Fäkalkeime im «Senneflade»
5 von 30 Weichkäsen enthielten sehr viele Darmbakterien. Das zeigt eine Stichprobe des K-Tipp. Und in einem Käse steckten Keime, gegen die Antibiotika unwirksam sind.
Inhalt
K-Tipp 01/2014
15.01.2014
Letzte Aktualisierung:
20.11.2019
Beat Camenzind
Vor einem Monat musste Globus einen Weichkäse aus dem Regal entfernen: Im französischen Schafsmilchkäse «Le Claousou» hatten Kontrolleure Listerien festgestellt. Diese Bakterien können unter anderem Blutvergiftungen auslösen.
Der K-Tipp hat im Rahmen einer Stichprobe von 30 Weichkäsen auch einen «Le Claousou» auf Listerien untersuchen lassen. Diesmal war das Resultat negativ. Trotzdem erhielt dieser Käse das K...
Vor einem Monat musste Globus einen Weichkäse aus dem Regal entfernen: Im französischen Schafsmilchkäse «Le Claousou» hatten Kontrolleure Listerien festgestellt. Diese Bakterien können unter anderem Blutvergiftungen auslösen.
Der K-Tipp hat im Rahmen einer Stichprobe von 30 Weichkäsen auch einen «Le Claousou» auf Listerien untersuchen lassen. Diesmal war das Resultat negativ. Trotzdem erhielt dieser Käse das K-Tipp-Urteil «unappetitlich». Grund dafür sind 260 Millionen Enterobakterien pro Gramm. Einen gesetzlichen Toleranzwert gibt es bei diesen Bakterien zwar nicht. Laut Lebensmittelexperten kann die im «Le Claousou» gefundene Menge aber zu Durchfall führen. Globus ortet das Problem «bei der Milchgewinnung oder der Käseverarbeitung».
Der K-Tipp hat insgesamt 30 Produkte aus roher, pasteurisierter und thermisierter Milch auf krankmachende und antibiotikaresistente Bakterien sowie auf Fäkalkeime untersucht.
Alle Käse listerienfrei
Resultat: Bei der Hälfte der Proben gab es nichts zu bemängeln. Sie erhielten das Urteil «sehr gut». Sechs Käse waren gut, vier mässig appetitlich. Listerien wurden in keinem Weichkäse gefunden. Fünf Produkte erreichten jedoch nur das Urteil «unappetitlich»: Bei den Rohmilchkäsen war dies neben dem «Le Claousou» der «Senneflade» von Marinello. Darin wurden 38 000 Escherichia-coli- und 2,8 Millionen Enterobakterien pro Gramm nachgewiesen. Das ist ein Hinweis auf unsaubere Produktion. Käsehersteller Natürli Zürioberland hat nun das Personal angewiesen, nur noch mit Handschuhen
zu arbeiten.
Auch pasteurisierte Käse unappetitlich
Hitzebehandlungen wie Pasteurisieren und Thermisieren sollten eigentlich Keime vernichten. Trotzdem fand das Labor im «Chaumes» aus der Migros 130 000 Enterokokken und 230 000 Enterobakterien pro Gramm. Der «Bio Brie» von der Migros enthielt gar 179 Millionen Enterobakterien pro Gramm. Der «Vieux Pane 50 %» von Manor wies 100 Millionen Enterobakterien pro Gramm auf. Fazit für diese drei Käse: unappetitlich. Solche Mengen dieser Bakterien können zu Durchfall führen. Der bei Manor eingekaufte «Brie BNP» enthielt ESBL-Keime. Diese zerstören wichtige Antibiotika.
Die Migros hält in einer Stellungnahme fest, laut eigenen Analysen sei man zu anderen Werten gelangt. Manor wollte zur Stichprobe nicht Stellung nehmen.
So wurde getestet
Der K-Tipp liess 30 vorgeschnittene und in Folien verpackte Weichkäse von einem Labor untersuchen. Die Kriterien:
- Escherichia coli: Diese Bakterien weisen auf fäkale Verunreinigung hin. Mit Hitze behandelter Käse darf laut Gesetz nicht mehr als 1000 dieser Keime pro Gramm enthalten. Der K-Tipp liess die Weichkäse auch auf die krankmachende Escherichia-coli-Form EHEC untersuchen. Alle Proben waren frei davon.
- Enterokokken: Auch diese Keime zeigen eine fäkale Verunreinigung an. Bei Werten über 100 000 pro Gramm hat der Betrieb ein Hygieneproblem. Einen Toleranzwert gibt es nicht. Enterokokken können Tyramin bilden, das in hohen Mengen zu Erbrechen und Kopfweh führt.
- Enterobakterien: Sie werden bei der Pasteurisation getötet. Deshalb sollten sie im hitzebehandelten Käse nicht vorkommen. Wer Käse mit 100 Millionen dieser Keime pro Gramm isst, muss laut Experten mit Durchfall rechnen.
- ESBL: Das bedeutet Extended Spectrum Beta Lactamase. Dieses Eiweiss von Darmbakterien zerstört wichtige Antibiotika. Der Verkauf von Käse mit ESBL ist nicht verboten. ESBL-Keime können ihre Resistenz möglicherweise auf andere Keime übertragen.
- MRSA: Gegen diese methicillinresistenten Staphylokokken wirken einige häufig verwendete Antibiotika nicht.
- Listerien: Sie können beim Melken in die Milch gelangen. Die Art Listeria monocytogenes kann Durchfall, Blutvergiftungen oder Hirnhautentzündungen auslösen. Laut Gesetz dürfen die Listerien im Käse nicht vorkommen.