Ein guter Laufschuh für 100 Franken
Leicht-Laufschuhe sind im Trend. Der K-Tipp wollte wissen, wie robust sie sind. Resultat: Das günstigste Modell wies nach dem Härtetest nicht mehr Schäden auf als doppelt so teure Laufschuhe.
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K-Tipp 08/2013
24.04.2013
Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion
Heute verfügt jeder Hersteller von Adidas bis Puma neben klassischen stabilen Jogging-Schuhen auch über weiche, flexible Laufschuhe. Im Handel werden diese Schuhe unter der Kategorie Natural Running verkauft. Sie lassen dem Fuss mehr Bewegungsfreiheit. In der Werbung ist oft vom «Barfuss-Laufgefühl» die Rede. Solche Modelle wiegen kaum mehr als 200 Gramm pro Schuh. Zum Vergleich: Bei klassischen Joggingschuhen sind es rund 400 Gramm pro Schuh.
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Heute verfügt jeder Hersteller von Adidas bis Puma neben klassischen stabilen Jogging-Schuhen auch über weiche, flexible Laufschuhe. Im Handel werden diese Schuhe unter der Kategorie Natural Running verkauft. Sie lassen dem Fuss mehr Bewegungsfreiheit. In der Werbung ist oft vom «Barfuss-Laufgefühl» die Rede. Solche Modelle wiegen kaum mehr als 200 Gramm pro Schuh. Zum Vergleich: Bei klassischen Joggingschuhen sind es rund 400 Gramm pro Schuh.
Aufgrund ihres modisch farbenfrohen Designs werden solche Natural-Running-Schuhe auch gerne von Nichtläufern im All-tag und in der Freizeit getragen.
Doch sind die Leichtgewichte auch robust? Oder gehen Sohlen und Obermaterialien schneller kaputt? Der K-Tipp liess die zehn meistverkauften Leicht-Laufschuhe im Labor auf ihre Robustheit prüfen. Sohlen, Dämpfungsmaterialien, Textilien im Zehenbereich und Fersenfutter wurden in Maschinen gerieben, geknickt, und gedrückt (siehe Kasten «So wurde getestet» auf der nächsten Seite). Die Belastungen in den Härtetests entsprechen in etwa den Belastungen, die bei einem männlichen Läufer mit mittlerem Gewicht innerhalb von zwei Jahren auftreten. Höheres Gewicht oder allfällige Fussdeformationen können zu einem höheren Verschleiss führen.
Positive Erkenntnis aus dem Test: Keines der getesteten Modelle war insgesamt ungenügend. Die Auszeichnung «sehr gut» erhielt aber kein Schuh.
Grosse Differenzen bei den Preisen
Am besten überstanden die Teststrapazen die Modelle von Skechers (Go run 2.0), Adidas (adipure Motion) und Nike (Free Run+ 3). Sie erreichten alle die Gesamtnote 5,3. Dabei sind die Schuhe von Testsieger Skechers zu einem Preis von Fr. 99.80 mit Abstand am günstigsten. Adidas und Nike kosten fast 160 Franken. Mit 220 Franken sind die Schuhe von Brooks die teuersten im Test. Fast so teuer sind auch die Modelle von Saucony (Kinvara 3) und Asics (Gel-Excel 33 2). Sie erhielten beim Kriterium Robustheit aber nur ein «genügend».
Am anfälligsten für Defekte und Verschleiss sind die Laufschuhe im Zehen- und Fersenbereich. Die Asics-Schuhe (Gel-Excel 33 2) wurden durch den Scheuertest im Zehenbereich stark und im Fersenbereich deutlich in Mitleidenschaft gezogen. Beim Puma-Schuh (Faas 500V2) war das Material im Zehenbereich nach der Belastungsprüfung zerschlissen. Darum erhielt er in diesem Prüfpunkt eine ungenügende Note. Im Zehenbereich nur mittelmässig robust zeigten sich auch die Modelle von Brooks (Pure Cadence2), Reebok (Realflex Speed) und Saucony (Kinvara 3).
Verschiedenen Schuhe zeigten weitere punktuelle Schwächen: Die Sohlen von Mizuno sind offenbar anfälliger für Abrieb als alle anderen Sohlen im Test. Die Gummis von Brooks, Skechers, Adidas, Nike und Reebok zeigten hingegen fast keine Verschleisserscheinungen. Das Modell von Saucony war bei der Stossdämpfungsprüfung ungenügend. Nach einer simulierten Belastung von 100 000 Schritten wiesen die Schuhe auch nach 24 Stunden Ruhe eine Verformung von mehr als 30 Prozent auf. Zum Vergleich: Die Schuhe von New Balance dämpften nach dem Test noch fast so gut wie im Neuzustand. Die Verformung betrug nur 9,8 Prozent.
Saucony sagt in einer Stellungnahme, man habe beim Nachfolger des Kinvara 3 die Scheuerbeständigkeit des Obermaterials verbessert. Das Modell Kinvara 4 soll im Mai auf den Markt kommen. Asics zeigt sich überrascht über die geringe Scheuerfestigkeit des Obermaterials. Seit der Einführung des Ecxel 33 vor 17 Monaten sei man noch nie mit Qualitätsproblemen konfrontiert worden.
Kauftipps: Laufschuhe nicht morgens kaufen
Wer mit falschen Laufschuhen trainiert, riskiert Schmerzen und Schäden am Bewegungsapparat. So finden Sie das richtige Modell:
- Alte Laufschuhe ins Sportgeschäft mitbringen. Gutes Verkaufspersonal kann aus dem Zustand der Schuhe Rückschlüsse auf das Laufverhalten ziehen.
- Stabilität und Dämpfung des Schuhs sollten dem Körpergewicht, dem Laufstil und der Laufgeschwindigkeit angepasst sein.
- Frauen brauchen andere Laufschuhe als Männer. Damenmodelle verfügen über schmalere Zehen- und Fersenkappen und sind weniger voluminös.
- In vielen Geschäften stehen Laufbandanalyse, Spiegeltische oder Messdruckplatten zur Verfügung. Damit können Fussstellung und Laufverhalten analysiert und von geschultem Personal richtig interpretiert werden.
- Schuhe nicht morgens kaufen. Dann sind die Füsse kleiner und weniger empfindlich, zum Beispiel gegenüber Druckstellen.
- Wer häufig trainiert, sollte sich mehrere Laufschuhe anschaffen. So gewöhnen sich die Füsse nicht nur an einen Schuh.
- Wer sich nicht im Sportgeschäft beraten lassen will, sollte sich trotzdem vor dem Kauf informieren, zum Beispiel in Fachzeitschriften oder im Internet:
www.laufschuhkauf.de
www.lauftipps.ch
www.joggen-online.de
So wurde getestet
Der K-Tipp liess zehn Laufschuhe beim Prüf- und Forschungsinstitut PFI in Pirmasens (D) testen. Alle Prüfungen fanden auf genormten Prüfständen statt.
Die Experten hatten folgende Fragen zu klären:
- Robustheit der Textilien: Wie robust ist das Ober- und Futtermaterial an Zehen und Ferse? Die zu testenden Textilien wurden aus dem Schuh geschnitten und auf einen Träger montiert. Anschliessend scheuerte man diese Textilproben an einem genormten Prüfgewebe mit einer definierten Tourenzahl und Belastung.
- Stossdämpfung: Wie gut dämpft der Schuh Schläge auch nach einer langen Dauerbelastung? Eine Maschine simulierte den Aufprall der menschlichen Ferse auf das Dämpfungsmaterial. Die Werte wurden im Neuzustand und nach einer Dauerbelastung gemessen.
- Reissfestigkeit der Sohle: Reisst die Sohle durch die Knickbewegungen beim Laufen? Bei diesem Versuch stach man das Sohlenmaterial an und spannte es in eine Maschine, die anschliessend eine bestimmte Anzahl Biegungen simulierte. Danach konnte man das Risswachstum an der Einstichstelle messen. Dies ist wichtig, da auch beim normalen Tragen Beschädigungen der Sohle vorkommen.
- Verschleiss Laufsohle: Wie schnell ist die Sohle abgelaufen? Um zu messen, wie abriebfest die Sohlen der Laufschuhe sind, spannte man diese auf eine Trommel. Diese glitt über einen Schmirgelkörper. So konnte man den Volumenverlust messen.