FC Zürich top – FC St. Gallen Flop
Teure Treue: In drei von zehn Fällen zahlen die Fans viel für schlechte Qualität. Nach 20 Waschgängen sind die Fussballshirts kein Blickfang mehr. Wirklich Spitze ist nur ein Trikot.
Inhalt
K-Tipp 04/2010
21.02.2010
Letzte Aktualisierung:
24.02.2010
Susanne Rufer
Ein echter Fussballfan zieht sich für das Spiel seines Clubs ein Fantrikot über oder trägt zumindest einen Schal in den Vereinsfarben. Die Identifikation mit ihrer Mannschaft lassen sich die Fans einiges kosten: Für ein Fussballshirt bezahlt man zwischen 100 und 120 Franken – mit aufgedruckter Rückennummer und Name des Idols sogar über 140 Franken. Trotzdem: Der FC Zürich hat in der laufenden Saison laut eigenen Angaben bereits über 3000 Fantrikot...
Ein echter Fussballfan zieht sich für das Spiel seines Clubs ein Fantrikot über oder trägt zumindest einen Schal in den Vereinsfarben. Die Identifikation mit ihrer Mannschaft lassen sich die Fans einiges kosten: Für ein Fussballshirt bezahlt man zwischen 100 und 120 Franken – mit aufgedruckter Rückennummer und Name des Idols sogar über 140 Franken. Trotzdem: Der FC Zürich hat in der laufenden Saison laut eigenen Angaben bereits über 3000 Fantrikots verkauft.
K-Tipp und «Kassensturz» wollten wissen, wie es um die Qualität der Fantrikots der aktuellen zehn Clubs der Super League bestellt ist. Die Shirts werden von acht Herstellern produziert – Adidas und Nike sind mit je zwei vertreten. Manche Ausrüster liefern die Trikots mit den Vereins- und Sponsorenlogos.
Oft werden die Aufdrucke aber erst im Nachhinein angebracht. Alle Leibchen sind vollständig aus Polyester gefertigt. Die meisten unterscheiden sich kaum von den Spielertrikots.
Das deutsche Prüfinstitut Hohenstein bewertete die Verarbeitung der Shirts sowie den Zustand nach fünf, zehn und zwanzig Waschgängen (siehe unten).
Drei Clubs punkten mit Qualität
Ergebnis: Der FC Zürich, in der aktuellen Saison weit hinten in der Tabelle platziert, schlägt alle. Die Experten haben weder Verarbeitungsmängel entdeckt, noch veränderten sich die Aufdrucke der Sponsoren. Selbst 20 Waschgänge konnten den Shirts so gut wie nichts anhaben. Weit vorne platziert sind auch die Dresses von AC Bellinzona und BSC Young Boys (siehe Tabelle im pdf-Artikel). Die Experten fanden beim YB-Trikot zwar Verarbeitungsmängel, wie etwa Schäden im Stoff.
Diese entstehen, wenn die Näh- nadeln nicht einwandfrei sind. Daraus können sich später Laufmaschen bilden. Die Aufdrucke kamen allerdings bei beiden «guten» Trikots praktisch unbeschadet davon. Die anderen sieben Shirts zeigten insbesondere nach 20 Waschgängen grössere Verschleisserscheinungen. Zwar veränderten sich die Trikots punkto Farbe und Form kaum, doch die Sponsorenaufdrucke rissen ein, verblassten, wurden fleckig, knittrig oder matt.
Mängel bei St. Gallen, Luzern und Xamax
Am wenigsten gut vertrug das Trikot des FC St. Gallen das Waschen in der Maschine. Bereits nach fünf Waschgängen begann sich einer der Drucke abzulösen, nach neun Durchgängen hatte er sich ganz abgelöst. Der FC St. Gallen und Hersteller Jako sind sich bewusst, dass diese Art von Aufdrucken Probleme hervorrufen kann, da diese im Nachhinein aufgedruckt werden. Trotzdem habe es diese Saison deswegen keinerlei Reklamationen gegeben, wie Verein und Hersteller sagen. Man wolle aber in der neuen Saison das Druckverfahren ändern und ein «rundum perfektes Trikot» anbieten.
Weil die drei Adidas-Streifen an beiden Ärmeln nach dem Waschen zusammenklebten und somit das prägnante Markenzeichen zerstört wurde, schnitt das FC-Luzern-Trikot nur ungenügend ab. Adidas betont: Man lege «grossen Wert auf höchste Qualität». Ebenfalls eine ungenügende Note erhielt das Shirt von Neuchâtel Xamax.
Grund: Das Trikot wies einerseits mehrere Verarbeitungsmängel auf, andererseits waren die Sponsorenaufdrucke nicht widerstandsfähig genug. René Mattmann, Geschäftsführer der Ausrüsterfirma Erima, schreibt: «Mit der Druckqualität haben wir nichts zu tun.» Dafür sei die Firma Permashop AG in Bubendorf BL verantwortlich.
Bedruckte Textilien: «Eine heikle Sache»
Permashop ist zum Teil auch zuständig für das Bedrucken der Fanartikel von FC Basel, FC Aarau und FC Sion. Sandra Ischi, Geschäftsführerin der Firma, nimmt die Kritik ernst: «Das Bedrucken von Sporttextilien ist sehr heikel und abhängig vom Material und von der Anzahl der Farben. Wir verlangen aber von unseren Druckereien eine Verbesserung und neue Technologien.»
Insgesamt aber habe es bisher allerdings nur wenige Reklamationen von Kunden gegeben. Kein Wunder: Fans, die auf dem Laufenden sein wollen, müssen regelmässig ein neues Dress kaufen. Manche Clubs wechseln die Kollektion jede Saison oder aber zumindest jede zweite.
So wurde getestet
Das Forschungsinstitut Hohenstein Laboratories GmbH im deutschen Bönnigheim hat im Auftrag von K-Tipp und «Kassensturz» zehn Fantrikots der Clubs der Super League der Saison 2009/10 (Grösse M oder L) geprüft. Untersucht wurden folgenden Kriterien:
- Verarbeitung: Das Institut überprüfte die Verarbeitung der Trikots im Neuzustand. Die Experten beurteilten unter anderem folgende Punkte: Ist die Ärmeleinfassung schön verarbeitet? Verläuft der Saum gleichmässig, sind die Nähte ganz und genügend gesichert? Hat das Trikot saubere Schnittkanten? Ist der V-Ausschnitt in der Mitte des Vorderteils platziert? Wurde das Material durch das Nähen mit defekten Nadeln beschädigt?
- Waschverhalten: Untersucht wurde, ob und wie stark sich die Trikots nach 5, 10 und 20 Waschgängen verändern. Dazu wurden die Shirts auf die linke Seite gewendet. Gewaschen wurden sie in einer Haushaltwaschmaschine bei 40 Grad im Buntwaschprogramm mit einem Colorwaschmittel. Die Experten bewerteten die Trikots im trockenen Zustand. Benotet wurden die Formbeständigkeit des Shirts sowie die Haltbarkeit der Vereins- und Sponsorenaufdrucke auf Vorder- und Rückseite sowie auf den Ärmeln.