Fans von Holzkohlegrills rümpfen bei Gasgrills die Nase. Dabei haben diese etliche Vorteile: Sie sind per Knopfdruck in knapp 10 Minuten auf über 200 Grad aufgeheizt und produzieren nur wenig Rauch. Zudem braucht man sich nicht mit Funkenflug und dem Entsorgen der Asche herumzuschlagen.
Doch wie gleichmässig heiss werden die Grills? Gelingt das Grillieren von Würsten und Steaks genauso einfach wie das Anheizen? Und wie praktisch und sicher sind die Geräte?
K-Tipp Wohnen und «Kassensturz» schickten zwölf häufig verkaufte Gasgrill-Modelle zu Preisen von unter 500 Franken ins Labor. Geprüft wurde die klassische Grillmethode: Die Hitze trifft von unten direkt aufs Grillgut (siehe «So wurde getestet»). Getestet wurden kleine Grills mit einem Brenner und grosse Geräte mit bis zu drei Brennern.
Resultat: Es gibt grosse Unterschiede. Das zeigte sich etwa bei der Temperaturverteilung und der Materialqualität. Das sind zwei entscheidende Faktoren, wenn man ein gleichmässiges Grillergebnis erzielen will. Einen grossen Einfluss auf die optimale Hitzeverteilung hat der Deckel der Geräte.
Besonders gut und einfach funktionieren drei der Modelle über 300 Franken: zwei kleine Grills von Weber sowie der grosse «Woody LX» von Campingaz. Sie heizen schnell auf und erreichen gleichmässige Temperaturen. Diese drei Modelle schnitten auch beim Grillieren von gleichzeitig aufgelegten Lebensmitteln gut ab.
Interessant: Im Prüfpunkt Grillieren waren auch viel günstigere Geräte fast gleich gut. Das Prix-Garantie-Gerät «El Chango 2» von Coop z. B. heizt schnell auf und die Temperaturverteilung auf dem Rost ist sehr gut. Die günstigen Geräte zeigten jedoch bei einzelnen Kriteren Schwächen: Der «Spacy II» von Landi heizt verhältnismässig langsam auf. Beim «Best Price»-Grill von Gampingaz und beim Prix-Garantie-Grill wiederum kann man sich an divesen Stellen des Gehäuses die Finger verbrennen.
Würste und Steaks ungleichmässig braun
Mit den Modellen «Dony» von Landi, «Dallas» und «Sunny» von Sunset BBQ (Migros) sowie «Leon» von Outdoorchef ist es klar schwieriger, gleichzeitig unterschiedlich grosse Würste und Steaks zufriedenstellend zu grillieren. Das Grillgut wurde teilweise ungleichmässig dunkel bis schwarz.
Aufgrund der Testergebnisse will Outdoorchef die unklaren Grilliertipps in der Bedienungsanleitung ändern. Es handle sich bei der Gaskugel um ein «einzigartiges Grillsystem». Direktes Grillieren sei zwar möglich, die Stärke des «Leon» liege aber beim indirekten Grillieren. «Das System erfordert ein Umdenken in Bezug auf die Handhabung der Hitzeverteilung», schreibt Outdoorchef. Um die Grillzeit beim direkten Grillieren zu verkürzen, rät der Hersteller, grosse Fleischstücke zuerst in der Mitte beidseitig anzubraten und Würste an den Rand zu legen.
Fust will bei seinem «BBQ 100» allenfalls die Beschriftung der Gasregler verbessern. Landi schreibt, man werde die Testresultate mit dem Lieferanten prüfen. Gemäss Migros dauert das Aufheizen mit dem «Dallas» wegen Gusseisenrost und -platte länger – dafür werde die Hitze länger gespeichert. Campingaz weist darauf hin, dass es nur für die Griffe, nicht aber für den Deckel vorgeschriebene Temperaturgrenzen gebe.
Gut zu wissen: Auf jedem Grill, der über einen Deckel und mindestens zwei regelbare Brenner verfügt, kann direkt oder indirekt grilliert werden. Die beiden Garmethoden unterscheiden sich vor allem durch die Hitzezufuhr: Beim direkten Grillieren platziert man das Grillgut meist bei offenem Deckel direkt über dem Brenner. Die Hitze von 220 bis 300 Grad trifft von unten auf das Fleisch. Die Methode ist vergleichbar mit dem scharfen Anbraten in der Pfanne: Das Grillgut wird aussen knusprig und innen saftig. Es muss mindestens einmal gewendet werden.
Beim indirekten Grillieren stellt man einen der Brenner ab und platziert das Grillgut dort. Die Gartemperatur beträgt nach dem Aufheizen 160 bis 200 Grad. Durch den geschlossenen Deckel und die ungleichmässige Wärmezufuhr entsteht eine ähnliche Luftzirkulation wie im Umluftbackofen. Das Grillgut muss nicht unbedingt gewendet werden. Kugelgrills eignen sich wegen ihrer Form besonders gut für indirektes Grillieren.
So wurde getestet
Die Grill-Fachleute des Ipi Instituts in Stuttgart (D) prüften die Eigenschaften der zwölf Gasgrills, und zwar mit Messungen punkto Technik und Sicherheit sowie mit praktischen Prüfungen. Grilliert wurden jeweils Würste der gleichen Charge und einheitlich zugeschnitte-ne Schweinssteaks vom Metzger.
Technische Prüfungen
Wie schnell heizen die Geräte auf? Werden die Grillflächen gleichmässig heiss? Halten die Geräte die Temperaturen konstant? Überprüft wurde auch, ob sich Gehäuse und Griffe gefährlich stark erhitzen. Die Temperaturen mass das Labor während einer Stunde. Zusätzlich wurden die Grills mit einer Infrarotkamera fotografiert.
Um herauszufinden, wie leicht die Geräte rosten, besprühte man sie mit Kochsalzlösung und lagerte sie dann 48 Stunden lang in einer Klimakammer. Auch die Gasanschlüsse wurden auf Montage und Dichtigkeit geprüft: Hier gab es keinerlei Probleme.
Praktische Prüfungen Die Grillflächen wurden mit je fünf grossen und kleinen Würsten sowie mit drei Schweinssteaks belegt. Alle 3 Minuten wurde das Grillgut gewendet. Als Basis dienten die Empfehlungen der jeweiligen Gerätehersteller. Grilliert wurde so lange, bis eine genügend hohe Kerntemperatur erreicht war. Danach beurteilten die Experten die Gleichmässigkeit der Bräunung und den Garzustand.
Geprüft wurden zudem Aufbau, Handhabung und Verarbeitungsqualität.
Vor- und Nachteile der getesteten Gasgrills
Kleine, mobile Grills
Weber Q2000:
+ Schnelle, einfache Montage (ca. 15 Minuten)
+ Schnell auf Grilltemperatur
– Bedingt durch die Grösse weniger standfest als andere Grills
Weber Q1200:
+ Mobil durch möglichen Betrieb mit Einweg-Gaskartuschen
+ Schnelle, einfache Montage (ca. 15 Min.)
+ Schnell heiss
– Betrieb an grossen Propangasflaschen nur über ein optionales Umrüstset (für ca. (30 Franken)
– Bedingt durch die Grösse weniger standfest als andere Grills
Kugelgrills
Outdoorchef Leon:
+ Kompakte Bauweise
+ Direktes und indirektes Grillen mit speziellem Trichtersystem möglich
+ Rostet nicht
+ Recht einfache Montage (45 Min.)
– Lange Vorheiz- und Grillierzeit
– Kühlt bei offenem Deckel schnell ab
– Keine Ablage
– Kippgefahr beim Rollen
Barbecue Grill Club Dony:
+ Kompakte Bauweise
+ Montage in rund 42 Min.
+ Rostet nicht
– Für offenes Grillieren nicht geeignet
– Zündet schlecht, im Test musste mit einem Streichholz nachgeholfen werden
– Lange Vorheiz- und Grillierzeit
– Keine Ablagefläche
– Kippgefahr beim Rollen
Günstig-Grills:
Prix Garantie El Chango 2:
+ Heizt schnell auf
+ Einfache Montage
+ Rostet nicht
– Einige heisse Stellen am Gehäuse
– Montagezeit: ca. 70 Minuten
Best Price Expert Classic:
+ Heizt schnell auf
+ Rostet nicht
+ Einfache Montage
– Einige heisse Stellen am Gehäuse
– Montagezeit: ca. 60 Minuten
– Tropfendes Fett kann zu Flammenbildung führen
– Schwierig zu reinigen
Primotecq BBQ 100:
+ Schnell auf Grilliertemperatur
+ Rostet wenig
+ Schnell aufzubauen (ca. 25 Min.)
– Tropfendes Fett kann zu Flammenbildung führen
Mittelgrosse Grills
Barbecue Grill Club Spacy II:
+ Wenige heisse Stellen
– Braucht sehr lange, bis er auf Grilliertemperatur ist
– Einige Teile schwer zu reinigen
– Schwer verständliche Montageanleitung
– Montagezeit: ca. 80 Min.
König Compact Pro:
+ Schnell heiss
+ Sehr gute Temperaturverteilung
– Längste Aufbauzeit: rund 90 Min.
– Brenner und Brennerblech können rosten
– Fett kann auf den Brenner tropfen
Sunset BBQ Sunny:
+ Grillzange und -handschuh gratis mitgeliefert
+ Aufbauzeit: ca. 45 Min.
– Schwaches Stützgelenk des Deckels kann sich verbiegen
– Tiefe Temperatur bei offenem Deckel
Grosse Modelle
Campingaz Woody LX:
+ Inkl. Gusseisenplatte
+ In wenigen Minuten betriebsbereit, da vormontiert geliefert
+ Einfach zu reinigende Einzelteile, da spülmaschinenfest
+ Sehr stabil
– Braucht viel Platz und ist schwer
Sunset BBQ Dallas:
+ Inklusive Gusseisenplatte
– Zweite Person beim Aufbau nötig
– Mühsame Montage: 50 Min.