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K-Tipp 9/2001
09.05.2001
Nur 5 von 24 getesteten Garten- und Arbeitshandschuhen waren giftfrei
Ein K-Tipp-Test deckt auf: Viele Arbeitshandschuhe aus Leder sind mit Giftstoffen belastet. Sie können Allergien auslösen, Nieren und Leber schädigen und Krebs fördern. Migros, Coop, Jumbo und Epa ziehen jetzt belastete Produkte aus dem Verkauf.
Rolf Muntwyler rom@ktipp.ch
Am konsequentesten reagierte Jumbo auf die Resultate des K-Tipp-Tests. «Die beanstandeten Arbeitshandschuh...
Nur 5 von 24 getesteten Garten- und Arbeitshandschuhen waren giftfrei
Ein K-Tipp-Test deckt auf: Viele Arbeitshandschuhe aus Leder sind mit Giftstoffen belastet. Sie können Allergien auslösen, Nieren und Leber schädigen und Krebs fördern. Migros, Coop, Jumbo und Epa ziehen jetzt belastete Produkte aus dem Verkauf.
Rolf Muntwyler rom@ktipp.ch
Am konsequentesten reagierte Jumbo auf die Resultate des K-Tipp-Tests. «Die beanstandeten Arbeitshandschuhe werden wir sofort aus dem Verkauf ziehen und durch ein spezialisiertes Unternehmen der Sonderentsorgung zuführen», schreibt Jumbo als Reaktion auf die gefundenen Giftrückstände in den Arbeitshandschuhen.
Der K-Tipp hatte testen lassen, wie viel Giftstoffe in Lederhandschuhen stecken. Das deutsche Umweltschutz-Laboratorium Wiertz-Egger-Jörissen hat 24 Produkte auf unerwünschte Inhaltsstoffe untersucht. Im Test waren handelsübliche Arbeitshandschuhe, wie sie Hobbygärtner und Bauarbeiter tragen. Resultat: 14 Handschuhe waren «ungenügend», weil sie unakzeptable Mengen von Giftstoffen enthielten.
Feuchte Haut nimmt Giftstoffe besonders leicht auf
- In 13 Exemplaren wies das Testlabor krebsfördernde aromatische Amine nach; das sind Abspaltprodukte von Azofarbstoffen. Diese Amine bilden sich durch chemische Reaktion bei Feuchtigkeit und Wärme - Bedingungen, wie sie in Handschuhen vorherrschen. Perfid ist, dass die durch Feuchtigkeit und Reibung aufgeweichte Haut diese Gifte besonders leicht aufnimmt.
Gewisse Azofarbstoffe sind in Deutschland bereits heute verboten. Da die EU mit den deutschen Richtlinien bald gleichziehen dürfte, will auch die Schweiz 21 heikle Azofarbstoffe auf den 1. Oktober 2001 verbieten.
- Drei Produkte enthielten deutlich messbare Mengen von Chlorphenol-Verbindungen; in sieben Paaren fanden sich Spuren davon.
Den Vogel schoss der Coop-«Arbeitshandschuh lang» aus rotem Spaltleder ab: Er enthielt als Einziger Pentachlorphenol (PCP), und das gleich in grosser Menge.
PCP kann Nieren und Leber schädigen und ist krebsfördernd. Die Hersteller setzen Chlorphenole als Konservierungsmittel ein. Dies verhindert Schimmel auf der langen Reise von asiatischen Produktionsländern wie China oder Indien nach Europa.
- Das Gift Chrom VI wies das Testlabor in vier Prüfexemplaren nach. Drei von ihnen übertrafen den Wert von 3 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg); bei dieser Schwelle müssen die Kantonschemiker gemäss Richtlinien des Bundesamts für Gesundheit (BAG) ein Produkt beanstanden und den Hersteller auffordern, das Produkt zu verbessern. Chrom VI kann Allergien auslösen und Krebs fördern. Ein Grossteil des Leders in aller Welt wird mit Chrom gegerbt.
Jumbo, Migros, Coop und Epa: Nur noch «saubere» Produkte
Nicht nur Jumbo hat problematische Handschuhe aus dem Verkauf zurückgezogen. Auch Migros, Coop und Epa haben die meisten mit «ungenügend» beurteilten Produkte aus ihrem Sortiment gestrichen.
Nur vorläufig aus dem Verkauf genommen hat Migros die beiden Miogarden-Handschuhe Herrengrösse für Fr. 2.80 und Fr. 7.50. «Wir haben die Handschuhe an den Lieferanten retourniert», sagt Urs Hauser, zuständiger Produkt-Manager bei der Migros. Die Exemplare der gleichen Modelle, die jetzt im Verkauf sind, seien getestet und frei von Azofarbstoffen, Chlorphenolen und Chrom. «Der K-Tipp hat mit seinem Handschuh-Test Grosses ausgelöst.»
Nur Resista-Importeur Hermann Thomi will seine als «ungenügend» bewerteten Handschuhe weiterhin ohne Einschränkung verkaufen. Er bezweifelt, dass die Prüfresultate richtig sind. Bei einem Nachtest, den Thomi durchführen liess, fand das beauftragte Labor in Hongkong keine Amine aus Azofarbstoffen. Solche Schwankungen sind laut Marion Mandix vom Prüfinstitut Wiertz-Egger-Jörissen nicht ungewöhnlich: «Eine Lieferung kann in Ordnung sein, die nächste kann unerwünschte Azofarbstoffe enthalten.»
Ganz frei von Schadstoffen aufgrund der Testanlage sind fünf Produkte und verdienen damit die Note «sehr gut». Es sind dies:
- Coop Arbeitshandschuh im Doppelpack (Coop)
- Miogarden Arbeitshandschuhe Damengrösse (Migros)
- Eurogarden Arbeitshandschuhe Spaltleder/Rindsnappa (Jumbo)
- Epa Arbeitshandschuhe Herren, Rindsnappaleder (Epa)
- Eurogarden Arbeitshandschuhe Hirschleder (Jumbo).
Nach K-Tipp-Kritik: Anbieter haben Versprechen nicht eingelöst
Schon vor drei Jahren hat der K-Tipp Arbeitshandschuhe aus Leder auf Giftstoffe untersucht und die Resultate im K-Tipp 9/98 veröffentlicht. Damals waren nur 3 von 15 Produkten frei von Azofarbstoffen, Chlorphenolen und Chrom VI.
Damals entschuldigte sich Coop für die schlechten Ergebnisse damit, dass die Handschuhe nicht zum herkömmlichen Coop-Sortiment gehörten und es sich um «Restbestände» handle. Coop hatte damals die Do-it-Baumärkte frisch übernommen, in denen der K-Tipp eingekauft hatte. Doch auch in diesem Test sind noch drei von sieben Coop-Handschuhen mit Problem-Stoffen belastet.
Auch die Migros hatte vor drei Jahren zu viel versprochen: «Wir lassen unser ganzes Handschuhprogramm auf krebserregende Azofarbstoffe prüfen.» Trotzdem schnitten im Test 2001 vier von fünf Migros-Handschuhen mit «ungenügend» ab.
Und noch eines zeigt der Test: Es sind keineswegs die teuren Handschuhe, die am besten abschneiden.
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