Fantasiepreise für Ersatzbürsten
Es gibt zwei Systeme bei den elektrischen Zahnbürsten. Jedes hat seine Vorteile. Sehr unterschiedlich sind die Preise - nicht nur bei den Geräten, sondern vor allem auch bei den Ersatzbürsten.
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K-Tipp 9/2006
01.05.2006
Rolf Muntwyler - rolf.muntwyler@ktipp.ch
Jeder fünfte Schweizer Haushalt besitzt eine elektrische Zahnbürste. Auffallend sind die sehr unterschiedlichen Preise. Eine Rundkopf-Zahnbürste kostet zwischen 50 und 200 Franken.
Seit einigen Jahren sind neben dieser Art von Zahnbürsten auch Sonic-Geräte erhältlich. Die meisten Sonic-Bürsten kosten zwischen 150 und 200 Franken. Eine Ausnahme bildet Trisa. Die Firma hat eine günstige, einfache und handliche Sonic-Bürste auf...
Jeder fünfte Schweizer Haushalt besitzt eine elektrische Zahnbürste. Auffallend sind die sehr unterschiedlichen Preise. Eine Rundkopf-Zahnbürste kostet zwischen 50 und 200 Franken.
Seit einigen Jahren sind neben dieser Art von Zahnbürsten auch Sonic-Geräte erhältlich. Die meisten Sonic-Bürsten kosten zwischen 150 und 200 Franken. Eine Ausnahme bildet Trisa. Die Firma hat eine günstige, einfache und handliche Sonic-Bürste auf den Markt gebracht.
Für welches System man sich auch entscheidet: Fast wichtiger als der Kaufpreis sind die Kosten für Ersatzbürsten. Und die bewegen sich zwischen Fr. 2.95 und Fr. 24.75 für ein Gerät von Philips (siehe Tabelle Seite 22).
Grosse Preisunterschiede, grosse Leistungsunterschiede? K-Tipp und Kassensturz haben je vier Rundkopf- und Sonic-Modelle untersuchen lassen. Kriterien für den Test im Ipi-Institut für Produkt-forschung im deutschen Esslingen waren die Reinigungsleistung und die Handhabung (siehe «So wurde geprüft», Seite 22).
Zahnbelag lässt sich perfekt entfernen
Klarer Testsieger mit dem K-Tipp-Gesamturteil «sehr gut» wurde die Sonic-Bürste Oral-B Sonic Complete von Marktführer Braun. Der Zahnbelag auf den Zahnvorderseiten lässt sich perfekt entfernen, auch zwischen den Zähnen geht das sehr gut.
Nicht nur das: Die 15 Prüfpersonen waren mit Sonic Complete auch zufrieden wie mit keiner der anderen elektrischen Zahnbürsten im Test. Die Form wurde als «gut» und «ideal» bezeichnet. Die Zahnbürste «liegt gut in der Hand» und «passt sich gut dem Mundraum an». Und schwer zugängliche Stellen lassen sich relativ gut erreichen. Einziger, mässig relevanter Kritikpunkt: Die Aufbewahrungs-Box ist schwierig zu reinigen.
Sechs «gute» Akkubürsten tragen zum positiven Gesamtbild bei, allen voran Oral Professional Care 8500, das zweite Braun-Modell im Test. Die Reinigungsleistung bei dieser Rundkopf-Bürste ist zwar «gut», aber dennoch deutlich schwächer als beim Testsieger.
Die gleich guten Werte für das Entfernen des Zahnbelags (Plaque) wie mit Oral Professional erzielt man mit der Rundkopf-Bürste Axial Flexible Timer von Trisa - sie ist mit einem Verkaufspreis von 49 Franken die beste der günstigen Bürsten im Test. Die Prüfpersonen gaben ihr jedoch etwas schlechtere Noten im Kriterium Handhabung beim Zähneputzen.
Praktisch identische Gesamtnoten wie Axial Flexible Timer bekommen zwei weitere Sonic-Bürsten, die aber das Vierfache kosten: Waterpik SenSonic und Philips Sonicare. Bei der Plaque-Entfernung an den Zahnvorderseiten können sie sich vom Axial Flexible Timer abheben - nicht aber beim Reinigen der Zahnzwischenräume.
Bluesky: Gut, günstig - aber sehr laut
Ein eigentliches Schnäppchen ist Bluesky Firstline von Carrefour. Die Rundkopf-Bürste erreicht knapp ein «gutes» Gesamturteil - für das schmale Budget der Kauftipp schlechthin. Das nicht nur wegen des niedrigen Kaufpreises fürs Gerät, sondern auch wegen der sehr moderaten Preise für die Ersatzbürsten. Die Plaque-Entfernung zwischen den Zähnen ist zwar nicht optimal, aber akzeptabel. Lärmempfindliche Leute sollten sich aber ein anderes Modell suchen: Die Bluesky Firstline sei «zu laut» und töne «wie ein Rasenmäher», so die Prüfpersonen.
Ein Modell verpasste ein «gutes» Urteil: die einzige günstige Sonic-Akkuzahnbürste - die Trisa Sonic Power Sensitive. Der Hauptgrund für das mässige Resultat liegt in der Plaque-Entfernung. Der Test zeigt klar: Mit dieser Bürste ist es schwieriger als mit allen anderen, den Zahnbelag wegzuputzen.
Schonend - aber kein Hit bei Plaque
Trisa ist mit dieser Bewertung nicht einverstanden. «Die Stärke dieser Bürste liegt eben gerade darin, dass sie sanft putzt», argumentiert Marketing-Leiter Paul Steinmann. Dank der geringeren Zahl an Bewegungen und durch die zugespitzte Borstenform werde weder das Zahnfleisch angegriffen noch der Schmelz weggeschrubbt, wie das bei vielen elektrischen und manuellen Bürsten möglich sei. Dieser Aspekt werde aber im Test nicht bewertet.
Thomas Imfeld, Leiter des Instituts für Präventivzahnmedizin der Universität Zürich, bestätigt aufgrund eigener Studien, dass das Trisa-Sonic-Gerät weniger Zahnschäden verursacht. «Die Idee einer handlichen, günstigen und schonend reinigenden Bürste ist bestechend.» Doch: Was ist der Sinn einer Bürste, die Zähne und Zahnfleisch nicht schädigen kann, mit der es aber schwierig ist, den Zahnbelag zu entfernen?
Imfeld ist über das mässige Abschneiden dieser Trisa-Bürste nicht erstaunt, denn: «Weil sich die hohe Tourenzahl einer Sonic-Bürste durch dünne, spitz zulaufende Borsten - wie bei diesem Modell - weniger gut übertragen lässt, ist die Leistung beim Entfernen von Plaque unweigerlich schlechter.»
Sonic-Bürsten sind besser für die Zähne
Der Test sollte auch die Frage beantworten, ob Sonic-Bürsten schon aus Prinzip besser sind als RundkopfBürsten. Resultat: Bei der Plaque-Entfernung sind die Sonic-Geräte mit einer Durchschnittsnote von 8,5 den Rundkopf-Bürsten (7,9) überlegen. In der Gesamtnote schneiden Rundkopf-Geräte aber fast gleich gut ab (rund 7,7) - dank Vorteilen bei den Kriterien Handhabung und Zähneputzen.
Wer denkt, dass die bessere Plaque-Entfernung der Sonic-Geräte eher Zahnfleischverletzungen und grösseren Zahnabrieb verursacht, liegt falsch. «Die wischende Bewegung der Sonic-Bürsten führt zu weniger Schäden an Zähnen und Zahnfleisch», stellt Imfeld aufgrund eigener Studien klar.
Der Unterschied liegt im Wischen
Herkömmliche, «oszillierende» Akkuzahnbürsten haben einen kleinen runden Bürstenkopf, der in einer Kreisbewegung hin- und herdreht.
Die neuere Generation der Sonic-Zahnbürsten ist der Handzahnbürste nachempfunden: Die Borsten sind ähnlich angeordnet, und der Bürstenkopf bewegt sich im Mund auf und ab - wischend, wie beim Putzen von Hand.
Weil sich die Bürste in einer so hohen Frequenz bewegt, dass dies für das menschliche Ohr wahrnehmbar ist, werden die Bürsten englisch mit «sonic» bezeichnet. Der Schall ist aber nicht etwa reinigend - selbst wenn eine Bürste die Bezeichnung «schallaktiv» trägt.
(rom)
Zahnfleisch und Zähne - optimal gepflegt
- Mit der elektrischen Zahnbürste wird die Putzbewegung viel öfter wiederholt als beim herkömmlichen Putzen. Deshalb zum Schonen von Zähnen und Zahnfleisch sanfte Zahnpasten («sensitiv») verwenden - auf keinen Fall aber Weissmacher-Zahnpasten.
- Die meisten Geräte sehen vor, dass das gesamte Zähneputzen zwei Minuten dauert. Signalisiert wird das durch kurzzeitiges Ausschalten der Bürste oder ein anderes Signal. Für eine optimale Mundhygiene empfehle es sich, die Zähne doppelt so lange zu putzen, sagt Zahnspezialist Thomas Imfeld.
- Wer empfindliches Zahnfleisch oder freigelegte Zahnhälse hat, sollte die Zähne mit der niedrigeren Putzstufe putzen.
Im Test haben alle Geräte bis auf Philips Sensiflex und Trisa Sonic Power Sensitive (nur schonende Stufe) zwei Geschwindigkeitsstufen. Trisa Axial Flexible Timer hat den Umstellknopf an der auswechselbaren Bürste.
- Mit elektrischen Bürsten lässt sich der Zahnbelag in den Zahnzwischenräumen nicht besser entfernen als mit Handzahnbürsten. Deshalb und für ein gesundes Zahnfleisch möglichst oft zusätzlich Zahnseide oder Interdentalbürstchen verwenden.
- Bei Braun Professional Care 8500 und Waterpik sind spezielle Aufsätze zum Reinigen der Zahnzwischenräume beigelegt.
- Der Bürstenkopf muss wie bei Handzahnbürsten alle zwei bis drei Monate ersetzt werden. Je nach Modell kann das teuer werden (siehe Tabelle oben).
(rom)
So wurden die Geräte geprüft
Für die 15 Testpersonen war der Test kein Zuckerschlecken:
- Vor dem Praxistest durften sie sich jeweils die Zähne zwei Tage lang nicht putzen. Alle Testpersonen begaben sich für jede der acht Bürsten eigens ins Prüflabor, putzten sich dort die Zähne und liessen beurteilen, wie gut der Zahnbelag - die Plaque - beim Putzen entfernt wurde. Bieten die Geräte verschiedene Stufen an, wurde mit der höheren geputzt.
Bewertet wurde der verbliebene Zahnbelag an der Vorderseite der Zähne und in den Zahnzwischenräumen.
Zusätzlich gaben alle Prüfpersonen Noten für den Komfort während der Benutzung:
- Wie gut lässt sich die Bürste manövrieren? Liegt sie gut in der Hand?
- Wie schwierig ist es, schwer erreichbare Stellen wie Weisheitszähne zu putzen?
- Wie empfindet man das Geräusch und die Vibration der elektrischen Zahnbürste?
Die Laborexperten bewerteten zudem:
- Kann man den Bürstenkopf einfach identifizieren und problemlos wechseln? Das ist vor allem dann wichtig, wenn das Gerät von mehreren Personen benutzt wird.
- Bekommt man Bürste und Gerät sauber?
- Ist die Methode zum Zähneputzen mit der Bürste in der Gebrauchsanleitung hinreichend beschrieben?
(rom)