Mehr als 700 verschiedene Bakterienarten tummeln sich in der Mundhöhle eines Menschen. Einige davon sind schädlich. Sie bilden einen Belag, der Karies, Zahnstein und Mundgeruch verursachen sowie das Zahnfleisch entzünden kann. Um das zu vermeiden, muss dieser Belag regelmässig entfernt werden.
Zahnbürste, Zahnpasta und Zahnseide sind wirksam gegen Zahnbelag. Wo sie jedoch nicht hinkommen, können sich schädliche Bakterien leicht vermehren.
Dagegen sollen Mundspüllösungen mit antibakterieller Wirkung helfen. Solche Produkte enthalten Fluor und andere Wirkstoffe gegen Bakterien wie ätherische Öle oder Chlorhexidin. Gemäss Gebrauchsanweisung sollen täglich ein bis zwei Mundspülungen von 30 bis 60 Sekunden für eine gute Mundhygiene ausreichen.
Listerine und Meridol bekämpfen Bakterien am besten
saldo liess die Wirkung von 15 bakterienhemmenden Mundspülungen im Labor überprüfen. Um möglichst realitätsnah zu testen, wurde die Wirkung nicht nur gegen einzelne Bakterienstämme, sondern auch gegen Keimgemische untersucht.
Das Resultat ist ernüchternd. Zwar reduzieren alle Produkte die Menge der Bakterien. Fast die Hälfte wirkt aber nur schwach. Das Gesamturteil «sehr gut» erreichte nur «Zahn & Zahnfleischschutz» von Listerine. Das zweite Listerine-Produkt im Test mit der Bezeichnung «Zero» wirkte beim Mix aus Bakterien und Pilzen etwas weniger stark, war aber insgesamt immer noch gut. Beide Lösungen bekämpften Keime deutlich besser als die anderen Produkte im Test. Ebenfalls ein «gut» erzielte die Mundspülung Meridol.
Kariesschutz: Zu viel Fluor kann schädlich sein
Mundspülungen enthalten Fluorid, um Karies vorzubeugen. Fluorid macht den Zahnschmelz widerstandsfähiger und hemmt Bakterien ebenfalls. Für das Gesamtresultat gewichtete saldo den Fluorgehalt nur mit 20 Prozent, da man vor dem Spülen der Zähne mit einer fluoridhaltigen Zahnpaste geputzt haben sollte. Zahnpasten enthalten bereits viel Fluor – rund dreimal mehr als Mundspülungen. Zu viel Fluor kann überdies negative Folgen haben. Hohe Dosen über lange Zeit können zu Flecken auf den Zähnen und im Extremfall bis hin zu brüchigen Knochen führen.
Das deutsche Bundesamt für Risikobewertung empfiehlt, dass Kinder unter 6 Jahren auf fluoridhaltige Mundspülungen verzichten sollten. Das Fluor in der Kinderzahnpaste reiche aus, und die Gefahr, die Flüssigkeit zu verschlucken, sei zu gross.
Für Erwachsene positiv: Die Produkte wirken etwa gleich gut gegen Zahnfleischbluten und Zahnbelag wie Zahnseide. Dies hat Zahnmediziner Stefan Zimmer von der Universität Witten (D) anhand einer Studie mit 156 Personen gezeigt. Die bakterienhemmenden Flüssigkeiten eignen sich besonders für Menschen, die Schwierigkeiten im Umgang mit Zahnseide haben. Das beste Mittel gegen Zahnbelag bleibt allerdings die Zahnbürste.
Laut Zimmer muss man sich keine Sorgen darüber machen, ob eine bakterienhemmende Mundspülung für die Mundflora ungesund ist. Auch bei regelmässiger Anwendung seien keine Schäden zu erwarten.
Einige Hersteller verweisen auf eigene Tests
Die Hersteller verteidigen ihre Produkte. GlaxoSmithKline, Hersteller von «Odol-med3 Atemklar», schreibt, das Produkt werde nur als bakterienhemmend beworben. Deshalb könne der Konsument nicht erwarten, dass die Mundspüllösung auch gegen einen Mix von Keimen wirke.
Mann & Schröder, der für die Drogeriemärkte Müller «Sensident Mint» produziert, kritisiert die Testbedingungen als zu hart. Das Unternehmen gibt an, seine Mundspülungen von einem externen Testinstitut an zehn Probanden über vier Wochen zu testen. Dabei erziele man Keimreduktionen von 40 bis 60 Prozent.
Gaba und Migros-Hersteller Mibelle argumentieren ähnlich. Mibelle schreibt, die saldo-Testmethode sei realitätsfremd. Eigene Tests an Probanden hätten gezeigt: Die Migros-Mundspülungen hielten, was sie versprechen.
Aldi und Lidl erklären, eine Mundspülung müsse vor allem die Mundflora im Gleichgewicht halten und die mechanische Zahnreinigung unterstützen.
So wurde getestet
Das deutsche SGS Institut Fresenius mass den Fluorgehalt und überprüfte, wie viele Keime die Spülungen abtöten. Die Einwirkungszeiten betrugen 30 und 60 Sekunden. Geprüft wurde nach den EN-Normen 1276, 1650 und 13272. Diese schreiben vor, wie gut die Desinfektionsleistung unter bestimmten Bedingungen sein muss. Die Spülungen wurden an folgenden Keimen getestet:
- Streptococcus mutans: Verantwortlich für die Entstehung von Karies
- Actynomyces odontolyticus: Kann Entzündungen auslösen
- Mikroorganismus-Mix aus dem Hefepilz Candida albicans, dem Bakterium Streptococcus oralis und dem Milchsäurebakterium L. Mesenteroides
- Speichelkeime
- Zungenbelagskeime.
Getestet wurde jeweils mit einem Gemisch aus derselben Menge Mundspülung, den Prüfkeimen und einer Zusatzbelastung, wie sie auch in der Realität im Mund vorkommt. Im Test handelte es sich um Protein und Blut.
Tipps: So pflegen Sie Ihre Zähne richtig
Tägliche Mundhygiene ist wichtig im Kampf gegen Zahnbelag und Mundgeruch. Wichtig: Die Zunge nicht vernachlässigen. Bakterielle Beläge sitzen auch auf dem hinteren Teil des Zungenrückens. Zur Reinigung gibt es spezielle Zungenschaber oder Zahnbürsten. Zur Not tut es auch ein umgedrehter Teelöffel, mit dessen Kante man über die Zunge schaben kann. Weitere Tipps:
- Zweimal täglich gründlich die Zähne putzen. Dabei mit wenig Druck und einer weichen Zahnbürste arbeiten.
- Eine fluorhaltige, wenig abrasive Zahnpasta verwenden. So werden die Zähne geschützt und nicht abgeschmirgelt. Testsieger waren im «K-Tipp»-Test (1/2013) die Zahnpasten Colgate Blue Fresh Gel und Coop Dentamed Allround Complete.
- Einmal täglich mit Zahnhölzchen, Spezialbürstchen oder Zahnseide die Zahnzwischenräume reinigen.
- Alternativ oder zusätzlich ein- oder zweimal am Tag eine bakterienhemmende Mundspülung benutzen.
- Mindestens alle drei Monate oder nach Infektionskrankheiten sollte man die Zahnbürste auswechseln.