Die Experten testeten in einer Kühlkammer bei minus 20 Grad, wie gut Enteisersprays funktionieren. Welches Produkt taut dünnes und starkes Eis ohne Probleme auf? Welches hinterlässt störende Schlieren? Und wichtig: Friert bei Wind die Enteiserflüssigkeit auf der Scheibe ein? Der K-Tipp liess zwölf Produkte aus Baumärkten und aus dem Versandhandel testen.
Die Funktionsweise ist bei allen Sprays gleich: Alkohole tauen das Eis auf. Dabei wird der Umgebung jedoch Wärme entzogen. Auf der Scheibe wird es deshalb noch kälter. Das kann dazu führen, dass das zurückbleibende Wasser wieder festfriert. Das wird mit Frostschutzmittel, zum Beispiel Glykol, verhindert.
Einige Hersteller mischen ihren Produkten auch Glyzerin bei. Der Stoff soll verhindern, dass sich die Alkohole zu schnell verflüchtigen. Nachteil von Glyzerin: Es kann auf der Scheibe Schlieren hinterlassen. Ob ein Spray gut funktioniert, hängt also von der Zusammensetzung ab. Der K-Tipp-Test zeigt: Die meisten Hersteller liefern gute Mischungen. Ein Spray wirkte insgesamt sehr gut, neun enteisten die Scheiben gut – darunter das günstigste Produkt aus der Landi.
Der Testsieger von Sonax zeigte bei fast allen Prüfpunkten die beste Leistung (siehe Tabelle im PDF). Bei starkem Eis war das Produkt zwar nicht das schnellste, dafür schützte es am besten vor dem Wiedervereisen. Zudem hinterliess dieser Enteiser auf der Scheibe nur wenige Schlieren.
Beim Sonax-Spray war die aufgetaute Scheibe noch nach drei Stunden eisfrei. Auch der im Kälte-Labor simulierte Wind konnte die klare Sicht nicht beeinträchtigen (siehe «So wurde getestet»).
Captain Green: Nach 2 Minuten wieder Eis
Das letztplatzierte Produkt von Captain Green hingegen versagte in diesem Punkt: Bereits nach 2 Minuten fror die Enteiserflüssigkeit auf der Scheibe wieder fest, nach drei Stunden zeigte sich grossflächig leichter Schnee. Wer dieses Produkt benutzt, muss zudem mit starken Schlieren rechnen. Bei Minustemperaturen kann die Flasche im Auto über Nacht gefrieren. Deshalb erhielt Captain Green eine ungenügende Gesamtnote.
Der Miocar-Enteiser verpasste die Gesamtnote «gut» wegen seiner vergleichsweise schwächeren Auftauwirkung. Bei dünnem Eis funktionierte er gut. Doch bei starkem Eis zeigte er nach 2 Minuten nur wenig Wirkung. Alle anderen Produkte im Test waren hier besser.
Die Tegro AG vertreibt die Marke Nigrin in der Schweiz und sagt: «Bei starkem Eis hätte das Produkt noch besser wirken müssen. Doch es wurde laut Chargennummer bereits 2013 produziert. Wir gehen davon aus, dass in der Zwischenzeit Alkohol aus der Flasche verdunstet ist.» Laut Tegro sollten so alte Flaschen eigentlich nicht mehr im Verkauf sein.
Hersteller Riwax schreibt zum undichten Sprühventil seines «Ice-Ex», man würde mittlerweile einen anderen Sprühkopf verwenden.
Der deutsche Grosshändler des ungenügenden Produkts von Captain Green sagt zu den Testergebnissen nur, dass dieser Enteiserspray seit Ende 2016 nicht mehr vertrieben werde.
Positiv: Alle getesteten Enteiser waren sanft zum Auto. Denn das Labor überprüfte auch, ob die Flüssigkeiten Lack, Kunststoff und Dichtungen angreifen. Dies war bei keinem Produkt der Fall.
Drei Sprays begannen leicht zu tropfen
Auf dem Rüttelprüfstand begannen die Sprays von Riwax, AGT und Miocar bei nicht verriegeltem Sprühventil etwas zu tropfen. Der K-Tipp findet: Dies dürfte nicht passieren. Als Benutzer legt man die Flasche nach Gebrauch oft einfach ins Auto, ohne das Sprühventil zu verriegeln. Alle anderen Flaschen waren auch unverriegelt dicht.
Übrigens: Preise vergleichen lohnt sich. Im Winterhalbjahr gibt es viele Aktionen. Der Testsieger kostet z. B. bei Conrad.ch aktuell Fr. 5.95.
Tipps: So vermeiden Sie Eis auf den Scheiben
Auto nachts nahe an Häusern parkieren, möglichst mit der Frontscheibe in Richtung Mauer. Es gibt Folien, mit denen man Autofenster vor Eis schützen kann. Karton kann bei feuchtem Wetter anfrieren.
Es ist verboten, den Motor warm laufen zu lassen, um Scheiben aufzutauen. Beim Fahren mit freigekratzten Gucklöchern droht eine hohe Busse oder gar der Ausweisentzug.
Kein Eiskratzer? Bei dünnem Eis alte Plastik-Kundenkarte verwenden.
Autoscheiben im Winter sauber halten! Ansonsten können angefrorene Dreckpartikel bei der Enteisung die Scheibe zerkratzen.
Scheiben nicht mit heissem Wasser auftauen: Die Windschutzscheibe könnte Spannungsrisse bekommen. Dünne Eisschicht mit kaltem Wasser auflösen.
Nach dem Parkieren eine dünne Schicht Enteiser auf die Scheibe sprayen. Das schützt eine Zeit lang vor dem Überfrieren.
Zeitungen in den Fussraum des Autos legen. Sie saugen Feuchtigkeit auf und verhindern, dass die Scheiben auf der Innenseite über Nacht vereisen.
Standheizung einbauen. Moderne Modelle kann man per App übers Handy bedienen. Nur: Eine Standheizung kostet mit Montage fast 2000 Franken.
Winter-Scheibenwassermischung in die Scheibenwaschanlage einfüllen.
Scheibenwischer nachts von der Scheibe wegklappen. Angefrorene Wischer gehen schnell kaputt.
Hausmittel: Drei Teile Essig und ein Teil Wasser sollen Eisbildung verhindern. Der K-Tipp liess das Mittel mittesten. Ergebnis: Essigwasser taut vereiste Scheiben nicht auf. Zudem kann Essig Plastikteile und Dichtungen angreifen. Das Mittel ist nicht zu empfehlen.
So wurde getestet
Die Ingenieure des technischen Labors PZT im deutschen Wilhelmshaven haben im Auftrag des K-Tipp zwölf Scheiben-Enteisersprays geprüft. Die Experten mussten bei den Tests kälteresistent sein: Die Prüfungen zur Auftauleistung fanden in einer Kühlkammer bei minus 20 Grad statt. An jeweils drei Scheiben wurde die Auftauzeit bei leichter und starker Vereisung geprüft.
Zudem klärten die Fachleute folgende Fragen:
Neigen die Produkte zur Schlierenbildung? Schützen sie beim Fahren vor Wiedervereisung? Der Fahrtwind wurde in der Kühlkammer mit Ventilatoren simuliert. Funktioniert die Sprühflasche auch bei Minus-Temperaturen? Kann man die Produkte mit Handschuhen verwenden? Lässt sich die Füssigkeit gleichmässig aufsprühen? Sind die Flaschen dicht? Greifen die Enteiser Gummi, Kunststoff oder den Lack an?