Die Teddybären sind lieb zum Baby
Keiner der 15 getesteten Teddybären ist brennbar, keiner enthält Schadstoffe und keiner verliert Kleinteile. Fast alle Bären sind aber ungenügend beschriftet.
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K-Tipp 20/2002
27.11.2002
Rolf Muntwyler rom@ktipp.ch
Meldungen über gefährliche Plüschtiere haben in den letzten Wochen Eltern von Kleinkindern beunruhigt: In einem Test von 20 Plüschtieren beurteilte das deutsche Magazin «Öko-Test» drei Bären wegen zu grosser Schadstoffgehalte als «ungenügend».
Unlängst rief Ikea seinen Stoffbären Snuttig zurück. Er ist nicht kindersicher. Die Nähte des Knuddeltieres können platzen und Kunststoffkügelchen aus der Fütterung freisetzen, die ihrerseits in die Atemwege gelangen könne...
Meldungen über gefährliche Plüschtiere haben in den letzten Wochen Eltern von Kleinkindern beunruhigt: In einem Test von 20 Plüschtieren beurteilte das deutsche Magazin «Öko-Test» drei Bären wegen zu grosser Schadstoffgehalte als «ungenügend».
Unlängst rief Ikea seinen Stoffbären Snuttig zurück. Er ist nicht kindersicher. Die Nähte des Knuddeltieres können platzen und Kunststoffkügelchen aus der Fütterung freisetzen, die ihrerseits in die Atemwege gelangen können. Snuttig ging in der Schweiz 36 000-mal über den Ladentisch.
Stofftiere müssen hohen Anforderungen an die Sicherheit genügen. Denn der Kontakt der Kinder mit ihren Schmusetieren ist eng: Kleinkinder tragen sie am Tag mit sich herum und umarmen sie im Schlaf, nicht selten kauen Babys auf abstehenden Teilen wie Ohren herum. Für Babys sind Schadstoffe und verschluckbare Kleinteile besonders gefährlich.
Zum Schutz der Kleinen stellt eine europäische Norm (EN 71) klare Anforderungen an Stofftiere und anderes Spielzeug. Die Norm legt Grenzwerte für die Abgabe von Schwermetallen und anderen Schadstoffen fest, macht klare Aussagen zur Entflammbarkeit und verlangt, dass Kinder keine verschluckbaren Kleinteile entfernen oder abreissen können. Seit dem 1. Mai dieses Jahres gilt diese Norm auch in der Schweiz.
Die Kordel war zu lang und löste sich
Zum hundertsten Geburtstag des Teddybären liess der K-Tipp von der LGA Landesgewerbeanstalt Bayern 15 Bären testen. Eingekauft hat der K-Tipp neben den meistverkauften Bären Berühmtheiten wie den Steiff Classic 1909 und günstigere Produkte von Toys'r'us und TopTip.
Im Labor mussten die Prüflinge harte Tests überstehen: Die Prüfer quetschten sie in Maschinen und rissen an Nase, an Armen, Beinen und Augen, versuchten sie anzuzünden und schnitten Stoffteile für die Schadstoffprüfung aus dem Fell.
Das Labor in Nürnberg hatte wenig zu beanstanden: Keiner der Bären war brennbar, keiner enthielt Schadstoffe und keinem konnten im Test verschluckbare Kleinteile wie Augen abgerissen werden.
Nur ein Bär fiel bei einer Sicherheitsprüfung durch. Beim Modell Bär mit Mütze von Casa löste sich bei der Prüfung die angenähte Kordel um den Hals. Auch war sie mit 57 statt höchstens 22 Zentimetern viel länger, als die Norm erlaubt. Das Urteil von Manfred Gebert, der die Tests bei der LGA durchführte, ist klar: «Da besteht die Gefahr, dass sich ein Kind stranguliert.» Das Einrichtungshaus TopTip, das zu Coop gehört, hat prompt reagiert. Es will in Zukunft alle Kordeln manuell entfernen, bevor die Bären ins Verkaufsregal kommen.
14 von 15 Bären bestanden die Tests ohne Fehl und Tadel, bei der Deklaration haperte es aber umso mehr.
Die Norm verlangt, dass der Name des Herstellers oder Importeurs mit Adresse in der Schweiz «sichtbar und dauerhaft» am Spielzeug befestigt ist.
Damit soll gewährleistet sein, dass bei einem Unfall die Firma belangt werden kann, die das Spielzeug in Verkehr gebracht hat. Ausserdem darf das CE-Zeichen auf keinem Bären fehlen. Mit diesem Zeichen garantiert der Hersteller, die gesetzlichen Richtlinien für Spielzeug einzuhalten.
13 Bären waren ungenügend beschriftet
Nur zwei Plüschtiere - die Bären von Gis und Heunec - waren ausreichend beschriftet. Bei allen anderen fehlte die Adresse auf Annäher oder Etikette, bei den Bären Bakito und Franz Carl Weber sogar das CE-Zeichen.
Die Migros stellt sich auf den Standpunkt, dass die Beschriftung «Migros» auf dem Anhänger der beiden Bären genüge. Als alleinige Verkäuferin dieser Spielwaren sei sie auch ohne Adresse zu identifizieren. Das Zürcher Labor als zuständige Kontrollbehörde ist anderer Ansicht. Martin Brunner, stellvertretender Kantonschemiker, betont, dass zumindest Postleitzahl und Ort auf Annäher oder Etikette vermerkt sein müssen. Zur mangelhaften Deklaration von Bakito schrieb Globus, diese Marke werde aus dem Sortiment verschwinden.
Der Bär namens A-One Plush Toys Co Ltd ist mit dem Hinweis versehen, dass er nur für über dreijährige Kinder geeignet ist. Das ist nicht erlaubt: Jedes Plüschtier muss den Anforderungen für Kleinkinder genügen. Der Test zeigte aber auch, dass dieser Hinweis hinfällig ist: A-One Plush Toys Co Ltd hat alle Sicherheitsprüfungen bestanden.