Fertige Salatsaucen: Naserümpfen inklusive
Inhalt
K-Tipp 4/2002
20.02.2002
Salatsaucen im Test: Nur 4 von 15 überzeugen geschmacklich
Salat ist gesund und kalorienarm - theoretisch. Doch zusammen mit einer fertig gemischten französischen Salatsauce wird das Grünfutter oft zum Diätkiller.
Thomas Vogel tvogel@ktipp.ch
Früher waren sie als geschmacklose Exotenprodukte für Faule verschrien. Heute füllen Salatsaucen in den Supermärkten ganze Regale. Fast 40 Millionen Franken setzen die Hersteller jährlich alleine in der ...
Salatsaucen im Test: Nur 4 von 15 überzeugen geschmacklich
Salat ist gesund und kalorienarm - theoretisch. Doch zusammen mit einer fertig gemischten französischen Salatsauce wird das Grünfutter oft zum Diätkiller.
Thomas Vogel tvogel@ktipp.ch
Früher waren sie als geschmacklose Exotenprodukte für Faule verschrien. Heute füllen Salatsaucen in den Supermärkten ganze Regale. Fast 40 Millionen Franken setzen die Hersteller jährlich alleine in der Schweiz damit um.
Am beliebtesten sind die traditionellen Saucen - mit 70 Prozent Marktanteil. Diese Produkte kann man ungekühlt aufbewahren - zumindest, solange die Flasche nicht angebrochen ist.
Der Trend geht jedoch hin zu Dressings (so heissen die Saucen auf Neudeutsch), die Konsumentinnen und Konsumenten im Kühlregal finden. Diese sind zwar weniger lang haltbar, sollen aber geschmacklich den hausgemachten Salatsaucen eher näher kommen.
Deshalb stiegen die Verkaufszahlen dieser gekühlten Produkte im letzten Jahr um 25 Prozent, während die traditionellen Saucen nur um drei Prozent zulegen konnten. Jede dritte verkaufte Flasche läuft übrigens unter der Bezeichnung «French Dressing». Ebenfalls beliebt sind Provençale-Saucen; das sind «French Dressings», die mit Kräutern angereichert sind.
Eine Portion Sauce hat schnell über 400 kJ
Was manche Käuferinnen und Käufer dieser Fertigprodukte übersehen: Die cremigen Salatveredler sind wahre Kalorienbomben. Sie enthalten bis zu 1600 Kilojoule (kJ) pro 100 Gramm. «Das ist ein ganz schöner Hammer», kommentiert Jörg Häseler, Lebensmittelchemiker beim Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam.
Da gerät manch einer mit seinem Salat auf Abwege. «Zwar ist Salat etwas Tolles, ein leichtes und gesundes Mahl», meint Häseler. Aber aufgepasst: Vor allem Kalorienbewusste bringen mit der falschen Sauce ihre ganze Diät durcheinander.
Der Grund: Ein Teller gemischter Salat enthält zwar nur etwa 60 kJ. Mit einer Portion Fertigsauce angerührt werden daraus aber schnell 500 kJ - und das entspricht etwa zwei Reihen Milchschokolade oder einem Glas Coca-Cola.
Darüber wird der linienbewusste Salatesser jedoch nicht immer konsequent aufgeklärt. Denn nicht bei allen Saucen ist der Nährwert so vorbildlich auf der Flasche deklariert wie bei den Migros-Produkten.
Der K-Tipp liess deshalb bei der Berliner Gesellschaft für Lebensmittelforschung den Nährwert wie auch den Fettgehalt der meistverkauften ungekühlt haltbaren French-, Provençale-, Joghurt- und ähnlichen Saucen bestimmen.
Dabei zeigte sich: Sauce ist nicht gleich Sauce. Mit 1610 kJ ist das French Dressing von Coop Naturaplan das «schwerste» Produkt. Dass es auch leichter geht, beweisen fünf Produkte mit Werten zwischen 500 und 600 kJ pro 100 Gramm.
Coop schreibt dazu: «Dieses Produkt befindet sich seit Mitte Dezember nicht mehr im Verkauf», und weist darauf hin, der K-Tipp habe offenbar Mitte Januar beim Einkauf der Testprodukte einen Restbestand ergattert.
Wer allerdings denkt, ein hoher Ölanteil oder auch ein hoher Preis garantiere für guten Geschmack, der irrt. Das zeigte sich deutlich bei einer Degustation.
Fünf Lebensmittel- und Gastrofachleute haben im Labor Veritas in Zürich folgende Punkte beurteilt:
- Ist die Sauce appetitlich anzusehen? (Äussere Erscheinung)
- Fliesst sie gut aus der Flasche? (Äussere Erscheinung)
- Wie verteilt sie sich auf dem Salat? (Äussere Erscheinung)
- Riecht das Dressing ausgewogen und angenehm oder überwiegen einzelne Komponenten wie Essig oder Mayonnaise? (Geruch)
- Schmeckt die Sauce sowohl auf Salat als auch einfach so? (Geschmack)
Keine Probleme mit Konservierungsmitteln
Das Urteil ist unerfreulich: Nur 2 der 15 Testprodukte schmeckten den K-Tipp-Testessern gut. Am besten mundete den Profis das günstigste Produkt: Aeschbach French Dressing von Jumbo ist mit Fr. 2.95 pro Liter nicht nur das billigste Produkt, sondern mit 857 kJ pro 100 Gramm auch eine der leichteren Saucen im Testfeld.
Ebenfalls zu überzeugen vermochte Calvé Délice French.
Beide Saucen erreichten in der Geschmacksprobe jeweils 78 von 100 möglichen Punkten.
Mit zwei weiteren Fertigsaucen ging die Jury ebenfalls nicht allzu hart ins Gericht. Thomy French Dressing neu und Aeschbach French Dressing mit Kräutern erreichten noch die Geschmacksnote «genügend».
Bei den restlichen elf Produkten kannten die Experten keine Gnade. Am Ende der Skala rangiert Thomy French light mit Kräutern. Nur gerade 32 Geschmackspunkte schrieben die Prüfer diesem Konto gut. Sie bemängelten, die Sauce rieche und schmecke zu stark nach Mayonnaise.
Ebenfalls kein Pardon kannten die Food-Profis bei der teuersten Sauce. Magere 42 Geschmackspunkte vergaben sie der Thomy French Estragon, die beinahe neun Franken pro Liter kostet. Nestlé meint dazu, die Zahl von fünf Testern sei ungenügend. Nestlé selber, so Pressesprecher Philippe Oertlé, lasse seine Produkte von 120 bis 200 Personen kosten, bevor ein Produkt auf den Markt gebracht werde.
Kein Problem stellen Konservierungsmittel dar. Nur gerade im Thomy French Dressing neu fand das Labor Sorbinsäure. Das ist zwar ein unproblematischer Zusatzstoff, dennoch ist er nicht notwendig, wie die restlichen 14 Produkte beweisen.
Die Mikrobiologie brachte ebenfalls nichts Negatives an den Tag. Das Labor Veritas prüfte nämlich auch, ob die Fertigsaucen mit Keimen aller Art belastet sind. Erfreuliches Ergebnis: Keine der Proben wies eine erhöhte Keimzahl auf.
SAucen-Rezepte - Selbst gemacht schmeckts besser
Ob italienisch, französisch oder mit Joghurt: Es muss kein Fertigdressing sein. Eine Salatsauce selber zuzubereiten geht schnell, ist günstig - und schmeckt meist erst noch besser. Auch hausgemachte Saucen sind im Kühlschrank drei bis vier Tage haltbar.
Die Zutaten sind jeweils für 4 Portionen Salatsauce:
Grundrezept italienisch
- 2 Esslöffel Balsamico-Essig
- 4 Esslöffel Olivenöl
- 1 Esslöffel mittelscharfer Senf
- Kräutersalz, Aromat oder Salatwürze nach Bedarf
- Falls vorhanden frische Kräuter, ansonsten 1/2 Teelöffel Kräutermischung
- Salz und Pfeffer
Grundrezept französisch
- 3 Esslöffel Wein- oder Obstessig
- 3 Esslöffel Salatöl
- 1 Teelöffel grobkörniger Senf
- 1 Teelöffel Mayonnaise
- 1 Teelöffel Quark oder Crème fraîche
- Kräutersalz, Aromat oder Salatwürze nach Bedarf
Kalorienbewusste Geniesser können bei beiden Grundrezepten die Hälfte des Öls auch durch Bouillon oder Apfelsaft ersetzen.
Wer lieber weniger Essig verwendet, kann die Hälfte des Essigs durch Wasser und ein paar Spritzer Zitronensaft ersetzen.
Kräuter-Joghurt-Dressing
- 1 Knoblauchzehe
- 2 kleine Zwiebeln
- 1 Becher Nature-Joghurt
- 2 Esslöffel gehackte Kräuter wie Petersilie, Schnittlauch und Estragon
- 4 Esslöffel Weissweinessig
- 1 Teelöffel Senf
- Salz und Pfeffer