Heikle Stoffe im Mineralwasser
Im K-Tipp Test schneiden 6 der 15 getesteten Mineralwässer gut ab. Drei Getränke jedoch enthalten viel radioaktives Uran und Substanzen, die von der Pet-Flasche stammen.
Inhalt
- Merkblatt "Uran im Trink- und Mineralwasser"
K-Tipp 10/2008
19.05.2008
Beat Camenzind
Vollmundig versprechen die Hersteller des Cristalp-Mineralwassers: «Seine ausgewogene Mineralisierung trägt zur Regeneration Ihrer Zellen und zur Reinigung des Organismus bei.» Im K-Tipp-Test schneidet das Wasser aber nur «genügend» ab. Schuld sind der hohe Urangehalt und das vom Pet stammende Acetaldehyd.
Der K-Tipp wollte wissen, wie viel Uran kohlensäurehaltige Mineralwässer enthalten. Dazu schickte er 15 in- und ausländische Min...
Vollmundig versprechen die Hersteller des Cristalp-Mineralwassers: «Seine ausgewogene Mineralisierung trägt zur Regeneration Ihrer Zellen und zur Reinigung des Organismus bei.» Im K-Tipp-Test schneidet das Wasser aber nur «genügend» ab. Schuld sind der hohe Urangehalt und das vom Pet stammende Acetaldehyd.
Der K-Tipp wollte wissen, wie viel Uran kohlensäurehaltige Mineralwässer enthalten. Dazu schickte er 15 in- und ausländische Mineralwässer ins Labor. Die Fachleute untersuchten die Wässer auch auf Acetaldehyd und das Halbmetall Antimon (siehe «So wurde getestet» unten). Beide Stoffe gehen von der Pet-Flasche ins Wasser über. Acetaldehyd kann ihm einen unangenehmen Beigeschmack geben.
Sechs Mineralwässer sind einwandfrei. Im Aproz aber fand das Labor am meisten Uran und Acetaldehyd. Beide Substanzen sind auch im San Pellegrino. Heidiland O2 wies zudem den höchsten Antimonanteil auf. Aufgrund dieser hohen Werte gabs für diese drei Produkte ein «ungenügend». Laut Hersteller sollte Heidiland nicht mehr erhältlich sein. Bei Globus wurde es Mitte Mai trotzdem verkauft.
Die gute Nachricht: Alle im Test gemessenen Werte liegen unter den offiziellen Grenzwerten. Bloss: In der japanischen Pet-Produktion wird laut Michael Krachler von der Universität in Heidelberg (D) weitgehend auf Antimon verzichtet, denn: «Je länger das Wasser in der Pet-Flasche lagert, desto höher der Antimongehalt. Licht und Wärme beschleunigen den Vorgang. Eine unnötige Verunreinigung.» Für die Gesundheit haben Mengen, wie sie im Heidiland-Wasser festgestellt wurden, keine Folgen, so das deutsche Bundesamt für Risikobewertung (BfR).
Ähnlich verhält es sich beim Acetaldehyd: Es entsteht bei der Pet-Produktion und geht – ebenfalls durch Licht und Wärme beschleunigt – ins Wasser über. Laut BfR ist auch dieser Stoff in den vom Labor festgestellten Mengen unbedenklich. Aber die Substanz verändert schon in kleinsten Mengen den Geschmack des Wassers. Wer seinen Durst ohne diese Stoffe löschen will, kauft Mineral in der Glasflasche.
Uran: «2 Mikrogramm pro Liter akzeptabel»
Uran gelangt durchs Gestein ins Mineralwasser. Die Herkunft bestimmt also den Urangehalt. Das zeigt auch ein Vergleich der Resultate des K-Tipp-Tests mit jenen des Gesundheitstipp (Ausgabe 6/06): Aproz, San Pellegrino und M-Budget hatten ähnlich hohe Uranwerte. Der deutsche Experte Ewald Schnug hält 2 Mikrogramm Uran pro Liter Wasser für gerade noch akzeptabel – im aktuellen Test haben allerdings 9 von 15 Produkten diesen Wert überschritten.
Die Hersteller verweisen auf Richt- und Grenzwerte, die eingehalten würden. Nestlé und Migros schreiben, die Urankonzentration im San Pellegrino bzw. Aproz sei nicht gesundheitsgefährdend. Die Migros behandelt deshalb das Wasser auch nicht speziell.
So wurde getestet
Das Labor Simec in Zofingen AG hat die kohlensäurehaltigen Mineralwässer auf folgende Substanzen untersucht:
Uran: Das radioaktive Schwermetall reichert sich im Körper an, kann Krebs, Organ- und Erbgutschäden verursachen und gelangt vom Gestein ins Quellwasser. Ein Grenzwert existiert in der Schweiz nicht. Das deutsche Umweltbundesamt publizierte einen «Leitwert» von 10 Mikrogramm pro Liter Wasser. Laut Experten sind aber auch bei Wässern mit niedrigerem Urangehalt gesundheitliche Schäden möglich.
Acetaldehyd: Die Substanz entsteht bei der Pet-Herstellung, kommt aber auch in der Natur vor. Je nach Inhalt, Produktionsmethode und Lagerung der Flasche geht Acetaldehyd ins Wasser über. Laut Gesetz darf die Verpackung das Lebensmittel geschmacklich nicht verändern. Ab 15 Mikrogramm ist Acetaldehyd im Mineralwasser geschmacklich spürbar. Sensoriker schmecken es auch bei tieferen Werten.
Antimon: Das Halbmetall wird bei der Pet-Herstellung eingesetzt. Der Toleranzwert in der Schweiz liegt bei 5 Mikrogramm pro Liter Wasser. Die Substanz geht ebenfalls vom Pet ins Wasser über.