Es geht auch ohne die monatliche Dosis Formaldehyd
Eigenmarken-Tampons enthalten häufiger schädliche Stoffe als Markenprodukte. Coop und Denner haben gehandelt – Denner hat nach dem K-Tipp-Test seine Tampons aus dem Gestell genommen.
Inhalt
K-Tipp 14/2007
06.09.2007
Letzte Aktualisierung:
20.08.2012
Rolf Muntwyler
Heikle Inhaltsstoffe in Tampons waren lange Zeit kein Thema – bis die deutsche Konsumentenzeitschrift «Öko-Test» eine Untersuchung durchführen liess. In mehreren Tampons fand das Labor Formaldehyd und andere für Mensch und Umwelt unerwünschte Stoffe.
K-Tipp und Kassensturz haben zehn Tampons von Schweizer Läden im Hamburger Prüflabor Eurofins auf Formaldehyd und halogenorganische Verbindungen untersuchen lassen (siehe Kasten). Neben d...
Heikle Inhaltsstoffe in Tampons waren lange Zeit kein Thema – bis die deutsche Konsumentenzeitschrift «Öko-Test» eine Untersuchung durchführen liess. In mehreren Tampons fand das Labor Formaldehyd und andere für Mensch und Umwelt unerwünschte Stoffe.
K-Tipp und Kassensturz haben zehn Tampons von Schweizer Läden im Hamburger Prüflabor Eurofins auf Formaldehyd und halogenorganische Verbindungen untersuchen lassen (siehe Kasten). Neben den Marken o.b. und Tampax waren im Test auch fünf Eigenmarken von Schweizer Ladenketten.
Aggressive Konservierungsmittel
Das Ergebnis: Die Hälfte der Proben enthielt keine der gesuchten Stoffgruppen oder höchstens Spuren davon. Unter diesen Tampons waren auch die beiden o.b.-Tampons von Johnson & Johnson und Tampax aus dem Hause Procter&Gamble. Bei den Eigenmarken war nur Molfina von der Migros schadstofffrei – und landete dank des günstigeren Preises auf dem ersten Rang.
Bei den anderen fünf Produkten hingegen fand das Labor Formaldehyd. Die gemessenen Mengen sind zwar eher gering. Doch es ist fragwürdig, dieses aggressive Konservierungsmittel für Tampons zu verwenden, die in dauerndem Kontakt mit empfindlichen Schleimhäuten sind.
Obwohl Coop versichert, der gemessene Wert stelle «keine Gefahr für die Verwenderinnen» dar, verkauft der Detailhändler seine Tampons nun «in neuer Qualität»: «Unsere Produkte sind neu frei von Formaldehyd.» Dies gelte auch für die Tampon-Umhüllungen.
Denner hat bereits «sämtliche Ware aus der Produktion September 2006», zu der die getesteten Tampons gehören, zurückgezogen. Die Gestelle sind laut Denner nun mit formaldehydfreier Ware gefüllt.
Aldi verzichtet auf eine Stellungnahme, Carrefour zeigt sich über die geringen Werte der K-Tipp-Untersuchung erfreut.
Tampons aus Sexshop: «Ungenügend»
Bis auf eine Ausnahme entdeckte das Prüflabor nur Spuren von halogenorganischen Verbindungen. Als einzige enthalten die Soft Tampons von Joydivision grössere Mengen davon: 7,9 Gramm pro Kilo. Der K-Tipp kann zwar nicht abschliessend beurteilen, wie problematisch dieser Gehalt ist (siehe Kasten). Da aber auch Vertreiber und Hersteller nicht wissen, was wirklich drinsteckt, ist dieser Wert als bedenklich einzustufen. Eine Erklärung für den hohen Messwert hat Joydivision nicht.
Joydivision schreibt in der Stellungnahme, dass keine halogenorganischen Verbindungen bei der Herstellung des Schaumstoffs verwendet würden. Soft Tampons werden im Sexshop verkauft. Sie sind nicht wie üblich aus Zellulose, sondern aus Schaumstoff gefertigt und erlauben Geschlechtsverkehr trotz Tampon.
Nicht getestet wurden Handhabung, Saugfähigkeit und Komfort. Siehe dazu den Tampon-Test in Ausgabe 5/05.
Diese Substanzen wurden geprüft
Formaldehyd ist ein starkes Kontaktallergen. Die Berührung mit der Haut kann zu allergischen Reaktionen führen. In grösseren Mengen kann diese Substanz Krebs auslösen.
Die Aufnahme von Formaldehyd über die Haut ist geringer als über die Lunge. Das meiste Formaldehyd wird vom Menschen über die Atemluft aufgenommen.
Das Problem bei den Tampons: Sie sind in permanentem Kontakt mit Schleimhäuten, und diese dürften Schadstoffe wie Formaldehyd deutlich besser aufnehmen als die normale Haut.
Unter «halogenorganischen Verbindungen» verstehen Wissenschaftler eine grosse Stoffgruppe, die unschädliche Verbindungen, aber auch hochgiftige und krebsauslösende Substanzen umfasst.
Diese Stoffe reichern sich in der Umwelt an, viele davon können Allergien auslösen. Eingesetzt werden halogenorganische Verbindungen als Konservierungsstoffe.
Bekanntester Stoff dieser Gruppe ist Triclosan. Dieses kann unter Umständen dazu führen, dass Antibiotika ihre Wirkung verlieren. (rom)