgewaschene Taschentücher gehören zu den wiederkehrenden Haushaltspannen: So sorgfältig man Hosentaschen auch leert, hin und wieder gelangt ein gebrauchtes Taschentuch in die Wäsche. Die Folgen sind je nach Marke sehr unterschiedlich: wenig oder auch sehr viele Fusseln, die sich zum Teil schlecht entfernen lassen.
Zu den Taschentüchern mit ungenügenden Noten beim Waschverhalten gehören die beiden Linsoft-Produkte der Migros. Dazu der Grossverteiler: «Sie haben wegen dem positiven Einfluss auf die Umwelt absichtlich eine tiefere Nassfestigkeit.» So würden die Taschentücher schneller verrotten, aber in der Waschmaschine auch stärker zerfallen.
Tipp: Ist das Unglück passiert, lassen sich die Fetzchen am einfachsten mit einem Kleiderroller entfernen.
Apropos Umwelt: Noch dünn gesät sind FSC-Produkte aus schonend bewirtschafteten Wäldern. Nur Linsoft Classic wird aus FSC-Holz produziert. Immerhin soll gemäss Hersteller auch die Marke Kleenex «im Verlaufe von 2008 auf FSC umgestellt» werden. Der K-Tipp wird dieses Versprechen überprüfen.
Zwei Eigenmarken sind ebenfalls «gut»
Fazit mit Berücksichtigung der beiden weiteren Testkriterien Festigkeit und Saugvermögen: Tempo und Kleenex – beide kamen im Jahr 1929 auf den Markt – sind die klaren Testsieger und schonen die Haut um die triefende Nase am besten. Zwei Taschentücher bieten ein besonders gutes Preis-Leistungs-Verhältnis: Das sind Linsoft Classic FSC und die noch günstigeren Papier-Taschentücher von Denner, die aber rauer sind.
Und: Bedruckte Taschentücher mögen als lustiges Kindergeschenk ihren Wert haben, bei einem ordentlichen Schnupfen sind sie jedoch nicht zu empfehlen.
So wurde gestestet
Das deutsche Labor Hohenstein hat zwölf Taschentücher auf vier Kriterien geprüft.
- Weichheit. Raues Vlies reizt die oft schon geplagte Haut noch stärker. Wie weich ist das Taschentuch? Neun Männer und Frauen benoteten die Weichheit, in der Hand und an der Nase.
- Festigkeit. Wie fest ist das Taschentuch? Maschinell prüfte Hohenstein, welche Belastung das Taschentuch aushält, bevor es reisst, und zwar in trockenem und in feuchtem Zustand.
- Saugvermögen. Wie schnell nimmt das Taschentuch wie viel Flüssigkeit auf? Das Labor prüfte beides.
- Waschverhalten. Ein versehentlich gewaschenes Papiertaschentuch sollte nicht gleich die ganze Wäsche vollfusseln. Hohenstein hat die Rückstände der mitgewaschenen Taschentücher auf der Wäsche beurteilt und auch, wie hartnäckig die Fetzchen auf der Wäsche kleben.