«Ga'entie auf Zubehortoile»
Mit Handy-Apps soll man schnell Texte einlesen können. Ein Praxistest des K-Tipp zeigt jedoch: Von zwölf Scanner-Apps konnte keine alle Texte fehlerfrei lesen. Die Resultate sind meist unbrauchbar.
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K-Tipp 17/2013
16.10.2013
Christian Birmele
Das Handy über einen Zeitungsartikel halten, die Scanner-App starten und damit ein Foto machen. Die App durchsucht anschliessend das Bild nach Buchstaben und setzt sie innert Minuten zu einem Text zusammen. So kann man sich mühsames Abtippen oder Kopieren sparen. Praktisch: Den so erstellten Text kann man abspeichern oder per E-Mail verschicken. So weit die Theorie.
Das Resultat des K-Tipp-Praxistests zeigt ein anderes Bild. Zwölf bekannte S...
Das Handy über einen Zeitungsartikel halten, die Scanner-App starten und damit ein Foto machen. Die App durchsucht anschliessend das Bild nach Buchstaben und setzt sie innert Minuten zu einem Text zusammen. So kann man sich mühsames Abtippen oder Kopieren sparen. Praktisch: Den so erstellten Text kann man abspeichern oder per E-Mail verschicken. So weit die Theorie.
Das Resultat des K-Tipp-Praxistests zeigt ein anderes Bild. Zwölf bekannte Scanner-Apps wurden unter die Lupe genommen. Als Testobjekte dienten ein normaler Geschäftsbrief, eine K-Tipp-Seite mit Tabelle sowie eine Buchseite aus einem K-Tipp-Ratgeber. Getestet wurden die Apps auf einem älteren iPhone 4 und einem aktuellen Samsung S4.
Fazit: Keine App arbeitet fehlerfrei. Am besten waren die Gratis-Apps Imagetotext für iPhone und Textfee für Android. Die anderen Apps konnten zum Teil nicht einmal den Geschäftsbrief richtig erkennen – auch nicht nach mehreren Versuchen. So wurde aus dem einfachen Satz «Der Hersteller gewährt 6 Monate Garantie auf Zubehörteile» mit der Scanner-App Smart OCR (für Android, kostenlos) «De> Hers teller gewahrt 6 Monate Ga'entie auf Zubehortoile.». Die App CamScanner (Android und iOS, gratis) war noch schlechter. Sie erkannte überhaupt keinen Text. Bei Leadtools (iOS, kostenlos) kam teilweise nur wirrer Buchstabensalat heraus.
Etwas bessere Resultate erzielten die Apps Docscanner (iOS, Fr. 5.–), Imagetotext (iOS, kostenlos), Mobile OCR free (Android, kostenlos), Perfect OCR (iOS, Fr. 4.–), Pixter (iOS, Fr. 2.–) und Textfee (Android, kostenlos). Sie alle erkannten zumindest den Grossteil der drei Testtexte.
Am meisten Mühe hatten die Apps mit dem K-Tipp-Artikel sowie der Buchseite. Die Gründe: Ausser bei Textfee kann man bei keiner App Textsegmente wie Spalten und Kästen einzeln auswählen und einscannen. Gewisse Apps versuchen diese zwar automatisch zu erkennen, scheitern aber meist. Folge: Die App scannt Textzeile für Textzeile. Die Spalten werden dabei auseinandergerissen. Der Text ist unleserlich. Weiteres Problem: Bei schlechtem Licht werden Fotos mit dem Handy schnell unscharf. Und bei unscharfen Fotos ist die Texterkennung natürlich sehr schlecht.
Imagetotext erkannte als einzige die Zahlen in der K-Tipp-Tabelle richtig. Der Nachteil: Imagetotext benötigt eine ständige Internetverbindung. Das gleiche gilt für Smart OCR und Mobile OCR.
Texterkennung verbessern
Grundsätzlich gilt: Je schärfer das Bild, desto besser die Texterkennung. Auch der Kontrast zwischen Buchstaben und Hintergrund sollte möglichst gross sein. Die wichtigsten Tricks:
- Das Dokument möglichst gut ausleuchten. Wenn nötig den Handy-Blitz einschalten.
- Grössere und komplexe Dokumente mehrmals fotografieren – zum Beispiel Textspalte für Textspalte, anschliessend Zusatzelemente wie Textkästen.
- Wenn möglich auf dem Smartphone eine kurze Belichtungszeit wählen und den ISO-Wert gering halten. So verwackelt das Bild weniger und wird schärfer.