Die Indianer in Panama galten lange Zeit als Phänomen: Sie litten kaum unter Bluthochdruck und wurden erstaunlich alt. Forscher fanden heraus: Es lag am Kakao. Die Indianer assen Unmengen rohen Kakao direkt von den Bäumen.
Studien bestätigten den Befund: Schokolade mit einem hohen Kakaoanteil ist gesund. Wissenschafter führen dies auf die Polyphenole in der Schokolade zurück.
Doch in vielen dunklen Schokoladen stecken auch beachtliche Mengen des Schwermetalls Kadmium und andere schädliche Stoffe wie Pestizide, Schimmelpilzgifte und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK).
Der K-Tipp wollte deshalb wissen: Wie gesund ist dunkle Schokolade wirklich? Ein Labor untersuchte 16 der meistverkauften Produkte auf ihren Gehalt an Polyphenolen und Schadstoffen.
Resultat: Die dunkle Schokolade von Rapunzel mit 85 Prozent Kakao enthält überdurchschnittlich viele Polyphenole und kaum Kadmium. Sie erreicht als Einzige das Gesamturteil «sehr gut». Am meisten Polyphenole fand das Labor in der Naturaplan-Schokolade von Coop – obwohl sie lediglich einen Kakaoanteil von 50 Prozent aufweist. Einziger Minuspunkt bei diesem Produkt: Der Kadmiumgehalt ist mit 0,25 mg pro Kilogramm deutlich höher als bei anderen Produkten.
Es kommt auf die Kakaosorte an
Ein höherer Kakaoanteil in der Schokolade bedeutet also nicht zwingend mehr gesunde Polyphenole. Der Anteil dieser gesunden Stoffe ist abhängig davon, welche Kakaosorte verwendet und wie die Bohnen verarbeitet wurden. Fachberaterin Silke Elwers hat mehrere Jahre über Polyphenole in Kakao geforscht: «Aufgrund ihres bitteren Geschmacks sind Polyphenole im Kakao eigentlich unerwünscht.» Wilde Kakaosorten würden deshalb häufig mehr Polyphenole aufweisen als Edelkakao mit einer langen Kulturgeschichte. Es gebe allerdings auch Sorten, die trotz hohen Polyphenolgehalts einen ausgewogenen und wenig bitteren Schokoladengeschmack aufweisen.
Laut Andreas Flammer, Herzspezialist am Unispital Zürich, sollten ein bis zwei Reihen dunkle Schokolade pro Tag ausreichen, um etwas Gutes für die Gesundheit zu tun. Je mehr Polyphenole eine Schokolade enthält, desto weniger muss man wohl essen, um den positiven Effekt zu bewirken. Flammer fordert deshalb: «Der Gehalt an Polyphenolen müsste auf der Packung deklariert werden.»
Im K-Tipp-Test fand das Labor Werte von 1,0 bis 2,7 g Polyphenole pro 100 Gramm. Für eine genügende Note musste der Gehalt bei mindestens 1,2 g liegen.
Silke Elwers betont allerdings, dass auch Früchte und Gemüse reich an Polyphenolen seien – ohne so viel Kalorien und Zucker zu enthalten wie Schokolade.
Kommt hinzu: Dunkle Schokolade enthält oft auch Kadmium. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit empfiehlt wöchentlich nicht mehr als 2,5 Mikrogramm Kadmium pro Kilogramm Körpergewicht. Das entspricht rund vier bis fünf Tafeln Schokolade. Das schädliche Schwermetall steckt auch in anderen Lebensmitteln wie Meeresfrüchten, Gemüse und Getreide.
Viel Kadmium in der Denner-Schokolade
Am meisten Kadmium fand das Labor in der Schokolade «Noir» von Denner: Sie enthielt 0,36 mg pro Kilogramm. Dafür gab es eine ungenügende Note.
Die Hersteller verweisen in ihren Stellungnahmen darauf, dass für Kadmium weder in der Schweiz noch in der EU Grenzwerte existieren. Denner erklärt, dass der von der EU geplante Höchstwert von 0,8 mg Kadmium pro Kilo Schokolade bei der getesteten Denner-Schokolade nicht überschritten werde. Die Migros erklärt den höheren Pestizidgehalt bei der «Sélection»-Tafel damit, dass nur eine Sorte Kakao verwendet werde. Aldi schreibt, das getestete Produkt halte die gesetzlichen Vorgaben ein. Man nehme die Analyseergebnisse jedoch ernst.
Archiv im Netz
Unter www.ktipp.ch finden Sie alle K-Tipp-Tests seit Januar 2000. Der Bezug eines Tests (inkl. Tabellen) ist für Abonnenten kostenlos.
So wurde getestet
Das Labor untersuchte 16 dunkle Schokoladen mit einem Kakaoanteil zwischen 45 und 85 Prozent auf folgende Stoffe:
Polyphenole: Diese Stoffe gelten als gesund und kommen natürlicherweise in Kakao vor.
Kadmium: Kakaopflanzen nehmen das Schwermetall aus den Böden auf. Bei Menschen kann es Nierenschäden verursachen. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt bei Schokolade einen Grenzwert von 0,1 bis 0,3 Milligramm pro Kilo. Die Bewertung orientiert sich an den Empfehlungen des BfR: Bei 0,3 mg/kg gab es eine ungenügende Note.
Pestizide, PAK und Ochratoxin A: Diese Stoffe gelten als potenziell schädlich. Das Labor fand Spuren polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK) und Pestizide. Eine Schokolade enthielt Spuren des Schimmelpilzgifts Ochratoxin A. Dafür gab es jeweils 0,2 Noten Abzug. Die EU-Höchstwerte wurden jedoch bei keinem Produkt überschritten.