Kabellos surfen: Langsamer als versprochen
Bei Geräten für kabellose Datenübertragung sind die Unterschiede in Bedienung und Reichweite gross. Bei der Geschwindigkeit machten alle eine schlechte Figur.
Inhalt
K-Tipp 8/2005
20.04.2005
Rolf Muntwyler - rom@ktipp.ch
Kabelloses Surfen ist nicht nur unterwegs - etwa an Bahnhöfen und in Hotels - praktisch: Rüstet man Haus oder Wohnung mit einem Funk-System aus, kann man sich mit einem portablen Computer in der Wohnung frei bewegen und am Wohnzimmertisch, auf dem Bett oder im Garten surfen und mailen.
Ein eigenes Funknetzwerk hat weitere Vorteile: Es können mehrere Computer ans Internet gehen. Das ist interessant für Familien, Wohngemeinschaften oder gar Nachbarn, die sich zusammentun und üb...
Kabelloses Surfen ist nicht nur unterwegs - etwa an Bahnhöfen und in Hotels - praktisch: Rüstet man Haus oder Wohnung mit einem Funk-System aus, kann man sich mit einem portablen Computer in der Wohnung frei bewegen und am Wohnzimmertisch, auf dem Bett oder im Garten surfen und mailen.
Ein eigenes Funknetzwerk hat weitere Vorteile: Es können mehrere Computer ans Internet gehen. Das ist interessant für Familien, Wohngemeinschaften oder gar Nachbarn, die sich zusammentun und über einen einzigen Internet-Anschluss surfen.
Als Sender zu Hause sorgt ein so genannter WLAN-Router für die Übertragung von Daten. Die englische Abkürzung WLAN (Wireless Local Area Network) steht für kabelloses lokales Computer-Netzwerk. Es wird ans Modem angeschlossen, das die Verbindung zu einem Breitband-Angebot herstellt, sei es via ADSL über die Telefonbuchse oder über das Fernsehkabel.
Das mag für technisch wenig Begabte abschreckend klingen. Doch wie schwierig ist es tatsächlich, das Zuhause mit einem WLAN-System auszurüsten?
Kassensturz und K-Tipp haben sieben Router von der Hochschule für Technik HSR in Rapperswil SG auf Handhabung, Reichweite, Sicherheit und Übertragungsgeschwindigkeit prüfen lassen.
Die Unterschiede bei der Handhabung sind gross. Beim Siemens Gigaset und dem Netopia-Starter-Kit von Bluewin führt ein Installationsprogramm Schritt für Schritt zur Inbetriebnahme. Der Trendnet-Router hingegen bietet nicht einmal eine Installationsanleitung in Deutsch an.
Die Hochschule hat auch untersucht, ob die Verbindung in verschiedenen Zimmern im Einfamilien- und Mehrfamilienhaus klappt und wie weit die Geräte im Freien senden. Beim besten Gerät, Netopia, war nach 800 Metern Luftlinie Schluss, beim Zyxel-Router bereits bei 350 Metern.
In den Gebäuden haben die Geräte unterschiedlich abgeschnitten. Mit Linksys konnte man zwei Stockwerke tiefer problemlos surfen, beim Zyxel war bereits in der Nachbarwohnung keine Verbindung mehr möglich.
Hauptkritik: Geräte sind zu langsam
Weiter massen die Fachleute die Übertragungsgeschwindigkeiten der Geräte. Diese Werte lagen bloss bei zirka 20 Mbps (Megabits pro Sekunde) statt der deklarierten 54 Mbps. Laut Beat Stettler, Professor für Computer-Netze in Rapperswil und Leiter der Untersuchung, geben die Hersteller theoretische Höchstwerte an, die sie nicht erreichen können: «Die angegebenen Datenraten sind reine Werbeversprechen!» Immerhin sind die Benutzer beim Mailen und Surfen im Internet kaum beeinträchtigt, weil die Datenraten der Breitband-Anschlüsse um ein Vielfaches geringer sind. Wichtig ist die Datenrate hingegen dann, wenn man im Netzwerk direkt Daten von einem portablen Computer über WLAN zum Heim-PC überträgt.
Stellt man die Geräte auf verschlüsselte - also sicherere - Übertragung, führt das bei einigen zu einem Abfall der Schnelligkeit. Im extremsten Fall wurde der Netgear-Router um ein Drittel langsamer.
Benachbarte WLAN-Netze können ebenfalls zu starken Geschwindigkeitseinbussen bis zu 90 Prozent führen, wenn die Frequenzen nicht abgestimmt werden. Sind weitere Computer mit einem älteren WLAN-Adapter (Client 802.11b) im Netz, wird die Geschwindigkeit ebenfalls gedrosselt.
Die Möglichkeiten, sichere Verbindungen herzustellen, sind bei allen Geräten recht gut. Bei vielen Routern ist aber die Prozedur zum Einrichten der Sicherheitsmassnahmen so kompliziert, dass die Mehrheit der Benutzer damit vermutlich überfordert sein dürfte.
Wichtig zu wissen:
- WLAN-Adapter für den Laptop sind teils eingebaut, teils dem Router beigelegt, sonst müssen sie separat gekauft werden.
- Genügt die Reichweite der eingebauten Antenne nicht, ist die Möglichkeit, eine Zusatzantenne anzuschliessen, nützlich (D-Link, Linksys, Trendnet). Geräte mit zwei Antennen ermöglichen generell zuverlässigere Verbindungen (im Test nur Linksys und Netopia).
- Router können sich gegenseitig stören. Deshalb mit Benutzern von Funksystemen in der Nachbarschaft abmachen, wer welchen Kanal wählt. Man kann zwar am Router zwischen 13 Kanälen wählen. Wer Kanal 5 einstellt, belegt aber auch immer Kanäle 3, 4, 6 und 7! Tipp: Nur die Kanäle 1, 5, 9 und 13 für eine optimale Belegung wählen.
- WLAN-Router erzeugen Elektrosmog, strahlen aber um ein Vielfaches weniger als Handys.
Die Stärken und Schwächen der getesteten Geräte
Netopia 3357 (Bluewin)
- Beste Dokumentation, allerdings auf ADSL-Kunden von Bluewin ausgerichtet.
- Grösste Reichweite aller getesteten Produkte.
- ADSL-Splitter/-Filter, Kabel und WLAN-Adapter für PC werden mitgeliefert.
- Nur für Bluewin-Kunden.
Linksys WRT54G
- Gute Reichweite im Ein- und Mehrfamilienhaus.
- Beste Einstellungs-Möglichkeiten für die Übertragungssicherheit; auch für Computer-Cracks geeignet.
- Übersichtliches Menu mit eingeblendeten Hilfetexten.
- Zwei Antennen für besseren Empfang sowie externer Anschluss zum Vergrössern der Reichweite möglich.
- Günstiger Kaufpreis.
- Besonders geeignet für Internet-Telefonie.
- Mässige Reichweite im Freien.
Siemens Gigaset SE 505
- Einfache Bedienung.
- Akzeptable Reichweite.
- Relativ grosse Einbussen bei Störungen durch Nachbar-Netzwerke.
D-Link Airplus DI-624+
- Enthält alle wichtigen Funktionen.
- Externe Antenne zum Vergrössern der Reichweite anschliessbar.
- Einziges Gerät mit einstellbarer Ausgangsleistung.
- Günstiger Kaufpreis.
- Menu etwas unübersichtlich.
Zyxel Prestige 660 HWI
- ADSL-Modem eingebaut (Nachteil: für Breitbandanschluss übers TV-Netz nicht nutzbar).
- Einfache Menuführung.
- Besonders geeignet für Internet-Telefonie.
- Schlechte Reichweite.
- Relativ grosse Einbussen bei Störungen durch Nachbar-Netzwerke.
Trendnet TEW-431 BRP
- Passable, im Freien gute Reichweite.
- Anschluss für externe Antenne.
- Recht gute Übertragungsgeschwindigkeit.
- Relativ grosse Einbussen bei Störungen durch Nachbar-Netzwerke.
- Nicht für grösstmögliche Kompatibilität mit anderen WLAN-Adaptern zertifiziertes Gerät (WiFi).
- Mässige Sicherheitsfunktionen.
Netgear WGR614
- Schwache Reichweite.
- Gewaltige Einbussen bei der Datenrate durch Störungen von Nachbar-Netzwerken.
- Übertragungsgeschwindigkeit sinkt bei Sicherheits-Verschlüsselung.
- Übertragungsgeschwindigkeit sinkt dramatisch bei Störquellen, z.B. Nachbarn auf ähnlicher Frequenz.
(rom)