Die Haut in der Pogegend ist dünn und sehr empfindlich. Laut Dermatologen reagiert dieser Bereich ähnlich sensibel wie Schleimhäute – also etwa die Schutzschicht von Organen wie Magen und Darm. Deshalb sollten in feuchtem Toilettenpapier keine reizenden Stoffe enthalten sein.
Der K-Tipp schickte die zwölf meistverkauften Produkte zur chemischen Analyse ins Labor. Ergebnis: In allen Produkten waren deutlich weniger hautreizende Stoffe enthalten als bei einem K-Tipp-Test vor bald zehn Jahren (Ausgabe 13/2007). Beispiel: Damals stellte das beauftragte Labor in der Hälfte der getesteten Feuchttüchlein Formaldehyd fest. Im aktuellen Test war dies nur noch bei einem einzigen Produkt der Fall.
Die im Produkt «Soft» der Migros gemessene Menge war mit acht Milligramm pro Kilo aber gering und liegt deutlich unter den geltenden Grenzwerten. Trotzdem hat der K-Tipp das Produkt mit einem Abzug von 2 Noten belegt. Denn Formaldehyd hat in Produkten, die man auf sensibler Haut anwendet, grundsätzlich nichts zu suchen. Die Substanz reizt schon in geringen Mengen die Haut und gilt als krebserregend. Laut der Migros wird das Formaldehyd nicht als Konservierungsmittel eingesetzt. In der Natur sei der Stoff überdies in höheren Konzentrationen zu finden.
Teils grosse Preisunterschiede
Drei Produkte schnitten in Bezug auf die Inhaltsstoffe sehr gut ab. Sechs weitere Feuchttüchlein waren immerhin noch gut. Bei den Preisen sind die Unterschiede gross. Zum Beispiel kosten 100 Tüchlein des Testsiegers von Denner Fr. 2.10. Für die gleiche Menge bezahlt man bei den «Duckies classic» hingegen Fr. 10.80.
Zurückhaltender wurden die Hersteller in den letzten Jahren bei dem Einsatz von hautreizenden Duftstoffen. Für die häufig gereizte Haut am Po gilt denn auch: je weniger Duftstoffe, desto besser.
Nur in drei Feuchttüchlein wies das Labor Duftstoffe in deklarationspflichtigen Mengen über 10 Milligramm pro Kilo nach. Immerhin: Die gefundenen Substanzen sind durchwegs solche mit geringem allergisierendem Potenzial.
Konservierungsmittel in zu hoher Dosis
Damit die feuchten Tüchlein mit der Zeit nicht verkeimen, setzen alle Hersteller unter anderem auf das Konservierungsmittel Phenoxyethanol. Dieser Stoff darf zurzeit in Produkten für Erwachsene in der EU bis zu einer Konzentration von 1 Prozent eingesetzt werden. Diesen Wert halten alle getesteten Produkte ein.
Der K-Tipp orientierte sich bei der Bewertung an den Empfehlungen der französischen Arzneimittelbehörde. Diese empfiehlt bei kosmetischen Produkten für Kinder bis drei Jahre einen Gehalt von höchstens 0,4 Prozent Phenoxyethanol. In Baby-Feuchttüchern darf diese Substanz überhaupt nicht vorkommen. Phenoxyethanol kann die Augen reizen und steht unter dem Verdacht, Fortpflanzung und Wachstum zu beeinträchtigen.
Im Test überschritten acht Produkte den Wert von 0,4 Prozent Phenoxyethanol. Der K-Tipp hat diese Produkte um 1 Note abgewertet. Denn Feuchttüchlein für Erwachsene werden im gleichen Haushalt auch von Kindern benutzt.
Die meisten Hersteller kommentieren die Testergebnisse nicht. Aldi sagt, dass die Mengen der gefundenen Inhaltsstoffe unter den Grenzwerten lägen. Hakle weist darauf hin, dass das Phenoxyethanol in den Tüchern vor Bakterien und Pilzen schütze. Die eingesetzte Menge sei unproblematisch.
Feuchttüchlein gehören in den Abfall
Denner schreibt, dass seine Feuchttüchlein ab diesem Sommer ohne Phenoxy-ethanol ausgeliefert würden. Die Migros gibt an, die Zusammensetzung ihrer Tücher «M-Budget» und «Soft» mittlerweile geändert zu haben. Phenoxyethanol und der Duftstoff Coumarin würden bei den aktuell erhältlichen Tüchlein nicht mehr eingesetzt. Der leicht erhöhte pH-Wert der «M-Budget»-Tücher weicht nach Ansicht der Migros «nicht relevant vom durchschnittlichen pH-Wert der Haut ab».
Gut zu wissen: Feuchtes Papier löst sich in Wasser schlechter auf als trockenes WC-Papier. Grund: Die Feuchttüchlein sind fester, damit sie beim Putzen nicht reissen. Deshalb gehören die Produkte eigentlich in den Kehricht und nicht in die Toilette. Die Tüchlein können sonst WC, Kanalisation oder Pumpwerke verstopfen.
Tipps: Wasser und Tupfen statt Reiben
Die Analhaut ist sehr empfindlich. Jahrelanger Gebrauch von Feuchttüchlein und die enthaltenen chemischen Stoffe können die Haut anfällig für Ekzeme machen. Für die Hygiene sind Konservierungsstoffe und Parfüms unnötig. Ideal für die Analhygiene ist reines Wasser. In Asien und im arabischen Raum hängt deshalb neben den Toiletten oft ein einfacher Wasserschlauch.
Aus dermatologischer Sicht richtig ist: Erst feucht reinigen, dann sanft trocken tupfen. Trockenreiben ist ungünstig. Ständiges Reiben verschlimmert Juckreiz. Wer oft Juckreiz am After verspürt, sollte den Grund beim Arzt abklären lassen. Vielleicht sind dafür Hämorrhoiden verantwortlich.