Guter Tampon ist teuer
Zwei Tampons und eine Binde haben im Test «ungenügend» abgeschnitten. Grund: schlechte Saugfähigkeit. Die Hälfte der geprüften Produkte ist aber ein guter Kauf.
Inhalt
K-Tipp 5/2005
09.03.2005
Rolf Muntwyler - rom@ktipp.ch
Welche Tampons und Binden sind die besten? Gibt es Vergleichstests? Diese Frage wird dem K-Tipp immer wieder gestellt. Kein Wunder: Um den regelmässigen Kauf von Produkten der Monatshygiene kommen Frauen nicht herum.
K-Tipp und Kassensturz haben je sechs Binden und Tampons auf Saugfähigkeit, Sicherheit und Komfort untersuchen lassen.
Dreimal «gut», zweimal «genügend», einmal «ungenügend»: So lautet die Bilanz bei den Binden. Am besten schnitten die beiden ...
Welche Tampons und Binden sind die besten? Gibt es Vergleichstests? Diese Frage wird dem K-Tipp immer wieder gestellt. Kein Wunder: Um den regelmässigen Kauf von Produkten der Monatshygiene kommen Frauen nicht herum.
K-Tipp und Kassensturz haben je sechs Binden und Tampons auf Saugfähigkeit, Sicherheit und Komfort untersuchen lassen.
Dreimal «gut», zweimal «genügend», einmal «ungenügend»: So lautet die Bilanz bei den Binden. Am besten schnitten die beiden Binden der Kategorie «Super» ab: Woman, eine Carrefour-Eigenmarke, und Alena aus der Drogeriekette Estorel.
Trotz einer Schwäche bei der Luftdurchlässigkeit, die auf der Verpackung angepriesen wird, lobte das Labor die Binde der Coop-Eigenmarke Linda für die Trageigenschaften, die Sicherheit und die gute Geruchsneutralisation, die auf der Verpackung aber nicht hervorgehoben wird. Im letzten Punkt hat sich hingegen die Always-Binde eine schlechte Note geholt - obwohl damit auf der Verpackung geworben wird.
Am wenigsten überzeugend war die teuerste Binde: Camelia fühlt sich rasch feucht an und ist wenig luftdurchlässig und geruchsneutralisierend. Die Molfina-Binde schnitt bei der Saugfähigkeit, dem wichtigsten Kriterium, so schlecht ab, dass sie im Gesamturteil zu «ungenügend» abgewertet werden musste. Die Migros argumentiert, dass man Molfina nicht mit den anderen Binden vergleichen könne, weil es das einzige Produkt ohne Flügel im Test sei. Zudem habe die Migros für die Nacht eine stärker saugende Molfina-Binde im Angebot. «Mit oder ohne Flügel, das hat auf das Resultat kaum einen Einfluss», so Testleiterin Armelle Davy-Bevilacqua.
Noch grösser als bei den Binden sind die Unterschiede bei den Tampons: Am Anfang und am Ende der Rangliste findet sich ein Tampon mit Applikator. Sticht hier Tampax Regular mit bestmöglichem Gesamturteil heraus, reicht es o.b. Normal Comfort Applicator nicht einmal für ein «genügend».
Das Prüflabor schätzt den Komfort als «ungenügend», die Saugfähigkeit gar als «völlig ungenügend» ein, weil der Tampon zu gross sei. Dieser Tampon entspreche nicht der Bezeichnung «normal», er müsste mit der Grössenangabe «super» verkauft werden. «Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb ein Tampon mit Applikator mit anderer Saugfähigkeit deklariert wird als ein normaler Tampon», kritisiert Davy-Bevilacqua. Hersteller Johnson & Johnson schreibt dem K-Tipp, dass die Tröpfchenangabe korrekt eingehalten werde. In der Verwendung der Bezeichnungen «normal» und «super» seien die Hersteller nicht gebunden. «Die Abwertung des o.b.-Applikator-Tampons entbehrt jeder Grundlage und sollte korrigiert werden», fordert Johnson & Johnson.
Ebenfalls «ungenügend» war der Tampon von Camelia wegen unbefriedigender Saugfähigkeit. Hersteller Kimberly-Clark schreibt: «Camelia-Produkte werden in Anwenderstudien getestet und schneiden bei den Konsumentinnen sehr gut ab.»
Überzeugt hat Tampax Regular, an dem das Labor ATS nichts auszusetzen hatte. Bei den Tampons ohne Applikator war o.b. Normal deutlich besser als die Konkurrenz.
Im Test verlor der Tampon Linda auffällig viele Fasern. Das sei schlecht, weil sich so Bakterien einnisten könnten, so das Labor. Frühere US-Studien wiesen einen Zusammenhang von Toxischem Schocksyndrom (TSS), einer gefährlichen Infektion, und dem Tragen von Tampons nach. Beate Schnarwyler, Chefärztin der Frauenklinik am Spital Zimmerberg in Horgen ZH, relativiert: «Auch wenn zu seltener Tampon-Wechsel TSS begünstigt: Ob man daran erkranken kann, ist primär eine Frage der Veranlagung.»
Überhaupt werde TSS überbewertet, so Schnarwyler. «TSS kommt extrem selten vor.» Sie räumt auch mit dem Vorurteil auf, dass speziell Tampons Infektionen auslösen können: Bei Bindenbenützerinnen kann diese Krankheit auch auftreten.
Schnarwylers Erfahrung zeigt, dass der Tampon eher zu oft gewechselt wird als zu selten. Ihr Rat: Den Tampon nicht häufiger als alle drei bis vier Stunden wechseln, aber auch nicht länger als zehn Stunden belassen. Am wichtigsten sei, dass die Tampongrösse an die Menstruationsstärke angepasst wird.
Schädliche Stoffe sind kein Problem
Immer wieder wird auch die Frage nach schädlichen Inhaltsstoffen in Binden und Tampons gestellt. Neuere Untersuchungen der Zeitschrift «Öko-Test» haben erfreuliche Resultate gebracht. Nur ein Punkt gab Anlass zur Kritik: Alle untersuchten Hygieneartikel waren gebleicht. «Das Bleichen mit optischen Aufhellern ist bei Binden und Slipeinlagen nicht notwendig», schreibt «Öko-Test» im «Jahrbuch Kosmetik & Mode für 2005». Grund für die Kritik ist aber nicht eine Gefahr für die Benutzerinnen, sondern der wasserverschwenderische und energieaufwändige Produktionsprozess. Bei den Tampons hingegen lässt «Öko-Test» das Bleichen gelten, da Bleichmittel gleichzeitig keimtötend wirken. «Das ist positiv, denn Watteröllchen im Körperinnern sollten mit möglichst wenig Keimen belastet sein.»
So wurde getestet
Das französische Labor Eurofins ATS hat die Tampons und Binden auf folgende Kriterien getestet:
Handhabung und Sicherheit bei Binden
- Sind Form und Länge praktisch?
- Lässt sich die Binde einfach einkleben und wieder entfernen, ohne den Stoff zu beschädigen?
- Haftet die Binde gut?
Handhabung und Sicherheit bei Tampons
- Verlieren die Tampons in nassem und trockenem Zustand keine Fasern?
- Ist der Bändel gut im Tampon verankert, sodass er nicht aus dem Tampon herausgezogen werden kann?
Saugfähigkeit bei Binden
- Wie viel Flüssigkeit saugt eine Binde (in stehender und sitzender Position der Trägerin)?
- Wie viel Flüssigkeit nimmt eine Binde in der Nacht auf, in verschiedenen Liegepositionen?
- Wie gut verteilt sich die aufgesogene Flüssigkeit in der Binde?
- Fühlt sie sich trocken an, auch wenn sie bereits Flüssigkeit aufgesogen hat?
- Wie schnell nimmt die Binde Flüssigkeit auf?
Saugfähigkeit bei Tampons
- Wie gut kann der Tampon Flüssigkeit aufnehmen?
- Wie gut passt sich der Tampon in trockenem und nassem Zustand an die Anatomie der Vagina an?
Komfort von Binden
- Neutralisiert die Binde unangenehme Gerüche?
- Ist die Binde luftdurchlässig?
Komfort von Tampons
- Dehnt sich der Tampon nicht zu stark aus, auch wenn er Flüssigkeit aufgesogen hat?
(rom)
Archiv im Netz
Unter www.ktipp.ch finden Sie sämtliche Tests aus dem K-Tipp seit Januar 2000. Der Bezug eines Tests im PDF-Format (inkl. Tabellen) kostet 3 Franken.