Regelmässig Schwarztee trinken ist gesund und hilft gegen Knochenschwund, Krebs- und Herzkreislauferkrankungen. Grund dafür sind Polyphenole, die im Tee vorkommen. Laut einer Studie der Jacobs University im deutschen Bremen können Polyphenole möglicherweise auch die Lebenserwartung erhöhen.
saldo wollte genauer wissen, wie gesund der angebotene Schwarztee ist. Das Labor untersuchte die 16 meistverkauften Produkte auf ihren Gehalt an gesunden Polyphenolen und gesundheitsschädlichen Stoffen.
Resultat: Einige Tees sind alles andere als gesund. Das Labor fand zwar auch dort wertvolle Polyphenole – aber auch zahlreiche Schadstoffe in hohen Mengen.
Am stärksten belastet waren die Schwarztees von Twinings, M-Budget und Prix Garantie. Sie erhielten deshalb ein ungenügendes Gesamturteil.
Krebserregende Stoffe in Twinings-Tees
Die zwei Schwarztees von Twinings enthielten hohe Mengen potenziell krebserregender Pyrrolizidinalkaloide (PA). Im «Earl Grey» wurde ein Wert von 917 Mikrogramm pro Kilogramm gemessen, im «English Breakfast» 336 Mikrogramm pro Kilo. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt, pro Kilo Körpergewicht täglich nicht mehr als 0,007 Mikrogramm PA aufzunehmen. Bei einer 60 Kilo schweren Person wären das 0,4 Mikrogramm PA pro Tag. Diese Menge würde bereits beim Konsum einer Tasse «Early Grey» oder «English Breakfast» überschritten. In den Tees von M-Budget und Prix Garantie wurden 92 und 62 Mikrogramm PA pro Kilo gefunden. Von diesen Produkten könnte man drei bis vier Tassen Tee pro Tag trinken.
Twinings, Migros und Coop entgegnen, dass es für PA keine gesetzlichen Grenz- und Höchstwerte gebe.Das trifft zu. Doch die Konkurrenz zeigt, dass es auch anders geht.
Viele Tees sind mit Pestiziden belastet
Fast alle Produkte mit der Testnote «gut» waren frei von PA. Testsieger ist der Schwarztee «Lord Nelson» von Lidl. Er enthielt drei Pestizide und Spuren von Anthrachinon. Das ist vergleichsweise wenig. Pestizide gehen zwar vom Beutel nur teilweise in den Aufguss über, sind aber im Tee unerwünscht. Das Labor fand bis zu fünf verschiedene Pestizide je Produkt. Pestizide hatte es auch im Bio-Produkt «Ceylon Sunrise» von Sirocco.
Der Hersteller schreibt, dass beim Anbau keinerlei Pestizide eingesetzt würden. Man gehe deshalb davon aus, dass die Verunreinigung von einem benachbarten Feld stamme.
Fast in allen Schwarztees kommt Anthrachinon vor. Einzig der «English-Breakfast»-Tee von Tetley war frei von diesem Stoff, der gemäss der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit möglicherweise krebserregend ist.
Wie genau Anthrachinon in die Schwarztees gelangt, ist unklar. Als Pestizid ist der Stoff nicht zugelassen. Vieles deutet darauf hin, dass Anthrachinon während des Trocknungsprozesses der Teeblätter entsteht. In der Schweiz gibt es keinen Höchstwert für Anthrachinon. In der EU hingegen gilt ein gesetzlicher Höchstwert von 0,02 Milligramm pro Kilo. Der «English Breakfast» von Hampstead Tea überschritt diesen Wert. Zudem enthielt er mit 461 Mikrogramm pro Kilo am meisten polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Der Hersteller zeigt sich überrascht und will Abklärungen vornehmen. Der Tee von Hampstead erhielt im Test trotzdem eine genügende Gesamtnote. Grund ist sein hoher Polyphenolgehalt. Mit 1831 Milligramm pro 100 Gramm war er neben dem Tee von Globus (1732 Milligramm) Spitzenreiter. Nur die Schwarztees von Denner, Aldi und Lidl hatten ebenfalls einen Gehalt von über 1000 Milligramm.
Der «Ceylon Indien» von Aldi hatte mit 12 Milligramm pro Liter einen sehr hohen Aluminiumgehalt. Nur der M-Budget-Tee lag mit 13 Milligramm darüber. Viele Produkte waren frei von Alu. Auch den Schadstoff Perchlorat fand das Labor nur in wenigen Tees und in geringen Konzentrationen.
Diese Stoffe wurden untersucht
- Pestizide: Pestizide werden beim Anbau der Teepflanze eingesetzt, um Schädlinge und Unkräuter fernzuhalten. Für jedes gefundene Pestizid ab 0,01 mg/kg gab es im Test 0,2 Noten Abzug.
- Pyrrolizidinalkaloide (PA): Diese Substanzen können über Wildkräuter, die beim Ernten versehentlich mitgepflückt werden, in den Tee gelangen. Im Tierversuch haben sich bestimmte PA als erbgutschädigend und krebserregend erwiesen. In hohen Dosen können sie die Leber schädigen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt, den Gehalt in Tees möglichst zu senken.
Wurde der empfohlene Tagestoleranzwert für eine 60 kg schwere Person bei einer durchschnittlichen Trinkmenge (300 ml) überschritten, gab es 1 Note Abzug. Wurde er bei einem hohen Konsum (800 ml pro Tag) überschritten, gab es 0,5 Noten Abzug, für tiefere Konzentrationen einen Abzug von 0,2 Noten.
- Anthrachinon: Als Pestizid ist Anthrachinon nicht zugelassen, trotzdem kommt es in sehr vielen Schwarztees vor. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat Anthrachinon als möglicherweise krebserregend beim Menschen beurteilt. Für Werte über dem EU-Grenzwert von 0,02 Milligramm pro Kilo gab es 1 Note Abzug, für Gehalte von 0,01 bis 0,02 mg/kg gab es 0,5 Noten Abzug und für Konzentrationen unter 0,01 mg/kg 0,2 Noten Abzug.
- Aluminium: Teepflanzen können natürlicherweise Aluminium anreichern. Das Testlabor bestimmte den Gehalt im Teeaufguss. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit empfiehlt, wöchentlich nicht mehr als 1 Milligramm Aluminium pro Kilo Körpergewicht aufzunehmen. Wurden 60 mg pro Woche bei einem hohen Teekonsum (800 ml pro Tag) überschritten, gab es 0,5 Noten Abzug, wurden 30 mg/ Woche überschritten, gab es 0,2 Noten Abzug. Tiefere Konzentrationen wurden nicht abgewertet.
- Perchlorat: Perchlorat gelangt vermutlich durch Dünger auf Lebensmittel. Hohe Dosen können die Jodaufnahme in die Schilddrüse hemmen. Viele Produkte im Test waren frei von Perchlorat. Falls vorhanden, gab es 0,2 Noten Abzug.
- Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe: PAK entstehen, wenn Kohle oder Holz unvollständig verbrannt wird. Sie gehen aber kaum in den Teeaufguss über. Im Test enthielten alle Schwarztees PAK.
Für eine Konzentration unter 100 Mikrogramm pro Kilo gab es keine Abzüge. Für Konzentrationen zwischen 100 und 200 Mikrogramm pro Kilo gab es 0,2 Noten Abzug, für höhere Werte 0,5 Noten.
Kleines Tee-Lexikon
- Teesorten und ihre Eigenheiten: Schwarztee aus dem Gebiet Darjeeling (Indien) hat meist einen milden Geschmack. Kräftigere Sorten kommen aus dem indischen Bundesstaat Assam oder aus Sri Lanka und werden häufig für Schwarzteemischungen verwendet. Als Earl Grey wird Tee mit einem zitrusähnlichen Bergamotte-Aroma bezeichnet. Earl Breakfast steht für eine Mischung verschiedener Sorten.
- Herstellung: Die Blätter der Teesträucher werden gepflückt und für 12 bis 20 Stunden auf Gitter gelegt. Danach werden die vorgetrockneten Blätter in rotierenden Maschinen gerollt, damit der Zellsaft austritt. Es kommt zur Fermentation. Sie macht den Tee dunkler und verstärkt das Aroma. Dieser Prozess ist charakteristisch für Schwarztee und entfällt bei der Herstellung von Grüntee. Am Schluss werden die Blätter getrocknet, sortiert und für den Grosshandel verpackt.
- Nachhaltigkeit: Häufig wird über miserable Arbeitsbedingungen in Teeanbaugebieten berichtet. Dieses Kriterium wurde im saldo-Test nicht berücksichtigt, weil nur objektiv überprüfbare Eigenschaften der Produkte verglichen werden können. Wer nachhaltig und fair produzierten Tee kaufen will, muss sich auf die Selbstdeklaration der Labels verlassen.