Die gute Nachricht: Immerhin eine Pizza im K-Tipp-Test schnitt gut ab. Der italienische Hersteller Rana belegte die «Pizza Prosciutto Cotto» am grosszügigsten mit Kochschinken. Das Produkt aus dem Kühlregal war zudem deutlich weniger fettig als die meisten Konkurrenten.
Die schlechte Nachricht: Das beste Produkt ist nicht mehr im Regal. Denn Rana stellte die Produktion im September ein.
Der K-Tipp liess 15 Pizze Prosciutto in einem deutschen Lebensmittellabor prüfen. 9 Produkte stammten aus dem Kühlregal, 6 waren tiefgefroren. Die Pizzas kosteten pro 100 Gramm zwischen 37 Rappen (Steinofen-Pizza, Aldi) und Fr. 2.39 (Anna’s Best, Migros).
Ergebnis des Labortests: Fast jede zweite Fertigpizza schnitt ungenügend ab. Auf dem letzten Platz landete die «Steinofen-Pizza Prosciutto» von Aldi. Knapp die Hälfte erhielt die Note «genügend». Gut war einzig die Rana-Pizza – mit gut 2 Franken pro 100 Gramm das zweitteuerste Produkt (siehe Tabelle im PDF).
Wer eine Pizza Prosciutto kauft, will eine Pizza mit Schinken drauf. Trotzdem geizen die Hersteller mit dieser Zutat – besonders bei Fertigpizzas aus dem Kühlregal. Die «La Cucina Pizza Prosciutto» aus dem Spar enthielt gerade mal 7 Prozent Fleisch. Das heisst:
Auf 355 Gramm Pizza lagen mickrige 26 Gramm. Zum Vergleich: In der Rana-Pizza hatte es rund 19 Prozent Prosciutto. Bei 435 Gramm Gewicht waren das rund 81 Gramm.
Teilweise nur 10 Prozent Fleisch
Fünf weitere gekühlte Produkte enttäuschten mit nur 10 Prozent Fleisch, darunter die Betty-Bossi-Pizza «Prosciutto» von Coop und die M-Classic «Family Pizza Prosciutto» der Migros. Auf der Verpackung waren 15 respektive 17 Prozent Schinken deklariert. Für die falschen Angaben gab es 0,4 Noten Abzug.
Immerhin greifen die Produzenten von Pizzas fürs Kühlregal zu anständiger Qualität: Mehr als die Hälfte punktete mit gutem bis sehr gutem Fleisch. Im Schinken steckte besonders viel Eiweiss und wenig Wasser. Das Fleisch auf der Betty-Bossi-Pizza erzielte die Bestnote 6. Der Schinken der restlichen gekühlten Produkte war immerhin mindestens genügend.
Bei den Tiefkühlpizzas war das Fleisch wässrig, das Eiweiss rar. Guter Schinken lag einzig auf der «La Fina Prosciutto e Pesto» von Buitoni.
Ärgerlich: Das Labor fand im Schinken der Tiefkühlpizzas von Aldi, Migros und Dr. Oetker bis zu 17 Prozent zugesetztes Wasser. So erhöhen die Hersteller das Gewicht und somit den Preis. Das meiste Fremdwasser fand sich in der «Steinofen-Pizza Prosciutto» von Aldi. Der Discounter bezeichnet den Schinken auf der Packung als «Formfleischschinken». Das bedeutet: Er wurde aus mehreren Fleischstücken zusammengesetzt.
Vier Tiefkühlpizzas haben beim Fett Noten unter 3. Das Labor fand bis zu 10 Gramm Fett pro 100 Gramm Pizza. Mit einer 400 Gramm schweren Pizza schluckt man so 40 Gramm Fett. Es ginge auch mit viel weniger: Mit 400 Gramm der «La Cucina Pizza Prosciutto» aus dem Kühlregal von Spar Express isst man nur 16 Gramm Fett.
Wer nur Wert auf viel Belag und einen dünnen Teig legt, schiebt besser gefrorene Fertigpizzas in den Ofen. Sie bestanden im Durchschnitt zu 52 Prozent aus Teig – die gekühlten Produkte zu 64 Prozent.
Die Produzenten bestreiten den niedrigen Schinkenanteil nicht. Laut Spar sehe der Kunde dank der transparenten Packung, was er kaufe. Hilcona behauptet, der gemessene Schinkenanteil beim Hilcona-Produkt aus dem Volg führe «zu einer ausgewogenen Pizza mit dem gewünschten Geschmack». Lidl sagt: «Gewisse Kunden bevorzugen einen dickeren Teig.»
Coop und Migros erklären die Falschdeklarationen beim Fleisch unterschiedlich. Laut Coop wurde die Betty-Bossi-Pizza mit der deklarierten Schinkenmenge belegt. Bei der Lagerung könne jedoch «ein Teil des im Schinken enthaltenen Wassers in den Pizzateig übergehen». Die Migros spricht von einem «Produktionsfehler». Sie betont aber: «Bei der Verteilung des Schinkens kann es immer wieder zu Schwankungen kommen.»
Aldi sagt zum wässrigen Schinken: «Die Pizza Cucina Nobile wird vor dem Frieren zur Fixierung des Belags mit Wasser besprüht.»
Stossend: Die meisten Hersteller verschweigen ihren Kunden, woher das Schweinefleisch für ihre Pizzas stammt. Angaben fand der K-Tipp nur auf den Packungen der Pizzas von Coop, Denner und Spar. Die Migros gibt die Herkunft nur bei Schweizer Fleisch an.
Auf einer Pizza Fleisch aus 8 Ländern
Welche Pizzas enthalten Schweizer Fleisch? Coop und Hilcona setzen laut eigenen Angaben auf heimische Schweine. Die Migros verwendet nur für Pizzas aus dem Kühlregal Schinken aus dem Inland. Bei gefrorenen Pizzas komme er aus der EU.
Die restlichen Hersteller melden: Ihr Schinken stamme von Tieren aus Belgien, Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Holland, Irland, Luxemburg, Österreich und Spanien. Auf den Pizzas von Aldi und Lidl liegt Fleisch aus fünf Ländern, bei Buitoni (Nestlé) sind es sieben, bei Dr. Oetker sogar acht.
So wurde getestet
Ein deutsches Labor prüfte für den K-Tipp 15 Fertigpizzas. Im Detail:
Fleischqualität: Wie viel Eiweiss und Wasser stecken im Schinken? Je weniger Eiweiss und je mehr Wasser, desto schlechter ist die Fleischqualität.
Anteil Schinken: Geizen die Hersteller mit Fleisch? Produkte mit weniger als 12 Prozent Fleisch erhielten eine ungenügende Teilnote.
Fettgehalt: Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit empfiehlt einer erwachsenen Person, ihren täglichen Energiebedarf mit rund einem Drittel Fett zu decken. Das entspricht 60 bis 80 Gramm pro Tag. Pizzas mit mehr als 25 Gramm Fett bekamen eine ungenügende «Fettnote».
Anteil Teig: Essen Pizza-Liebhaber vor allem Mehl? Der K-Tipp gab Produkten mit über 60 Prozent Teig ungenügende Teilnoten.
Deklaration: Pizzas, die ab einem Drittel weniger Schinken aufwiesen als deklariert, wurde 0,4 Noten abgezogen.