Ausgewogen im Klang, bequem zu tragen und nicht störend für das Umfeld: So sollte ein guter Kopfhörer für portable Abspielgeräte sein. Leider gilt das nicht für alle Kopfhörer, die bei MP3-Playern und Handys mitgeliefert werden. Es kann sich also lohnen, diesen durch einen besseren zu ersetzen.
K-Tipp und Kassensturz wollten wissen, welche der meistverkauften Kopfhörer punkto Klangqualität, Tragekomfort, Abstrahlung und Empfindlichkeit überzeugen (siehe «So
wurde getestet» unten). Getestet wurden Hörer ohne Bügel – also solche, die in die Ohrmuschel oder den Ohrkanal gesteckt werden.
Vier Produkte sind zu empfehlen: die iPod Earphones von Apple, der CX 300 von Sennheiser, der SHE2550/00 von Philips – mit Fr. 9.50 das günstigste Modell – und der MDR-EX 71 SL von Sony. Punkto Klangqualität stellt Letzterer die anderen Kopfhörer zwar in den Schatten. Der Sony MDR-EX 71 strahlt aber stark nach aussen ab und belästigt die Umgebung mit seinen Geräuschen.
Klangqualität: «quäkig, dumpf, hohl»
Anders der JVC HA-F 75: Der Kopfhörer erzielt bei der Abstrahlung die zweitbeste Wertung. Klang und Komfort sind aber ungenügend. Die Experten vermissten beim Kopfhörer Höhen und Bässe, zudem ist der Klang «verfärbt, verfremdet, unaus- gewogen, unnatürlich». Wenigstens bekommt das Umfeld davon nichts mit.
Auch der zweite JVC-Kopfhörer im Test versagte beim Hörtest: Den Klang des HA-F 130 beschrieben Experten mit «quäkig, topfig, mittenlastig, dumpf, hohl». Beide Produkte von JVC erhielten deshalb die Gesamtnote «ungenügend». JVC will die Ergebnisse nicht kommentieren.
Allgemein monieren die Hersteller, im Vergleich mit HiFi-Kopfhörern würden die Ohrstöpsel logischerweise abfallen. Nur: Die Testmodelle hatten nicht gegen HiFi-Kopfhörer zu bestehen. Ein solcher diente einzig als Referenz.
Die Experten hörten sich drei Rock- und Pop-Stücke, zwei Klassik-Werke und ein Jazz-Stück an. Insgesamt zeigte das Modell von Apple das ausgewogenste Bild. Es taugt für alle Musikarten. Der Sennheiser eignet sich für Jazz und teilweise für Rock und Pop, dasselbe gilt für den Sony MDR-EX 71. Letzterer liefert zudem als einziger einen guten Bass.
Der Tragekomfort hängt stark von der Ohrform ab (siehe «Einkaufstipps» unten). Zwei Kopfhörer überzeugten die Testpersonen: der Apple und der JVC HA-F 130. Sie drücken nicht und sitzen gut. Der zweite JVC im Test (HA-F 75) und der Philips SHE 7850 hingegen haben Mängel: Der JVC drückt und ist schwer einzusetzen, der Philips fällt leicht wieder heraus. Beide erhalten bei diesem Kriterium ein «ungenügend».
Die beiden Ohrkanalhörer im Test (Sennheiser und Sony MDR-EX 71) erhielten beim Tragekomfort mittelmässige Noten. Sie drücken unter Umständen. Nicht allen Testpersonen passten die mitgelieferten Schaumstoff-Teile, um die Kopfhörer in den Ohrkanal einzufügen.
Abstrahlung: Top-Note für Sennheiser
Wer seine Mitreisenden im Zugabteil nicht belästigen will, ist mit dem Modell von Sennheiser am besten bedient. Der Kopfhörer strahlt am wenigsten auf die Umgebung ab. Der JVC HA-F 130 und erstaunlicherweise auch der Sony MDR-EX 71 geben am meisten Musik an die Umgebung ab. Beim Sony verwundert dies, da es sich um einen Ohrkanalhörer handelt. Der Schaumstoff, der die Hörer im Ohrkanal hält, dichtet üblicherweise gegen aussen ab.
Einige Kopfhörer geben das Ausgangssignal lauter weiter als andere. Die gemessenen Werte liegen hier eng beieinander. Der Sony MDR-EX 71 «verschluckt» am meisten Musik. Der Philips SHE 7850 ist am empfindlichsten. Solche Modelle eignen sich für Abspielgeräte mit wenig Ausgangsleistung.
Aufnahmetechnik beeinflusst Lautstärke
Das ist aber ein gefährlicher Spass. Wer einen empfindlichen Kopfhörer an seinen MP3-Player mit hoher Ausgangsleistung hängt und diesen laut aufdreht, läuft Gefahr, sein Gehör zu schädigen.
Laut Messungen der Suva halten zwar die meisten MP3-Player die geltende Euronorm von 100 Dezibel ein. Je nach Aufnahmetechnik kann ein Musikstück diese Limite aber weit überschreiten: Robbie Williams’ Lied «Tripping» kam zum Beispiel im Suva-Test auf 111 Dezibel.
So wurde getestet
- Klangqualität: Fünf Experten beurteilten die Kopfhörer an zwei Tagen in zwei Durchgängen. Sie taten dies anhand von sechs Musikbeispielen verschiedener Stilrichtungen. Als Referenz diente ihnen ein hochwertiger geschlossener HiFi-Kopfhörer.
- Tragekomfort: Vier Testpersonen bewerteten die Kopfhörer auf angenehmen Sitz und auf festen Halt im Ohr.
- Abstrahlung: Einem künstlichen Kopf mit Mikrofonen in den Ohren wurden die Hörer aufgesetzt. Diese wurden mit einem normierten Signal bespielt. In 40 Zentimeter Abstand mass das Labor die Lautstärke der Musik. Um andere Geräuschquellen auszuschliessen, nahmen die Prüfer diese Messung in sehr leiser Umgebung vor. So wird ermittelt, was die Personen in der Nähe der Musikhörenden abbekommen und ob sie allenfalls gestört werden.
- Empfindlichkeit: Kopfhörer hoher Empfindlichkeit brauchen wenig Energie, um eine gewisse Lautstärke zu erzeugen. Von einem Abspielgerät wurde mit einem Prüfsignal gemessen, wie viel der Kopfhörer «verschluckt».
So finden Sie den passenden Kopfhörer
Stöpsel-Kopfhörer für portable Abspielgeräte gibt es in verschiedenen Ausführungen, die je nach Ohrform und Gebrauch gut oder aber gar nicht passen (siehe Bilder im pdf-Artikel):
- Für Leute, die viel unterwegs sind – insbesondere auch Sportler –, gibt es leichte Modelle mit einem Bügel.
- Andere Modelle stülpt man mit Bügel über die Ohrmuschel.
- Am meisten verbreitet sind die klassischen Ohrhörer. Sie werden direkt in die Ohrmuschel eingesetzt – bieten aber nicht immer optimalen Halt.
- Die sogenannten Ohrkanalhörer steckt man sich in den Ohrkanal. Ein Schaumstoffstück sorgt für bequemen Halt.
Welches dieser Systeme am besten passt, hängt zwar stark von den Vorlieben des Einzelnen ab. Mitentscheidend ist aber auch die Form der Ohrmuschel und des Ohrkanals. Bügel, die übers Ohr gehängt werden, können mit der Zeit drücken. Das gilt auch für Ohrhörer und Ohrkanalhörer.
Bei Ohrkanalhörern sorgen Schaumstoffstücke für stabilen Halt. Diese liegen jeweils in mehreren Grössen bei. Pech, wenn keines passt. Denn oft sind die Kopfhörer-Verpackungen verschweisst, und die Geräte können auch aus hygienischen Gründen nicht anprobiert werden. Am besten sichert man sich vor dem Kauf ab, damit der Artikel bei Bedarf umgetauscht werden kann.
Passt der Kopfhörer nicht, wirkt sich das auch auf die Tonqualität aus. Liegt er zu locker im Ohr, kann nicht das gesamte Klangspektrum wahrgenommen werden (auch aufgrund der Umgebungsgeräusche). Und: Ohrkanalhörer schirmen teils so gut vom Aussenlärm ab, dass sie vor allem im Strassenverkehr ein Risiko darstellen.
Auch das Kabel ist ein Kriterium beim Tragekomfort: Bei asymmetrischer Anschlussleitung geht das Kabel erst zum linken Ohrhörer, dann hinter dem Nacken zum rechten Ohr. Symmetrische teilen sich vorne.
Das Kabel sollte mindestens einen Meter lang sein, damit das Abspielgerät in der Jacken- oder Hosentasche verstaut werden kann. Praktisch ist ein Clip, mit dem das Kabel an Jacke oder Hemd befestigt werden kann.
Einige Kopfhörer verfügen auch über Lautstärkeregler. Mit diesen kann man die Lautstärke aber nur verringern.