«Gute» Jeans: Für Männer teurer als für Frauen
Keine der getesteten Blue Jeans für Frauen und Männer überzeugte rundum. Einige gingen beim Waschen stark ein: Sie waren danach mehrere Zentimeter kürzer – teils war das eine Bein am Schluss länger als das andere.
Inhalt
- Test-Tabelle selbst gewichten (Damen-Jeans)
- Tabelle selbst gewichten (Herren-Jeans)
K-Tipp 01/2011
08.01.2011
Letzte Aktualisierung:
08.02.2011
Susanne Rufer
Sie hängt in jedem Kleiderschrank: die Jeans. Sie hat jeden Modetrend überstanden und wird von allen Generationen getragen. Der K-Tipp schickte je zehn dunkelblaue Damen- und Herrenmodelle ins Labor.
Das deutsche Prüfinstitut Hohenstein Laboratories untersuchte, ob die Hosen beim Waschen schrumpfen, wie sie sich verändern und wie stark sie beim Waschen und beim Tragen auf andere Kleidungsstücke bzw. Stoffe abfärben (siehe «So Âwurd...
Sie hängt in jedem Kleiderschrank: die Jeans. Sie hat jeden Modetrend überstanden und wird von allen Generationen getragen. Der K-Tipp schickte je zehn dunkelblaue Damen- und Herrenmodelle ins Labor.
Das deutsche Prüfinstitut Hohenstein Laboratories untersuchte, ob die Hosen beim Waschen schrumpfen, wie sie sich verändern und wie stark sie beim Waschen und beim Tragen auf andere Kleidungsstücke bzw. Stoffe abfärben (siehe «So wurde getestet», unten).
Neben klassischen Marken wie Levi’s, Lee und Wrangler sind auch günstige Hosen im Test vertreten, zum Beispiel die Eigenmarken von C & A, H & M, Manor oder der Migros für unter 60 bzw. 50 Franken. Die teuerste Jeans (Diesel) kostete knapp 220 Franken.
Bessere Resultate bei den Frauenmodellen
Ergebnis: Sechs Frauen- und vier Männermodelle erzielten das Gesamturteil «gut». Darunter die Migros-Jeans für Fr. 49.90. Neun sind «genügend», eine ist «ungenügend». Die Unterschiede waren bei den Herrenhosen grösser als bei den Jeans für Frauen.
Der Grund: Einige Herrenmodelle waren nach zehn Waschgängen stark eingelaufen. Zudem hat das Labor bei manchen «intensive Farbtonänderungen» festgestellt.
Jeans können durch Reibung abfärben
Bei den Frauenmodellen schnitt Georgia Slim Coating der Marke Street One am besten ab. Die Hose gehört mit einem Preis von rund 120 Franken zu den teureren Jeans.
Sie hatte bloss eine Schwachstelle: Sie färbte durch Reibung auf andere Textilien ab. Das ist kein Einzelfall. Alle getesteten Jeans neigen dazu – insbesondere wenn die Stoffe feucht sind.
Daher ist Vorsicht geboten, wenn man neue Jeans trägt und mit hellen Sofas oder Autositzen in Berührung kommt. Die dunklen Jeans können auf Stoffe abfärben und so die Sitzgelegenheiten ruinieren, da sich das Blau nicht mehr auswaschen oder zumindest nur schwer entfernen lässt.
Anders sind die Resultate im trockenen Zustand: Hier erfüllten alle geprüften Hosen die Mindestanforderungen. Nur wenig schlechter als der Testsieger schnitten die erheblich günstigeren Frauenjeans von Manor, Charles Vögele, C & A und Migros ab.
Die Vögele-Hose hatte jedoch einen Nachteil: Sie färbt beim Waschen auf andere Textilien ab. Diese Problematik hat das Labor auch bei den Modellen von Nulu, Brax und Angelo Litrico festgestellt. Daher gilt: Separat oder nur gemeinsam mit dunklen Textilien waschen – wie es im Übrigen alle Hersteller empfehlen.
Fünf Frauenmodelle – jene von Migros, Angels, Esprit, Levi’s und Nulu – schrumpften beim Waschen in der Länge um mehr als 2 Zentimeter und erhielten in diesem Kriterium nur genügende Noten.
Coop schreibt zu den Resultaten und zur Kritik an den Nulu-Jeans: «Diese Massänderungen nach zehnmaligem Waschen sind handelsüblich.» Die Migros will die kritisierten Punkte mit dem Lieferanten besprechen und «eine Verbesserung anstreben».
H & M-Männer-Jeans: Enger und kürzer
Grössere Differenzen beim Einlaufen ermittelte das Prüfinstitut bei einigen Herrenjeans. Die Beine der insgesamt gut platzierten Hose der Marke Lee liefen in der Länge um rund 3 Zentimeter ein.
Die günstige H&M-Hose wiederum schrumpfte in der Breite am meisten – im Bund etwa wurde sie um rund 3 und am Oberschenkel um 1,5 Zentimeter enger. Zudem war die Jeans in mittlerer Grösse nach den Waschgängen mehr als 3 Zentimeter kürzer.
Hauptsächlich im Bund lief die Herren-Jeans von Angelo Litrico stark ein, am Oberschenkel und am Knie war es die Maddison von Manor. Im Labor speziell aufgefallen sind bei letzterer Hose die unterschiedlichen Beinlängen nach dem Waschen. Manor schreibt in der Stellungnahme: «Wir werden mit dem Lieferanten die kritisierten Punkte besprechen und verbessern.»
H & M sagt zu Ergebnissen und Kritik: «Unsere Anforderung ist 3 Prozent nach einem Waschgang. Allerdings ist es normal, dass ein dunkles Denimprodukt bis zu 10 Wäschen weiter eingehen kann.» Und: Eine dunkle Denim-Jeans werde immer mehr einlaufen als eine helle. Fazit: Bei gewissen Jeans sollte man sich überlegen, sie eine Nummer grösser zu kaufen.
Zehnmaliges Waschen veränderte Farbton
Sehr starke Änderungen beim Farbton wiesen nach zehn Waschgängen die zwei Männermodelle von G-Star und H & M auf: Auf dem Stoff hatten sich unter anderem Streifen gebildet, oder sie wirkten «fleckig».
Bei den meisten anderen Jeans waren zum Beispiel Kanten und Nähte heller als im Neuzustand, was typisch ist für Jeans und häufig gewünscht ist. Dies betonen alle Hersteller. Bei der Diesel- und bei der Angelo-Litrico-Jeans verschwanden nach den Waschgängen die modischen Falten, die sie im Neuzustand auf der Vorderseite unterhalb der Taschen hatten.
Wenig zu bemängeln gab es beim Schweisstest: Bloss bei zwei Hosen – Mavi und Angelo Litrico – verfärbten sich einzelne andere Kleider leicht: Helle Unterwäsche beispielsweise kann einen Blaustich bekommen.
So wurde getestet
Das Forschungsinstitut Hohenstein Laboratories GmbH im deutschen Bönnigheim hat im Auftrag von K-Tipp je zehn Damen- und Herren-Jeans auf folgende Kriterien geprüft:
- Einlaufen: Jeweils sechs bis sieben Jeans wurden, auf links gedreht, in einer Waschmaschine drei- bis viermal hintereinander gewaschen und auf der Leine getrocknet. Nach zehn Waschgängen massen und beurteilten die Experten, wie stark die Hosen geschrumpft waren. Gemessen wurde in Längs- und Querrichtung an zehn Stellen, bewertet wurde das Ergebnis aufgrund der prozentualen Veränderung.
- Veränderung durch Waschen: Wie haben die Jeans zehn Waschgänge überstanden? Wie stark haben sich Farbton und -tiefe geändert? Haben sich Kanten, Nähte oder Bundschlaufen stark aufgehellt? Artikeltypische bzw. übliche Veränderungen, Zeichnungen und Gebrauchsspuren wurden nicht beurteilt.
- Schweissechtheit: Ein Stück des Jeansstoffs wurde zusammen mit sechs Stoffen aus verschiedenen Materialien mit alkalischer oder saurer Schweisslösung benetzt und dann vier Stunden bei 37 Grad und unter Druck liegen gelassen. Beurteilt wurden das mögliche Anfärben der einzelnen Materialien sowie eine allfällige Farbtonänderung.
- Waschechtheit: Die Fachleute testeten, ob die einzelnen Jeansstoffe beim Waschen auf andere Wäschestücke abfärben und ob sich der Farbton ändert.
- Reibechtheit: Ein trockenes sowie ein nasses Baumwolltuch wurden mit einem sogenannten Crockmeter mit definierter Belastung zehnmal 10 Zentimeter weit über die Hose bewegt. Beurteilt wurde die Verfärbung der Baumwollläppchen.